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Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Titel: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schartz
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Menschen, die hemmungslos und ohne jegliches Moralempfinden ihren absonderlichen Gelüsten frönten und sich normalsterbliche Menschen als Sklaven hielten? Und diese armen Geschöpfe wahrscheinlich bedenkenlos ermordeten, wenn sie nicht mehr von Nutzen waren?
    Genau dasselbe hatte der Conte auch mit ihr, Nadja, vor. Abgrundtiefer Hass stieg in Nadja auf, eine heiße Wut, wie sie sie noch nie erlebt hatte. Wenn sie für den Sturm dort draußen verantwortlich war, dann in der Hinsicht, dass er das Symbol für den Untergang des Conte und seiner Anhängerschaft darstellte. Was auch immer heute Nacht geschah – mit der Insel Tramonto würde es vorbei sein, dafür würde Nadja sorgen.
    Grimmig, mit geballten Händen, stapfte sie durch die Zimmer und wollte die Bibliothek gerade verlassen, als ihr eine weitere Tür zur anderen Seite auffiel, die mitten in die Buchregale eingelassen war. Was mochte dort noch sein?
    Kopfschüttelnd ging sie an dem jungen Paar vorbei, das immer noch mit dem Liebesspiel beschäftigt war und nichts um sich herum bemerkte. Vorsichtig drückte sie die Klinke nach unten; es war nicht abgesperrt.
    Eine weitere Bibliothek tat sich auf, als Lesezimmer gestaltet. Außerdem befand sich eine metallene Wendeltreppe in dem Raum, die sowohl nach oben auf einen kleinen Galeriegang an den Buchregalen entlang führte als auch durch einen Schacht nach unten verlief. Nadja schlüpfte in den nur schwach beleuchteten Raum und wollte gerade die Treppe erkunden, als sie erneut gestört wurde. Durch eine Tapetentür von der anderen Seite kamen vier Personen herein. Ein junges Paar in der Mitte, das schwer Schlagseite hatte und von zwei männlichen Maskenträgern an den Seiten gehalten wurde.
    »Und was wollt ihr uns jetz’ sseigen?«, lallte der junge Mann, dessen Maske verrutscht war.
    Seine Begleiterin kicherte albern. »Ich bin’n anständiches Mädchen un’ nich’ für sowas zu haben …«
    »Habt Geduld«, sagte der rechte Maskenträger, der als Brighella verkleidet ging, der andere als Arlecchino.
    Nadja, die sich in die Dunkelheit hinter der Wendeltreppe geduckt hatte, presste die Hände an die Brust, weil sie das Gefühl hatte, ihr Herzschlag donnere wie ein Paukenschlag durch den Raum. Die Maskenträger gehörten nicht zum Palazzo, aber sie hatten nichts Gutes im Sinn. Nadja wusste, dass sie etwas unternehmen sollte, aber sie war wie gelähmt. Sie konnte nicht einmal mit einem Finger zucken.
    Atemlos und mit zunehmendem Schrecken sah sie zu, wie Arlecchino auf das Fenster zuging und es öffnete. Aber statt Dunkelheit und Sturm drängte ein gleißendes, fast brennendes Licht herein, dessen Strahlen gierig in den Raum züngelten.
    Brighella packte den Jüngling und ging mit ihm voran in das gleißende Licht, gefolgt von Arlecchino und dem Mädchen. Die beiden leisteten keinen Widerstand, sondern stützten sich schwer auf und kicherten fröhlich.
    Kurz darauf kehrten die beiden Maskierten allein wieder zurück. Arlecchino verriegelte sorgfältig das Fenster und sie verließen den Raum auf demselben Weg durch die Tapetentür.
    Erst nach fünf Minuten war Nadja in der Lage, sich zu rühren. Ihre Knie schlotterten so sehr, dass sie kaum vorwärts kam. Sie hangelte sich zurück in den Hauptraum und von dort aus durch den Gang auf die Galerie hinaus. Dort herrschte dasselbe bunte und heitere Treiben wie zuvor, vielleicht zusehends übermütiger und ausgelassener. Ein Haufen Schafe tummelte sich hier, die keine Ahnung hatten, dass sie bald zur Schlachtbank geführt werden sollten.
    Nadja straffte ihre Haltung und rückte die schwarze Maske gerade. Eine grölende Menschenschlange torkelte die Galerie entlang und riss die herumstehenden Gäste in ihre Reihe, ob die es wollten oder nicht. Nadja schaffte es gerade noch, außer Reichweite zu gelangen, und sah dem singenden und tanzenden Menschenwurm fassungslos hinterher. Immerhin hatte sie sich soweit beruhigt, dass sie wieder aufrecht gehen konnte. Sie wanderte nach rechts die Galerie weiter, immer schneller, bis sie die nächste Abzweigung fand. Ein leerer Gang tat sich vor ihr auf und sie rannte ihn hinunter, bis ans Ende. Dort gab es eine kleine Nische unter einem Fenster und eine Bank, auf die Nadja sich setzte und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen.
    Was ging auf dieser verfluchten Insel vor sich? Wer waren die beiden Maskierten, und wohin hatten sie das junge Paar verschwinden lassen? Hatten sie im Auftrag des Conte gehandelt? Nadja konnte es kaum glauben.

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