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Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Titel: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schartz
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einiges gefasst machen müssen. Der Raum nebenan bot wenig Aufschluss, es schien tatsächlich so, als habe Piero nichts zu verbergen. Im gelassenen Bewusstsein, dass es keine elektronische Überwachung gab, durchstöberte Nadja einige Schränke und Schubladen, aber es fand sich nichts Aufschlussreiches. Kein Tagebuch, das dramatische Ereignisse enthüllte, oder brisante Dokumente. Wenn es so etwas gab, musste es gut verborgen sein. Wahrscheinlich in einem Safe.
    Ab und zu begegnete sie schwankenden Gästen, die sie zu fröhlichen Spielen einluden. Etwa zu einer nächtlichen Nacktbadesession draußen im windumtosten See und zu pikanteren Aktionen. Das Haus hatte noch viele Sofas. Nadja schauderte allein bei dem Gedanken.
    Die Gesellschaft fing zusehends an sich aufzulösen, dabei ging es erst auf zehn Uhr zu. Und garantiert würde der Ball bis in die frühen Morgenstunden andauern oder so lange, wie der Sturm sie alle hier festhielt. Solange die Speisen und Getränke nicht zur Neige gingen, dürfte auch die Stimmung unter den Partygästen nicht nachlassen. Und daran glaubte sie keine Sekunde.
    Unbeirrt von dem Treiben der Maskierten suchte Nadja nach Geheimgängen, verschlossenen Türen, mystischen Zeichen, nach irgendetwas, das sie auf Davids Spur brachte. Immer wieder berührte sie das Cairdeas, doch es gab keinen Mucks von sich. Schließlich, als sie sich gar nicht mehr zu helfen wusste, drückte sie sich im letzten Zimmer in eine dunkle Türnische und ging in die Hocke. Der Raum war klein und völlig verlassen, nur ein Tisch mit eingelassenem Schachbrett und zwei Stühle standen darin. Es war sehr still hier, keine Gesprächsfetzen, nicht einmal leise Musikklänge drangen noch bis zu ihr durch. Ein Ort zur Meditation und Zurückgezogenheit, mit Seidenteppichen an den Wänden und nur einem Bogenfenster.
    Nadja öffnete die Tasche und zog von ganz unten die Elfenmaske heraus. Das Herz schlug gegen ihr Mieder, als sie das lederne Stück betrachtete. Wenn ihr Vater das erst wüsste! Wahrscheinlich würde er vollständig die Nerven verlieren, weil Nadja sich damit vermutlich den Elfen offenbarte und alle auf ihre Spur brachte. Allen voran Bandorchu und Fanmór. Aber welches Interesse sollten die beiden Herrscher an ihr haben? Sie war nur eine Halbelfe und völlig unbedeutend.
    Wenn aber der Getreue …
    Nadja schluckte. Ihn wollte sie bestimmt nicht auf ihre Spur bringen. Andererseits: Er folgte ihr doch sowieso und war längst ebenfalls in Venedig. Hatte sich ihr sogar gezeigt, auch wenn sie das erst zu spät begriffen hatte.
    Vielleicht bin ich auch nur paranoid und stelle einen Zusammenhang her, der gar nicht besteht
. Sie hatte keinen Beweis für ihre Annahme, aber ein Zufall erschien ihr zu unwahrscheinlich: Ein junger Mann wollte beim Tanz abklatschen, wurde daran gehindert, beschimpfte Nadjas unbekannten Tänzer und fiel kurz darauf ins Wachkoma. Das trug eindeutig die Handschrift des Getreuen oder eines seiner Helfer. Und die Art, wie der Tänzer sie angesehen hatte, das seltsame Gefühl der
Vertrautheit …
    Nadja schüttelte sich. Auf diese Art und Weise wollte der Getreue seine Macht über sie deutlich machen, genauso wie ein Stalker:
Du bist niemals mehr frei, solange ich lebe
. Insofern hatte sie mit ihrer Bemerkung Giorgio gegenüber recht gehabt, auch wenn es töricht gewesen war, die Sache überhaupt ins Spiel zu bringen. Aber sie kannte Reporter, sie war schließlich selbst einer. Je mehr man auswich, je harmloser man sich gab, desto mehr witterte der gute Artikeljäger eine Geschichte.
    Sie hatte Giorgio einiges zu knabbern gegeben, und das nicht ohne Grund. Der Kollege würde zuerst einmal genau abwägen müssen, ob er Seemannsgarn aufgesessen war oder auf eine falsche Fährte gelockt wurde. Bis dahin hatte sie ihre Ruhe vor ihm.
    Aber nicht vor dem Getreuen. Was wollte er nur von ihr? Wieso spielte er mit ihr? Irgendetwas musste er von ihr erwarten, irgendeine Handlung, ein Verhalten. Er dirigierte und manipulierte sie, daran bestand für Nadja kein Zweifel. Nur wohin?
    Noch immer starrte sie die Maske an. Sollte sie es wirklich wagen?
    Die Maske gab keine Antwort.
    Nadja hielt inne und blickte lauschend um sich. Alles war still, als wäre der Palazzo verlassen. Kurz entschlossen setzte sie die Maske auf.
    Im ersten Augenblick geschah überhaupt nichts.
    Dann zog es ihr plötzlich den Boden unter den Füßen weg, und Nadja hätte beinahe aufgeschrien. Es war ihr, als fiele sie orientierungslos ins

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