Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Titel: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schartz
Vom Netzwerk:
aus Bleikristall und glitzerte geheimnisvoll.
    Immerhin, ein wenig Gastfreundschaft gab es schon – sie durfte noch einen guten Schluck trinken, bevor er sie hinauswarf. Vermutlich nahm er dies als willkommene Abwechslung an, als kleines Spiel.
    Er goss eine goldgelbe, klare Flüssigkeit in zwei Whiskygläser und brachte ihr eines, bevor er sich wieder niederließ und sein Glas in der Hand schwenkte. Dabei wirkte er so entspannt wie zuvor. »Probieren Sie und sagen Sie mir, was es ist.«
    Nadja schnupperte vorsichtig und stellte fest: kein Torf. Die Farbe sprach ebenfalls dafür. Kein besonderes, aber frisches Aroma. Es erinnerte sie an einen Frühlingstag im März und war nicht zu süß, sondern eher trocken. Als sie kostete, bestätigte sich die Vermutung. Dann, als sich Duft und Flüssigkeit miteinander verbanden und ihre Geschmacksknospen sich vollends geöffnet hatten, verdrehte Nadja die Augen und seufzte. Vorsichtig nahm sie einen zweiten Schluck.
    »Wow«, sagte sie andächtig. »Kein Vanille, kein Sherry, kein Portwein, kein Torf. Ein bisschen Honig vielleicht, aber sehr … unverfälscht und rein. Dabei unvergleichlich mild. Er muss sehr alt sein, aber ich habe keine Ahnung, was das ist. Dieser Whisky ist mit nichts vergleichbar, was ich je getrunken habe – und der beste.«
    Der Conte nickte zufrieden. »Das genügt mir. Um Sie nicht zu sehr auf die Folter zu spannen: Es ist die Einzelabfüllung eines vierzig Jahre alten Glenfiddich, die Flasche wird inzwischen mit mindestens 1500 Euro gehandelt.«
    Nadja hätte beinahe das Glas fallen gelassen. »Das ist ein sehr großzügiges Gastangebot, Conte, und ich werde jeden einzelnen Tropfen davon genießen. Soll mir das den unsanften Abgang von Ihrer Insel versüßen?«
    Er lachte, doch lag keine Spur Heiterkeit darin. »Ich verweise niemanden der Tür, der einen so exzellenten Geschmack besitzt – und noch dazu eine Frau ist. Abgesehen davon kann ich Sie gar nicht davonjagen, denn draußen herrscht Sturm. Sie haben vielleicht schon die etwas unruhige Überfahrt bemerkt; nun, das hat sich zu einem Unwetter gesteigert. Es ist momentan unmöglich, mit dem Boot zu fahren.«
    Einerseits war Nadja froh über diese Auskunft, weil sie dann genug Zeit hatte, sich umzusehen. Andererseits kam sie vielleicht nicht mehr weg, nachdem sie David befreit hatte, und saß mit ihm in der Falle.
    Der Whisky schmeckte göttlich, aber sie blieb wachsam und vorsichtig. Sie fühlte sich äußerst unwohl in Anwesenheit dieses Mannes. Um seinen Mund lag ein grausamer Zug, und er beobachtete sie lauernd wie ein Raubtier. Er war völlig undurchschaubar. Jeden Moment konnte seine leutselige Stimmung umschlagen. Nadja hatte schon mit ähnlich gefährlichen Männern zu tun gehabt, deshalb konnte sie sich auf ihr Gespür verlassen.
    »Die großen Porträts auf der Treppe – sind das Ihre Vorfahren?«, schwenkte Nadja zur weiteren Konversation um.
    »Und schon befinden wir uns im Interview, sehe ich das richtig?« Unmut schwang in seinem oberflächlich plaudernden Tonfall mit.
    Aber so leicht ließ Nadja sich nicht einschüchtern, nun war sie in ihrem Element. »Ich weiß, dass Sie keine Interviews geben, deshalb stelle ich diese Frage nur privat. Rein aus Neugier, weil ich eine gewisse Ähnlichkeit zwischen Ihnen und dem Mann zu erkennen glaube. Aber sicherlich stellen Ihnen so viele Leute diese Frage, dass Sie sie nicht mehr hören können.«
    Pieros Augen verengten sich. »Sie verstehen Ihr Handwerk. Ganz anders als diese geschwätzige rothaarige Schreckschraube mit ihrer Überdrehtheit. Sie vermittelt stets das Gefühl, dass sie sich jedem überlegen fühlt.«
    Nadja zog es vor, zu schweigen, das war sehr gefährliches Pflaster. Dieser Mann war ein streng konservativer Italiener der schlimmsten Sorte, der sich an das männliche Motto der Bibel hielt, »das Weib sei dem Manne untertan«. Im Stillen leistete sie Carla Abbitte und sah sie als Kampfgefährtin. Am liebsten hätte sie diesem Urgroßvater aller Chauvinisten gehörig die Meinung gepfiffen, aber in diesem Fall war mehr als Diplomatie gefordert – höchstes Fingerspitzengefühl. Still hob sie das Glas zum Salut und teilte den letzten Schluck noch einmal auf. Der Whisky sollte sie entschädigen für das, was sie sich hier anhören musste.
    Piero ließ seinen Blick nicht von ihr, während er trank. Bildlich sah Nadja vor sich, wie sich Speichel in seinem Löwenmaul, gleich hinter den wachsenden Reißzähnen sammelte, in freudiger

Weitere Kostenlose Bücher