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Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Titel: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schartz
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ordentlicher Sturm.«
    »Wir?«, fragte sie überrascht.
    »Klar. Ich helfe dir, wenn du mir nicht die Story wegschnappst.«
    »Abgemacht, aber du erwähnst weder meinen noch Davids Namen. Und ich muss ihn allein suchen, aber bei der Flucht werde ich dich brauchen.«
    Um die Zeit zu nutzen, bis der Conte seine Ansprache hielt, mischte Nadja sich in der Halle unter die Leute und beobachtete. Tom hatte ihr einige von Pieros Anhängern gezeigt, aber sie fand auch so schnell heraus, wer Gast war und wer dauerhaft auf der Insel lebte.
    Die Menschen aus Pieros Gefolge sahen alle jung und schön aus. Aber ihren Kostümen haftete ein seltsam authentischer Geruch an, noch dazu, da sie nicht ganz so perfekt wirkten wie alle anderen. Das Rascheln der Stoffe klang anders, nicht so synthetisch knisternd, die Farben waren ein wenig verblichen, die Spitzen nach Mustern gearbeitet, die man heute in Museen ausgestellt fand. Kurzum, die Kostüme wirkten alt, wie aus der Mottenkiste geholt und für ein jährliches Ereignis in Form gebracht.
    Vor allem durch die Masken wirkten diese Leute wie belebte Puppen, eher wie Zombies als wie gesunde, vitale Menschen. Tom hatte schon recht mit seinen Äußerungen. Ihr Lachen war schrill und aufgesetzt, doch hinter der Fröhlichkeit strahlte eine tödliche Langeweile hervor. Wie Vampire, die sich selbst überlebt hatten.
    Nadja erinnerte sich noch sehr genau, wie Bram Stoker den transsilvanischen Grafen Dracula beschrieben hatte, mit dieser Aura aus muffigem Staub und fahler Blässe, den lebenshungrig glitzernden Augen und gleichzeitig den schlaffen Gesten, die seinen Überdruss an allem deutlich machten. Genau dasselbe gruslige Empfinden, das Nadja damals bei der Lektüre von Stokers berühmten Roman gehabt hatte, überfiel sie nun wieder. Als wäre das Buch real geworden und die Vergangenheit in die Jetztzeit eingedrungen.
    Und das Erstaunliche war, dass die Gäste von außerhalb Pieros Anhänger instinktiv mieden und ihnen auswichen. Sie blieben auch wie ein Löwenrudel unter sich, und wenn einer von ihnen doch einmal ein Mädchen zum Tanz auffordern wollte, erhielt er einen Korb. Nadja bemerkte die kaum verhüllte Wut, die sich dann hinter der Maske entzündete, das heftige Zucken von Wangenmuskeln, trotz der galanten Verbeugung und des gelassenen Rückzugs.
    Nadja verschoss eine Menge Fotos von allen Anwesenden, auch vom Filmteam. Sie wollte alles genau dokumentieren, und die Erlaubnis dazu hatte sie schließlich vom Conte erhalten. Wahrscheinlich würde er alles rückgängig machen, sobald sie ihm eine Abfuhr erteilte, aber dann hoffte sie, bereits wieder in dem lebendigen Venedig zu sein und ihm ihre Entscheidung telefonisch mitteilen zu können.
    Einmal entdeckte sie Tom, der seine Späße mit einem amüsierten Model trieb; vermutlich wollte er so möglichst viele Zeugen schaffen, falls er wie so viele andere auf einmal »verschwinden« sollte. Dieses Schicksal dürfte auch Nadja blühen, sobald Piero herausfand, weswegen sie wirklich da war.
    Einmal begegnete sie dem traurigen Majordomus, lächelte ihn an und fragte: »Was macht der Sturm?«
    Der Mann sah sie mit dem Ausdruck tiefsten Schreckens an, bekreuzigte sich und eilte wortlos weiter.
    Also manchmal
, dachte Nadja,
manchmal übertreiben es die Italiener wirklich mit ihrer Theatralik und transportieren zu viel Filmleben in ihre Realität. Dieses dauernde Bekreuzigen ist in der heutigen Zeit doch absolut affig
. Sie legte diese dramatische Geste so aus, dass der Sturm vermutlich noch schlimmer geworden war. Wahrscheinlich fiel ihm ganz Tramonto in den nächsten beiden Stunden zum Opfer, so hatte die Reaktion des alten Mannes zumindest suggeriert. Großes Kino, dachte sie schmunzelnd. Vermutlich waren sie allesamt schon längst zum Untergang verdammt.
    Endlich war es soweit, dass der Conte seine Ansprache hielt, umringt von seinem Hofstaat. Nadja nutzte die Gelegenheit, um unbemerkt zu verschwinden.

11 Das Portal
    Die Journalistin ging wieder nach oben und durchstreifte nacheinander alle Zimmer. Fast enttäuscht musste sie feststellen, dass der Conte nicht einmal den Zugang zu seinen Privaträumen versperrt hatte. Er schien sich hier so sicher zu fühlen, dass er überall freien Eintritt gewährte.
    Als Nadja hineinging, entdeckte sie ein Pärchen, das voller Hingabe auf dem Sofa vögelte, und eilte hastig weiter. Na, das fing ja schon früh an! Wenn der Alkoholgenuss weiter andauerte, würde sie sich in dieser Nacht wohl noch auf

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