Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig
Wir könnten essen gehen.«
»Ja, gerne. Und vielen Dank für deine Hilfe. Vielleicht kann ich dir morgen schon was über David berichten.«
Giorgio ging zu ihr und küsste sie auf beide Wangen. »Pass auf dich auf, cara. Du scheinst ein Talent für Schwierigkeiten zu haben.«
»Keine Sorge, ich bleibe brav daheim«, versicherte sie. »Ich habe genug mit Recherchen zu tun.«
Zwischenspiel
Der Mann ohne Schatten
»Mir ist langweilig«, beschwerte sich der Kau, und Cor pflichtete ihm bei.
»Wie lange wollen wir diese Menschenfrau noch beobachten? Nehmen wir ihr endlich die Seele!«
Der Getreue beachtete seine Helfer nicht. Sein Blick folgte der jungen Frau, die soeben das Haus verließ und eilig davonlief. »Sie wird uns führen«, murmelte er.
»Und dann? Was ist an ihr anders als an den anderen?« Der dünne, spitzohrige Kau sprang hektisch auf und ab. »Mir ist kalt! Ich habe Hunger!«
»Möchtest du in dein zugiges Nest im Schattenland zurück, an die Seite deines Retters, der dich einst aus der Starre erweckte?« Die Stimme des Getreuen fegte wie ein donnernder Windhall über den Kau hinweg und umhüllte ihn mit einer Schicht aus Eis.
Er schlug die großen Hände über dem Kopf zusammen und hielt die Kappe fest. »Nein, Herr!«, heulte er auf und klapperte mit den Zähnen. »I-ich erwärme mich an Eurem Glanz und erdulde gelassen jede Pein!«
Der winzige Cor zupfte am Mantel des Getreuen. »Jetzt mal im Ernst, Meister. Worauf warten wir?«
Der Getreue packte ihn und hob ihn auf seine Hand. »Wir sind in Venedig«, knurrte er. »Die magischen Strömungen sind hier unglaublich stark. Die Wege der Welten der Elfen, Menschen und Toten kreuzen einander, und wer weiß, welche weiteren Pfade. Noch immer kommen Götter hierher, um neue Kräfte zu schöpfen. Daher werden wir keinesfalls Aufmerksamkeit erregen!«
»Schon gut«, beschwichtigte der Spriggans. »Ihr habt den besseren Überblick von Eurer Höhe aus. Aber was ist mit der Sterblichen?«
»Sie gehört mir«, antwortete der Mann ohne Schatten, und ein Lächeln blitzte unter seiner Kapuze hervor. »Ganz und gar mir.«
Zu spät merkte er, dass Cor vom Hauch seines Atems eingefroren wurde. Unwirsch setzte er ihn ab und machte sich auf den Weg.
Er hörte, wie der Kau durch Pusten versuchte, seinen Gefährten aufzutauen. Dann gab es einen Knall, und der Kau fluchte mörderisch. »Idiot! Dummkopf! Sich aufzublähen, dümmer kannst du dich nicht anstellen! Was für eine Sauerei! Wie soll ich das jetzt alles einsammeln? Und vor allem, wer fügt es wieder richtig zusammen? Hm? Also, ich bestimmt nicht!«
Ein Scharren und Kratzen erklang, dann rief der Kau kläglich: »Herr, bitte wartet!«
Der Getreue verharrte und drehte sich um. Inmitten des in Wollfetzen um ihn verteilten Spriggans stand der spitzohrige Elf und raufte sich die Haare, die wirr unter seiner Kappe hervorstanden. »Da hat Cor was angerichtet! Wie soll ich ihn je wieder zusammensetzen?«
»Warum hat er das getan?«
»Ich glaube, er mag es nicht, von Eis eingeschlossen zu sein. Er hat es überhaupt nicht gern, wenn ihn was beengt.«
»Dann bring es irgendwie in Ordnung, und sorg dafür, dass die Menschen es nicht sehen! Am Ende nimmt einer ein Stück von Cor mit und schenkt es seinen Kindern.« Der Getreue stutzte, dann lächelte er finster. »Gefällt mir. Wir sollten ihn verschenken.«
»O nein, edler Herr«, protestierte der Kau panisch. »Was soll ich denn ohne ihn … ich meine, er ist der Beste im Seelensammeln, erst gestern hat die Königin, gepriesen sei sie, ihn wieder gelobt.«
»Dann holen wir uns einen anderen Seelensammler, es gibt genug davon.«
Hastig kratzte der Kau die Überreste seines Gefährten zusammen und stopfte sie in seine Tasche. »Herr, es kommt selten was Besseres nach. Wir sollten behalten, was wir haben …«, fistelte er und suchte hektisch den Boden ab, damit er nichts vergaß. »Wahrscheinlich wird er furchtbar wütend, wenn er nicht mehr vollständig ist. Andererseits, verdient hätte er es, soviel Dummheit gehört bestraft!« Die Wollfetzen zuckten in seinen Händen und bewegten sich im Beutel.
Der Getreue beachtete ihn nicht mehr. Er sah gerade, wie sich ein Mädchen von etwa fünfzehn Jahren mit dem Rollstuhl seiner Großmutter über eine Kante abmühte und kurz davor schien, ihn umzustürzen. »Attenzione!«, rief er und sprang aus den Schatten in die Nebel Venedigs. Das Mädchen sah nun einen großen Mann mit Hut und langem Mantel. »Pass doch auf,
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