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Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs - Kern, C: Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs

Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs - Kern, C: Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs

Titel: Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs - Kern, C: Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Anne. Sie folgte Artair als Erste durch das Tor und in den Gang, der sich dahinter befand.
    Die Männer auf den Mauern sahen sie, Robert und Nadja an. Die meisten Soldaten hatten sich Tücher vor Mund und Nase gebunden. Man konnte nicht erkennen, ob sie neugierig, misstrauisch oder vielleicht sogar feindselig waren. Nadjas Mund wurde trocken, als sich das Tor hinter ihr wieder schloss. Sie drehte sich um und sah, wie vier Männer schwere Riegel vorschoben.
    Artair stieg von seinem Cosgrach und streckte sich. Ein Soldat führte das Reittier davon. Nadja bemerkte die Schießscharten zu beiden Seiten des Gangs und die vergitterten Löcher in der Decke. Über einem sah sie einen Kessel stehen. Der Gang stellte wohl die letzte Falle für Angreifer da, denen es gelungen war, das Tor zu öffnen.
    »Wir mussten es erst darauf ankommen lassen«, erklärte Artair, der Nadjas Blick bemerkt haben musste. »Wie ihr seht, erfüllt die Anlage ihren Zweck.«
    Mit langen Schritten ging er durch den Gang auf ein zweites, offen stehendes Tor zu. Die Soldaten, die er passierte, verneigten sich tief. Sie alle trugen das Abbild des Hammers, entweder stilisiert in ihrer Brustpanzerung oder auf Schilden und Wappenröcken.
    »Er ist ein mächtiger Mann«, sagte Anne leise, als sie sich Artair anschlossen.
    Sie hatte recht. Nadja sah es an der Art, mit der er sich bewegte, und an den Reaktionen der Leute, die ihm begegneten. Sobald sie den Gang verließen und eine belebte Gasse betraten, versuchte fast jeder, der ihm entgegenkam, irgendwie seine Aufmerksamkeit zu erregen. Die Händler, deren Karren die Häuserwände säumten, priesen ihm lautstark ihre Waren an, Frauen winkten ihm aus den Fenstern zu, während alte Männer, die im Schatten saßen und ein kompliziert aussehendes Spiel mit Würfeln und Holzstäben spielten, ihm Ratschläge zuriefen. Artair lächelte oder sagte gelegentlich ein warmes Wort, meistens nickte er den Rufern jedoch nur zu.
    Die Gassen, durch die sie gingen, waren voller Elfen und Halbelfen. Zwischen den menschlich aussehenden entdeckte Nadja immer wieder Tier- und Pflanzenwesen, meist in heller, weit geschnittener Kleidung. Rechts und links des Weges ragten Häuser auf, die aus Sandstein und Holz bestanden. Kein einziges sah neu aus. Alles wirkte alt, von dem Kopfsteinpflaster, in das die Räder der Handelskarren tiefe Fugen gegraben hatten, bis hin zu den Holzbalken, welche die Vordächer kleiner Stände stützten und vom Sand so glatt geschliffen worden waren, dass Nadja glaubte, ihre Fingerspitzen glitten über Glas.
    »Wie alt ist Las’wogg?«, fragte sie Artair, nachdem sie den geschäftigen Teil der Stadt hinter sich gelassen hatten und es in den Gassen ruhiger wurde.
    »Niemand weiß es. Bevor der Schmied uns verließ, gab es keine Zeit. Wir waren unsterblich. Wir säten nicht, wir ernteten nicht, es gab keine Jahreszeiten. Warum also hätten wir uns um die Jahre kümmern sollen, die vergingen?«
    »Aber das hat sich geändert?«
    Artair hob die Schultern. »So, wie alles sich geändert hat. Wenn ein Leben endlich wird, möchte man die Zeit zählen, die vergangen ist, und die schätzen, die man noch hat. Ich weiß nicht genau, warum.« Er räusperte sich. »Wie dem auch sei, laut der Aussagen unserer Priester, möge der Schmied ihnen Weisheit und Kraft geben, leben wir im Jahr zehn der Vertreibung.«
    »Vertreibung?«, fragte Anne.
    »Aus dem Paradies.« Robert gab die Antwort. Er wirkte traurig. Zum ersten Mal, seit sie in diesem Land angekommen waren, schien ihn etwas wirklich zu berühren.
    Artair nickte.
    Sie ließen die Gassen hinter sich und betraten einen weiten, großzügig angelegten Platz. In der Mitte stand ein Springbrunnen, groß wie ein Haus. Er bestand aus Steinfiguren, die im Reigen um einen Hammer tanzten, aus dem früher einmal wohl Wasser geflossen war. Doch jetzt war das Becken voller Sand. Die Figuren standen bis zu den Knien darin.
    Häuser säumten den Platz. Ihre Fenster waren zugemauert, Soldaten standen vor den Türen. Artair ging an ihnen vorbei und nickte knapp, als sie sich verbeugten. »Hier warten die Gefangenen auf ihre Verurteilung«, sagte er, als würde er Nadjas Frage erahnen. »Ketzer, Besessene, Mörder, Spione. Flammenritter, die zu feige waren, in ihr Schwert zu fallen, als sie besiegt wurden. Früher einmal lebten hier die Händler der Stadt. Sie verkauften ihre Waren auf dem Platz, aber als die Vertreibung begann, verlegten sie ihre Stände in die Gassen. Niemand lebt

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