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Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Titel: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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zum Überlaufen bringen und aus den hier Versammelten einen wütenden Mob formen.
    »Schrecklich«, murmelte Nadja.
    Es fiel ihr schwer, die Szene zu verinnerlichen. Diese Frau hatte wohl einen Angehörigen verloren. Sie stolperte in ein Nichts, in dem ihr ihre ganze Existenz sinnlos erschien.
    Nadja atmete tief durch. Sie fühlte sich verpflichtet, die Dinge zu bewerten. Schrift und Bild zu einem Ganzen zu formen und den Geist der Geschehnisse so gut wie möglich zu erfassen. Immer schon hatte sie sich bemüht, ein Sprachrohr für jene zu sein, deren Stimmen zu schwach waren.
    Textbausteine fügten sich in ihrem Kopf zusammen. Persönliche Eindrücke fanden darin ebenso Platz wie Stimmen der Betroffenen, die sie im Vorbeigehen aufgeschnappt hatte.
    »Ein Essay soll es werden«, murmelte sie. »Die Grundfakten der Katastrophe, gewürzt mit jenen Dingen, die ich selbst in Erfahrung bringen konnte.«
    Selbstverständlich abzüglich der Behauptung, dass hier der Agent einer bösen Elfenkönigin am Werk war
, dachte sie.
    »Wie bitte?« Robert hatte seinen Film verschossen und drehte sich zu ihr.
    »Ich habe darüber nachgedacht, wie ich meine Reportage anlege. Ich bin so geladen, dass es lediglich eine Sache von ein paar Stunden sein kann, bis ich die Geschichte ins Reine geschrieben habe.« Sie schämte sich, als sie hinzufügte: »Wenn du eine anständige Fotoreihe zusammenstoppeln kannst, werden wir ganz schön absahnen.«
    Robert atmete tief durch. »Du weißt, wie ich über Geld denke.«
    »Ja, Che.« Ihr Fotograf hätte einen ausgezeichneten kubanischen Revolutionär abgegeben. In jenen Zeiten, da er stimmungsmäßig »oben« war, ersann er haufenweise Ideen, um den Weltfrieden herbeizuführen und jedermann auf der Erde seinen Anteil an Glück und Wohlstand zu verschaffen.
    Nadja zog Robert beiseite, in eine der abgelegenen Seitengassen. Hier herrschte gespenstische Ruhe. Als läge die Bevölkerung friedlich im Schlaf und hätte nicht eine der schrecklichsten Katastrophen der modernen britischen Geschichtsschreibung hinter sich.
    »Wie, zur Hölle, bist du ins Gefängnis gekommen? Ist zwar nicht das erste Mal, dass ich dich auslösen musste. Aber niemals unter derartigen Umständen ...«
    Robert nickte. Er lehnte sich gegen die Ziegelmauer des ersten Häuschens der schmalen Gasse. »Alles begann damit, dass ich in diesem kleinen Pub der tollsten Frau der Welt über den Weg gelaufen bin ...«
    Nadja lauschte gebannt. Sie versuchte, subjektive Eindrücke von der Wahrheit zu trennen, wie sie es seit Langem gewohnt war. Sie schob die verletzte Eitelkeit eines enttäuschten Liebhabers beiseite und konzentrierte sich auf die Essenz von Roberts Schilderungen.
    Irgendwann »kippte« die Erzählung. Das Grundthema änderte sich.
    »Moment mal«, sagte sie irritiert. »Du bist also aus ihrem Haus gestolpert und davongelaufen. Du kamst dann in eine Umgebung, die mittelalterlich wirkte?«
    »Ja, so war’s! Ich schwöre dir: Ich war völlig bei Sinnen. Ein Schmerz durchzuckte mich, und auf einmal befand ich mich in einer älteren Ausgabe von York.« Er grinste müde. »Ist dir der Geruch, den ich mir dabei eingefangen habe, nicht Beweis genug?«
    »Eigentlich ja.« Sie lächelte zurück. »Wie gesagt: Ich halte nichts mehr für unmöglich. Dennoch: Wir dürfen eine kurzfristige ... Verwirrung nicht ausschließen. Wie war der Schmerz? Stechend, ging er vom Kopf aus?«
    »Auf gar keinen Fall!« Robert schüttelte den Kopf. »Er machte sich in den Armen breit, und eigentlich begann er ...«
    »Ja?«
    »In den Handgelenken. Genauer gesagt: hier.« Er deutete auf das Cairdeas.
    Schweigend marschierten sie weiter, jeder in seinen eigenen Gedanken verhangen.
    »Eine ... Nebenwirkung«, sagte Nadja nach geraumer Zeit. »Eine, auf die uns David und Rian nicht aufmerksam gemacht haben.«
    »Von der sie vielleicht gar nicht wussten. Das Cairdeas wird herkömmlicherweise von Elf zu Elf weitergereicht. Am Handgelenk eines Menschen entwickelt es wohl eigene Qualitäten.«
    »Bei mir nicht«, entgegnete Nadja.
    »Zumindest bis jetzt nicht. Oder vielleicht bedarf es eines besonderen Schocks, um diese zeitliche Versetzung zu ermöglichen.«
    »Glaubst du etwa, meine Nacht war um so viel besser als die deine?« Nadja kickte eine leere Springwater-Flasche beiseite. »Ich hatte ebenfalls ein Aha-Erlebnis der besonderen Art.«
    Langsam, stockend begann sie ihre Erzählung. In spröden Worten berichtete sie von Darbys und ihrem Liebesakt; sie

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