Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs - Kern, C: Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs
Bewegungen waren völlig synchron, wie Rian bewundernd bemerkte. David saß sichtlich genervt und angespannt neben ihr. Er wollte wieder zu Nadja und Talamh, weiter nichts.
Mahine beugte sich zu Rian herüber, während Tamati, Teramati und die anderen sangen und dazu ihre Bewegungen vollführten, die immer kraftvoller wurden. Die Gesichter wurden – sofern das überhaupt möglich war – immer bedrohlicher und der Gesang immer lauter. Whetus und Maatas Stimmen wurden immer schriller. »Das ist ein
haka
«, murmelte Mahine, »ursprünglich ein Kriegstanz. Aber mein Großvater und mein Großonkel singen von der Geburt Mauis, des neuseeländischen Volkshelden, und davon, wie er die Sonne zwang, langsamer über den Himmel zu ziehen, damit die Menschen ihr Tagewerk verrichten können.«
Rian starrte die Tänzer verständnislos an, die auf sie und David zukamen, grimmige Grimassen schnitten und ihnen die Zunge herausstreckten.
»
Tenei te tangata puhuru huru
Nana nei i tiki mai
Whakawhiti te ra
A upa ... ne! Ka upa ... ne!
«
Wieder beugte sich Mahine vor und flüsterte Rian die Übersetzung des Gesangs ins Ohr, als hätte sie vergessen, dass die Elfe ohnehin alles verstand. »Das ist der starke Mann, der die Sonne fing und sie lange scheinen ließ – ein Schritt und noch ein Schritt nach oben!«
Mit einem letzten lauten Brüllen schlugen sich die Tänzer einmal auf die Oberschenkel und beendeten mit einem kraftvollen Sprung in Rians Richtung ihren
haka
.
Außer Tamati setzten sich alle im Schneidersitz auf den Boden. Rian erwischte sich dabei, dass sie neugierig auf das war, was als Nächstes kam. Tamati, der als Einziger stehen geblieben war, schloss die Augen und intonierte feierlich klingende Worte in Te Reo Maori, doch diesmal ohne Tanz. Und Rian verstand jedes einzelne. Sie bewunderte Tamati dafür, dass er den komplizierten Gesang, der sich irgendwie sogar zu reimen schien, offenbar vollständig auswendig wusste.
»Nachdem er den Menschen das Feuer von seiner Großmutter Mahu ika gebracht, das Land Aotearoa aus dem Meer gezogen und die Sonne gezwungen hatte, länger zu scheinen, sodass die Menschen ihr Tagewerk verrichten konnten, beschloss Maui tikitiki-a-Taranga, zu seinem Vater zu gehen und sich dort auszuruhen«, sang Tamati.
»Als er einige Zeit bei ihm verbracht hatte, sagte sein Vater, dass Maui nun für seine Taten Rechenschaft würde ablegen müssen, denn niemand könne die Ahnen, die für den Lauf der Natur zuständig waren, straflos so betrügen, wie er es getan habe. Doch Maui tikitiki-a-Taranga lachte seinen Vater aus und fragte, wer ihm wohl Einhalt gebieten wolle. Sein Vater antwortete: Ich habe bei deiner Geburt vergessen, einige Gebete zu sprechen – und deswegen bist du sterblich, denn das hat deine Ahnin Hine-nui-te-po, die große Frau der Unterwelt, uns nicht verziehen.
Maui tikitiki-a-Taranga lachte wieder und antwortete: Ich werde den Tod besiegen. Ich werde unsterblich werden und auch den Menschen das ewige Leben wieder zurückgeben. Sag mir, wo ich meine Ahnfrau finde, auf dass ich gehe und sie besiege.
Sein Vater nickte und sagte: Dort im Westen, am Rande des Himmels, wo am Horizont der Himmel die Erde berührt, dort lebt Hine-nui-te-po, die große Frau der Unterwelt. Maui tikitiki-a-Taranga sprang auf. Er rief seine Freunde, vier kleine Vögel, zu sich und machte sich auf die Reise. Es dauerte einige Zeit, bis er seine Ahnfrau gefunden hatte, aber schließlich sah er sie schon aus der Ferne. Sie lag da, schlafend, die Beine weit geöffnet. Maui tikitiki-a-Taranga wandte sich zu seinen Freunden, den Tauben, und sagte ihnen, er werde seine Ahnfrau besiegen, indem er zwischen ihren Schenkeln in ihren Leib treten, durch ihren Körper hindurchgehen und aus ihrem Mund wieder herauskommen werde. So werde er sie besiegen. Sie werde sterben und er unsterblich sein.
Seine Freunde, die Vögel, wachten draußen. Maui begann, in den schlafenden Körper seiner Ahnfrau einzudringen. Kopf und Arme waren bereits in ihr verschwunden, und er freute sich – nicht mehr lange, und er würde unsterblich sein – und mit ihm alle Menschen!
Doch der Anblick Maui tikitiki-a-Tarangas, der halb in seiner Ahnherrin steckte, war so komisch, dass Tiwakawaka, der Fliegenschnäpper, nicht mehr stillhalten konnte und lauthals zu pfeifen begann. Die anderen Vögel, die Maui tikitiki-a-Taranga mitgebracht hatte, fielen in das Lachen des Fliegenschnäppers ein. Aber oh weh, Hine-nui-te-po erwachte von dem
Weitere Kostenlose Bücher