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Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Titel: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Erzeugnisses zum Opfer zu fallen.
    »Kommt!«, lockte er leise und blies die Worte mit dem Wind zu den Aerins, »kommtkommtkommt ...«
    Der Beschwörungsteppich erlosch. Der erste Wächter zog stöhnend und ächzend seine Beinwurzeln aus dem Boden und taumelte schweren Schritts auf die Feuerwand zu. Er glitt hinein, fächelte sich mit seinen knorrigen Händen begierig den Duft der schwarzen Blüten ins warzige Gesicht. Er ging weiter, obwohl er bereits bis zur Hüfte in Flammen stand. Und er starb mit weit ausgestreckten Armen, ein einziges dunkeldunkelschwarzes Blütenblättchen vor die Nase gepresst.
    Seine Artgenossen folgten ihm. Sie marschierten in einer Reihe. Ihre Glieder zuckten konvulsivisch, wie in Ekstase.
    »Dumme, dumme Aerins«, sagte Gofannon zu sich selbst und schüttelte den Kopf. »Sie mögen mächtige Zauberwesen sein, sind aber auf der anderen Seite so dumm wie Fischfutter. Würde mich nicht wundern, wenn sie irgendwann aussterben.«
    Der letzte Wächter verbrannte in einer knisternden Lohe. Der Flammenteppich wurde träger, immer träger. All das magische Flussmaterial – die Flüche, die Beschwörungen, die Bannsprüche – verfestigte sich zu einem glasierten Einerlei. Eingekapselte Schutz- und Gedankenbilder wollten die Trennfläche von unten her durchbrechen. Sie klopften mit ihren weit verästelten Fühlern dagegen und suchten sich einen Weg zurück in die Wirklichkeit zu bahnen – vergebens. Sie vergingen, fielen der Vergessenheit anheim.
    Vielleicht würde das magische Gestein in ein paar Jahrtausenden zerbröseln und einige wenige Zauberspruchrelikte freigeben. Ahnungen der alten Kraft oder seltsame Melodien, die empfindsame Wesen in den Irrsinn treiben konnten.
    Gofannon stieg auf die glasierte Fläche und rutschte darüber hinweg; anfangs vorsichtig, dann immer schneller werdend. Es war wie Schlittschuhlaufen.
    Das Zelt Fanmórs kam in Sicht. Seine Giebel, von denen kichernde Basiliskenbabys ihr Wasser herabtropfen ließen, ragten spitz in den Himmel. Ringsum befanden sich kleine Lagerkälter; stetig aus sich selbst herauswachsende Eisblumen, an denen sich die Frostsöldner eines fernen, ihm unbekannten Landes die klobigen Körper kühl hielten. Das gemäßigte Klima des Elfenlandes behagte ihnen nicht allzu sehr.
    Gofannon hatte sie bei der Schlacht von Farwynn kämpfen sehen. Sie kannten keinen Tod und fürchteten sich bloß vor einem Zustand, den sie selbst
Schmelze
nannten. Wenn sie während des Kampfes zu Boden gestreckt und nicht innerhalb einer gewissen Frist von Artgenossen ausreichend gekühlt werden konnten, zerrannen sie durch die Berührung mit der Erdwärme. Jene Tröpfchen, in denen die Bewusstseine und Partikelchen ihrer Persönlichkeit gespeichert waren, verbanden sich mit Quell- und Flusswasser. Im Laufe der Jahre trieben die Teilchen in die Ozeane, um dort, weit voneinander getrennt, in fürchterlichem Scheinleben weiterzuexistieren. Ohne Erinnerung, ohne Lebensfunken, ohne
Selbstgefühl
.
    Gofannon achtete nicht weiter auf die Frostsöldner. Er war ein Gott, und er war unsichtbar.
    Das Zelt war durch einen Sicherungszauber geschützt, der ihm einen gewaltsamen Zutritt verbot. Die Seitenplanen glänzten und glitzerten von magischem Staub. Das Pulver bereitete ihm leichte Übelkeit, da es seine bösen Absichten spürte und bereits aus einer Entfernung von gut und gern zwanzig Schritten auf ihn reagierte.
    Er musste es also durch den Eingang des Giebelzelts probieren. Schnurstracks hielt er darauf zu. Zwei junge Crain-Elfen mit angespannten Gesichtern standen Wache. Sie rochen nach Lauch und Gras, hatten also gerade gegessen. Goldglänzende Epauletten hingen von ihren Schultern, als Zeichen ihrer Zugehörigkeit zum innersten Kreis der Wächter.
    Gofannon war geschickter, als man es anhand seiner Körperfülle annehmen konnte. Und er besaß Intuition. Just im richtigen Moment, als sich einer der Jungen hustend ein wenig zur Seite drehte, schlüpfte er durch die entstandene Lücke. Er verharrte vor dem schweren Tuch des Eingangs, blies die Wangen ein wenig auf und erzeugte eine natürlich wirkende Luftbrise. Keiner der Kindersöldner, die den Zeltzugang im Auge behielten, wunderte sich über die schmale Lücke zwischen den beiden sich überlappenden Stoffbahnen. Gofannon glitt hindurch, rollte sich geschickt ab – und blickte erschrocken zur Zeltwand.
    Hatte er zu spät reagiert? Ein alter Allesseher tat hier Dienst; ein verkrüppelt wirkender Paradiesvogel, auf einer

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