Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig
eine Lösung nachdenken, wie wir David da rausholen. Wo steckt eigentlich Pirx?«
»Besorgungen. Bis später.«
Nadja fuhr hoch, als sie eine Berührung am Arm spürte. Sie starrte in Pirx’ grinsendes Igelgesicht. »Alles erledigt, und Venedig steht noch«, sagte er triumphierend. »Ich weiß sogar, wo der Kostümladen ist, gar nicht weit weg.« Er gab die Beschreibung so, dass Nadja sich etwas darunter vorstellen konnte.
»Danke, Pirx.« Sie setzte sich auf und gab ihm einen Kuss auf die haarige Wange. »Du bist eine große Hilfe.«
»Kommt jetzt der garstige Kater endlich weg?«, fragte er hoffnungsvoll. »Er schaut mich immer so hungrig an.«
»Nein, er bleibt, solange er will.« Nadja schüttelte lächelnd den Kopf.
»Aber in meinem Bett schläft er nicht!«, bekräftigte Pirx. »Wenn ich auch nur ein einziges schwarzes Katzenhaar finde, setzt es was!«
»Einverstanden. Halt einfach dein Zimmer geschlossen.«
Pirx wackelte zur Tür. Dann blieb er stehen und druckste herum, eine ganz neue Regung. Sonst platzte er immer gleich mit allem heraus.
»Sag schon, was dir auf dem Herzen liegt!«, forderte Nadja ihn auf.
Pirx zog die Mütze vom Kopf und knetete sie in seinen Händchen. »Du wirst David finden, ja?«
»Versprochen, Pirx. Und ich werde ihn befreien.«
Überrascht hielt Nadja inne, als der kleine Pixie zu ihr zurückrannte und ihr Bein umarmte. »Ich glaube, du hast was ganz Dummes vor«, piepste er. Dann verschwand er hastig.
Fabio schlief fest, als Nadja sich aus dem Haus schlich. Auch von Pirx und Grog war nichts zu sehen. Der Kater lag dösend in der Nähe des Eingangs. »Pass gut auf«, wisperte sie ihm zu und streichelte ihn kurz. »Gib Warnung, wenn es gefährlich wird.«
»Prr-rrt«, machte der Kater und drückte den Kopf gegen ihre Handfläche.
Draußen herrschte immer noch der Nebel, es war feuchtklamm und ungemütlich. In den Gassen war nichts los, und Nadja war das nur recht. Kaum zu glauben, wie trist es hier sein konnte, nach dem herrlichen wolkenlosen Tag gestern, als alles im besonderen Licht erstrahlt war. Aber immer noch besser als Wolkenbrüche und Hochwasser.
Das Telefon vibrierte; Nadja hatte es stumm gestellt, denn sie wollte nicht gestört werden. Auf der Anzeige stand Giorgios Nummer, also hob Nadja erst recht nicht ab. Sie konnte sich denken, weswegen er anrief. Ein Glück, dass sie ihm ihre Adresse nicht genannt hatte. Obwohl er sich deswegen vermutlich nicht auf den Weg durch den Nebel machen würde.
Geh lieber heim zu deiner Familie
, dachte sie.
Morgen ist alles vorbei
.
Die letzten Worte der beiden Geister beschäftigten sie immer noch. »Das Sterben beginnt …« Worauf bezog sich das? Auf die Elfen? Oder auch auf die Menschen? Ging es etwa um mehr als nur um die Suche nach dem Quell der Unsterblichkeit? Oder hatten sie aktuell die Zwillinge gemeint, die nicht mehr zu retten waren?
David, denk an David, es geht nur um ihn. Mach dich nicht verrückt
.
Das Handy summte erneut, diesmal Fabio. Er war wohl aufgewacht und hatte entdeckt, dass Nadja weg war. Egal, sie würde nicht antworten und er konnte sie nicht finden. Sie hatte ihm nicht erzählt, wie sie nach Tramonto gelangen würde, und zu welcher Uhrzeit.
Beinahe wäre sie an dem Kostümladen vorbeigelaufen. Die Schaufenster waren mit kostümierten Puppen vollgestellt, und die Tür mit Dekoration so verhängt, dass kaum Licht auf den Weg drang. Von außen sah der Laden klein und schmal aus, aber als Nadja ihn betrat, war es nur ein Vorraum, hinter dem sich eine Art Halle ausbreitete, mit hunderten Kostümen auf mobilen Ständern. Einige Leute waren zu sehen, die Verkleidungen abholten oder anprobierten. Ein älterer, grauhaariger Mann mit einem Maßband um den Hals kam lächelnd auf sie zu. Nadja überragte ihn um einen Kopf. »Sie wollen ein Kleid abholen, Signorina? Für den Maskenball heute Abend?«
»Ganz recht«, antwortete sie und zeigte ihren Abholschein.
»Kommen Sie, gehen wir gleich nach hinten.« Er ging voraus. »Sie sind Journalistin, ja? Ich merke das gleich.«
»Und Ihnen gehört der Laden hier«, konterte Nadja. »Sie machen das aus Passion, denn Geld haben Sie ausreichend.«
»Luigi Valderi, für meine Kunden nur Luigi, zu Diensten«, lachte er. Er suchte einige Reihen ab, dann zog er ein knallrotes Kleid heraus, verglich die Nummer und machte ein verdutztes Gesicht. »Aber nein!«, rief er. »Da muss ein Fehler passiert sein, das kann unmöglich Ihr Kleid sein.«
»Stimmt die Größe
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