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Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Titel: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schartz
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war, um dich vor Beleidigungen zu beschützen.« Dann packte er die Degenscheide und stieß mit seinem leichten Bauchansatz an Louis XVI., dessen rechtes Auge nur um Haaresbreite dem Dolchstoß der langen Nase entging.
    »Aber ich kann es wieder gutmachen, indem ich Genugtuung verlange! Zieht, Ihr mieser Monarch, der Ihr bald ohne Kopf herumlaufen werdet! En garde!« Er versuchte, den Degen zu ziehen, der sich jedoch verhakt hatte. »Verflixt, das muss geölt werden.« Mit grotesken Verrenkungen versuchte er es weiter.
    Nadja lachte schallend. Marie Antoinette machte ein verlegenes Gesicht. »Ich habe nicht erkannt, dass Sie ein Gast sind, weil …«
    »… ich als Dienstmagd gehe?« Nadja winkte gleichgültig ab. Louis XVI. packte seine Frau und zog sie mit sich fort.
    »Geschafft!«, rief Scaramuccia, als er den Degen endlich gezogen hatte, und verharrte verdutzt. »Doch der Feind ist fort, da sieht mans wieder. Keine Geduld mehr, eine reine Wegwerfgesellschaft. Wie soll man so Schlachten gewinnen?«
    »Was bist du für ein komischer Vogel?«, lachte Nadja.
    »Scaramuccia, der Angeber und Aufschneid…«
    »Ich weiß, wer deine Figur ist. Ein Weiberheld obendrein. Aber wieso mischst du dich ein?«
    »Eben weil ich ein Weiberheld bin«, grinste er. Dann lüpfte er die Maske und zwinkerte ihr aus blauen Augen zu. »Aber ernsthaft: ich bin ein deutscher Kollege von dir. Ich habe am Eingang mitbekommen, dass du Journalistin bist. Ich mache gerade eine Reportage über Venedig und habe mir eine Einladung ergaunert.« Er streckte Nadja die Hand hin. »Thomas Bernhardt, genannt Tom, freut mich.«
    Nadja hob ebenfalls die Maske und sagte auf Deutsch: »Nadja Oreso, und freut mich ebenfalls. Ich komme übrigens aus München.«
    Er starrte sie verdutzt an und lachte dann lauthals. »Ich rette die Konkurrenz!«
    »Keine Sorge, nicht für diesen Ball. Ich habe mir die Einladung aus anderen Gründen ergaunert.«
    »Ach ja? Wahrscheinlich wegen der Gerüchte, wie?« Tom blickte sich um. »Wie es scheint, zieht sich langsam der Strick um den Hals des Conte zu. Der Staatsanwalt will eine einstweilige Verfügung beim Richter erwirken, dass jeder unbeschränkten Zugang auf die Insel erhalten darf. Dann ist es nicht mehr weit bis zum Durchsuchungsbefehl.«
    Nadja hörte aufmerksam zu. »Stimmt es, dass hier immer wieder Menschen verschwinden?«
    »Das ist einer der Gründe. Jedes Jahr auf dem Ball fahren weniger Gäste in die Stadt zurück, als hierher transportiert wurden. Die Gästeliste muss aus diesem Grund geführt und öffentlich gemacht werden. Bisher konnte nichts nachgewiesen werden, der Conte lässt für einen Tag die Polizei her, die alles durchsucht und nichts findet.« Er hob die Schultern. »Keine Ahnung, was die hier abziehen, aber koscher ist die Sache nicht. Bisher lag um die Insel ein Tabu, weswegen man nie näher herankam. Nun, es scheint allmählich zu bröckeln. Ich hoffe nur, der Staatsanwalt hält lange genug durch.«
    »Oder er verschwindet auch«, meinte Nadja. »Ist ja in Italien gang und gäbe.«
    »Ich habe mir ein paar der Leute um den Conte näher angeschaut, und die sind irgendwie unheimlich, Frauen wie Männer. Als ob sie frisch vom Friedhof kämen.«
    »Du hast ja eine blühende Fantasie. Und zu viele Zombiefilme gesehen.«
    »Du wirst es selbst erleben, Nadja. Viele ältere Venezianer bekreuzigen sich, wenn sie den Namen des Conte hören. Trotzdem findet der Ball jedes Jahr statt, und alle schlagen sich um die Einladungen. Irgendwie pervers, finde ich.«
    »Viele suchen wahrscheinlich den erotischen Reiz des Verbotenen, Tom, und wollen mal wieder ein Kribbeln spüren, um zu wissen, dass sie noch leben.« Nadja musterte den Kollegen misstrauisch. »Und wie bist du darauf gekommen? Ich meine, das ist keine alltägliche Reportage …«
    »Zunächst ging es nur um den Ball«, antwortete Tom. »Der Artikel sollte im Januar mit Bezug auf den Karneval erscheinen, aber ich glaube, wir ändern das Thema. Je mehr ich recherchiert habe, desto unheimlicher wurde das Ganze, und jetzt beiße ich mich an den Geheimnissen um den Conte fest.«
    Wenn er wüsste, wie recht er mit seinen Empfindungen hatte, würde Tom sicher nicht so unbeschwert daherplaudern. Sollte Nadja ihm jetzt erzählen, dass ein Elf hier irgendwo gefangen gehalten wurde, hätte er es wahrscheinlich trotzdem nicht geglaubt. Andererseits verfolgten sie ähnliche Ziele. Es wäre schön gewesen, Unterstützung zu haben, doch sie musste das allein

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