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Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Titel: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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des Springwater-Sponsors oder gar den Vizepräsidenten des hiesigen Gurkenzüchtervereins?«
    Nadja schüttelte den Kopf. »Du wirst dich ganz schön wundern, wen du heute noch alles knipsen musst.«
    »Ist doch immer dieselbe Bagage. Wichtigmacher auf der einen Seite und Touristenmanager-Fuzzis auf der anderen. Eine Symbiose, die überall funktioniert. Gemischt mit viel Alkohol und Essen aus Buden, das unter normalen Umständen kein Mensch anrühren würde.«
    »Da ist er endlich wieder, mein Robert! Den ganzen Vormittag lang habe ich deinen Zynismus und deine schlechte Laune vermisst.«
    »Hmph!« Er zog ein letztes Mal an der Zigarette, schnippte sie auf den Boden und trat die Glut aus. In seiner Packung befanden sich noch fünf oder sechs Gitanes. Dazu trug er offenen Tabak bei sich, vielleicht eine Tagesration. Dann würde er auf die hiesigen Rauchwaren zurückgreifen müssen. Fünf Britische Pfund, das Päckchen. Und nichts von dem Zeugs würde die Lungen so gut durchputzen wie die guten alten Gitanes.
    Sie verließen das Gelände des National Railway Museum und machten sich auf den Weg zurück ins Stadtzentrum. An einem Ständchen bestellten sie eine Portion Fish ’n’ Chips mit viel Essig. Das Essen schmeckte überraschend gut. Robert unterhielt sich mit einem Angeheiterten, der sich angestrengt an seinem Bier festhielt und vergeblich versuchte, sich an einen alten Kinderreim über Guy Fawkes zu erinnern.
    »Remember, remember, the fifth of November«, sprach ihm Robert geduldig vor,
    »Gunpowder, treason and plot.
    I know of no reason
    Why the gunpowder treason
    Should ever be forgot!«
    Der Betrunkene nickte andächtig und schlürfte an seinem Bier. Robert fand den Mann auf eine seltsame Art und Weise ... amüsant. Trotz seines Zustands mühte er sich, seine Rolle als englischer Gentleman den ausländischen Gästen gegenüber aufrechtzuerhalten. Die angebotene Gitanes lehnte er anfänglich brüsk ab, ließ sich aber schließlich doch gerne dazu überreden, einen der Glimmstängel aus dem zerknitterten Päckchen zu fischen. Seine Augen strahlten vor Freude, seine Worte der Dankbarkeit blieben steif und kühl.
    Ein seltsames Volk, diese Briten
, dachte Robert, um sich gleich darauf zu korrigieren.
Das ist eine billige Verallgemeinerung. Ein Londoner aus dem East End ist etwas ganz anderes als ein fanatischer Katholik aus Londonderry in Ulster. Ein Schotte aus Caithness ist mit einem Mancunian unter keinen Umständen zu vergleichen. Ein Liverpudlian unterscheidet sich grundlegend von einem walisischirischen Werftarbeiter, der die Docks von Southampton seine Heimat nennt
.
    Er schüttelte den Kopf. Er hatte zu viele Pubs von innen gesehen und mit zu vielen Leuten einen über den Durst getrunken. Auch wenn diese ... einfachen Begegnungen auf gewisse Weise seinen Horizont erweiterten, so schadeten sie zumindest seiner Leber.
    Nadja, die eine besondere Antenne für Stimmungen besaß, ließ sich gerne von der Ausgelassenheit der vorbeiströmenden Menschen anstecken. Kinder streckten die Hände aus und krakeelten nach einem »Penny for the Guy!« Robert drückte dem jüngsten von ihnen Kleingeld in die Hände, das er in den Tiefen seiner Hosentasche fand. Freudestrahlend lief der Bursche weiter und umzingelte mit seinen Kumpanen gleich darauf das nächste Opfer. Robert beneidete die sechsbis zehnjährigen Kinder um ihre Unbeschwertheit, um ihre Unschuld.
    Aus einer schlecht beleuchteten Seitengasse drang Gekichere und bald darauf ein spitzer Aufschrei, der rasch in rhythmisches Gestöhne überging. Vorbeihastende Jugendliche rissen schmutzige Witze, während ältere Semester so taten, als hörten sie nichts.
Dort, in diesem dunklen Kabuff
, so dachte sich Robert wehmütig,
ist’s jetzt vorbei mit der Unbeschwertheit. Und mit der Unschuld
.
    »In drei Stunden wird es dunkel«, sagte Nadja und blickte nervös auf die Uhr. »Iss auf. Wir müssen uns auf den Weg machen. Unser erster Interviewpartner wartet.«
    Robert verabschiedete sich mit vollem Mund von seinem neuen Freund Seamus und ließ ihm in einem plötzlichen Anfall von Spendierlaune seine letzten Gitanes zurück.
    »Ich bin am Abend im King’s Arms, unten am Ouse«, rief ihm der Yorkie in fürchterlichem Slang nach. »Die Alte zu Hause flucht ohnehin schon, weil ich seit gestern nicht zu Hause war. Auf ein paar Stunden mehr oder weniger, die ich vom Drachenhort fernbleibe, kommt’s nicht an. Die Strafpredigt, das Nudelholz und das Gekeife der

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