Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Titel: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schartz
Vom Netzwerk:
schwarzgelockten Haare waren im Nacken mit einem Band zusammengehalten. Er trug keine Maske, und seine dunklen, tief liegenden Augen erinnerten Nadja sofort an den Mann auf dem Porträt.
    Das Gesicht ihres Gegenübers war gut geschnitten, ein wenig dünnhäutig und daher blass, wie es bei manchen Norditalienern durchaus vorkam. Das bartlose Kinn zeigte eine strenge Kante. Er sah höchstens wie Mitte dreißig aus, kein Grau war in den Haaren, keine Falte im Gesicht zu finden. Der Ausdruck seiner Augen war allerdings sehr viel älter, streng und fordernd und ziemlich kalt. Am Ringfinger der rechten Hand trug er einen auffälligen Siegelring mit dem Wappen der Familie, an der linken Hand einen schmalen goldenen Ehering.
    »Ich bin Conte Piero del Leon«, stellte er sich mit Baritonstimme vor, ging auf Nadja zu, ergriff ihre Hand und hob sie an seine Lippen. »Willkommen auf meinem bescheidenen Fest.«
    Die Art, wie er Nadjas Hand hielt, gefiel ihr nicht, zu fest und besitzergreifend. Es wäre unhöflich gewesen, die Hand gleich fortzuziehen, doch sie musste sich zusammenreißen. Auch die Art, wie er sich bewegte, beunruhigte sie – tatsächlich wie ein Löwenpascha in seinem Rudel. Seiner Ausstrahlung haftete etwas sehr Altes an, und Nadja verstand, was Tom mit »dem Friedhof entstiegen« meinte. Obwohl der Conte ein teures Parfum benutzte, lag ein unangenehmer Akzent darunter, der süßlich und verstaubt wirkte.
    Trotzdem besaß ihr Gastgeber eine gewisse Anziehungskraft, resultierend aus seinem Aussehen und der Reife, die über sein noch eher jugendlich erscheinendes Alter hinausging. Er war es gewohnt, Befehle zu geben, und Nadja ging davon aus, dass er Widerspruch nicht leiden konnte. Gewiss eine Herausforderung für so manche Frau, seinem spröden Charme mehr zu entlocken und sein Temperament zu wecken. Für Nadja eher ein Grund, das Weite zu suchen.
    »Nennen Sie mich Piero, wie jeder«, fuhr der Conte in typisch hochadliger Bescheidenheit fort und wies einladend auf die Sitzgruppe. »Gefällt es Ihnen hier?«
    »Ich finde es ein hervorragend und geschmackvoll arrangiertes Fest«, sagte Nadja, während sie sich in einen Sessel setzte.
    Der Conte ließ sich ihr gegenüber auf dem Sofa nieder, lehnte sich lässig zurück, breitete die Arme auf den Lehnen aus und schlug die langen, schlanken Beine übereinander. Damit machte er deutlich, dass alles hier ihm gehörte. Hoffentlich zählte er Nadja nicht schon dazu. »Sie sind die Colombina«, bemerkte er. »Die einzige auf diesem Ball, ist Ihnen das aufgefallen?«
    »Die übrigen Gäste sind wohl nicht ganz so bescheiden«, lächelte Nadja.
    »Gut gearbeitetes Kostüm. Von Luigi Valderi?«
    »Ja.«
    »Aber wenn ich Ihnen das sagen darf, die Tasche dazu ist scheußlich und macht jeglichen wohlwollenden Eindruck zunichte.«
    »Ein Zugeständnis an die Moderne, Conte Piero«, schmunzelte Nadja. »Darin befinden sich meine Sachen, die ich normalerweise trage, und natürlich mein Arbeitszeug.«
    »Ah, damit sind wir gleich beim Thema.« Der Conte beugte sich vor und schlug die Hände zusammen. »Wer sind Sie? Ich halte es für ziemlich unverfroren, sich mit einem gestohlenen Presseausweis hier einzuschleichen.«
    Das konnte Nadja nicht ins Schwitzen bringen, sie hatte damit gerechnet. Der Conte war schließlich nicht einfältig. »Ich bin Carlas Vertretung«, sagte sie ruhig. »Sie ist leider krank geworden und konnte nicht kommen.«
    »Auf der Pressekonferenz ging es ihr noch gut, wie ich hörte. Sie bat wie immer um ein Exklusivinterview.« Lag da eine Schärfe in seiner Stimme? Sie glaubte nicht.
    »Ja, aber als sie in der Redaktion ankam, wurde ihr plötzlich übel, und sie musste nach Hause.«
    Er fixierte sie mit seinen stechenden alten Augen. »Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?«
    »Weil ich davon ausging, dass ich dann nicht hätte kommen dürfen«, antwortete Nadja freimütig.
    »Gut überlegt, denn das wäre der Fall gewesen.« Der Conte stand auf, ging zur Bar und öffnete eine Karaffe. »Whisky?«
    Sie wagte nicht abzulehnen. Außerdem mochte sie Whisky und war gespannt, was er ihr für einen anbieten würde. »Ja, gern.«
    »Bevorzugen Sie eine bestimmte Sorte?«
    »Single Malt, nicht zu torfig, am liebsten schottisch von der Speyside.«
    Er war ihr einen prüfenden, dann anerkennenden Blick zu. »Gut. Ich fordere Sie heraus und überrasche Sie.« Er schloss die Karaffe wieder und griff nach einer anderen, die ganz hinten stand. Sie war offensichtlich

Weitere Kostenlose Bücher