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Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Titel: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schartz
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durchsuchte.
    Schon als Kind hatte Nadja gern Fahrradschlösser geknackt, natürlich nicht, um zu stehlen. Es ging nur um den »gordischen Knoten«, den sie lösen wollte. In der Schule setzte sie ihre Übungen an den Spinden fort und wagte sich schließlich sogar ans Büro des Direktors. Es war lange her, dass sie Riegel geöffnet hatte, indessen war sie sicher, dass man so etwas nicht verlernte.
    Doch diese Tür war offen. Was auch immer sich hinter ihr befand, blieb entweder freiwillig drin oder war auf andere Weise gefangen.
    Nadja öffnete die Tür, überprüfte kurz, ob Gefahr drohte, und sah dann, warum nicht zugesperrt war – es gab noch eine sehr einfache und wirkungsvolle Methode: Innen gab es keinen Drücker, nur einen feststehenden Knauf. Von innen konnte die Tür also nicht ohne Schlüssel geöffnet werden. Nadja nickte grimmig. Hastig klebte sie ein Stück Karton über den Schnapper und prüfte von außen, ob die provisorische Blockade funktionierte. Dann erst wagte sie sich mit vorgerecktem Kopf hinein.
    Eine Art Ein-Zimmer-Apartment erwartete sie. Links führte eine schmale Tür wahrscheinlich ins Bad, ansonsten gab es nur einen Raum, aufgeteilt in Schlaf- und Wohnbereich. Zugegeben, es war gemütlich eingerichtet, und im offenen Kamin brannte ein wärmendes Feuer. Dicke Teppiche auf dem Boden, Seidenteppiche an den Wänden, ein Himmelbett, Buchregale, Schrank, ein Sekretär …
    … und eine Frau, die vor dem schmalen Fenster saß und in die Dunkelheit hinausblickte. Sie saß so reglos, dass Nadja sie erst jetzt bemerkte. Die Frau war sehr schmal und klein. Langes, dunkelblondes Haar fiel ihr glatt den Rücken hinunter. Sie trug ein langes türkisgrünes Kleid, das in der zierlichen Taille von einem breiten Gürtel umschlossen wurde, und dunkelgrüne, samtene Ballerinaschuhe.
    »Hallo?«, wisperte Nadja. »Verzeihen Sie, ich …«
    Keine Reaktion. Die Unbekannte zuckte nicht einmal mit einem Muskel. Sie saß vor dem Fenster und starrte auf die nächtliche Schwärze, die gelegentlich von Wetterleuchten durchbrochen wurde. Der Sturm dort draußen tobte noch immer, und ab und zu rüttelte er auch an den Fenstergriffen, als wollte er sich Einlass verschaffen.
    Nadja ließ die Tür hinter sich zufallen und ging auf die Frau zu. »Signora, ist alles in Ordnung? Kann ich Ihnen etwas bringen?«
    Schweigen. Reglosigkeit.
    Nadja trat an ihre Seite und erblickte das zarte Profil einer jungen Frau, die nicht älter als Anfang Dreißig sein konnte. Ihr Dekolleté wurde von einer mehrreihigen Perlenkette geschmückt, und ein dreireihiges Armband umschloss ihr rechtes Handgelenk. Am linken Ringfinger trug sie denselben schmalen Goldring wie Piero.
    »Contessa …«, flüsterte Nadja. »Sie sind es, nicht wahr?«
    Die Frau wandte langsam den Blick zu ihr. Die blaugrünen Augen sahen trüb aus, verschwommen, sie schienen kaum etwas wahrzunehmen. »Die Elfen sterben alle«, sagte sie mit sanfter, mädchenhafter Stimme und blickte wieder aus dem Fenster. »Aber mich verschont er noch.«
    Sie war keine Elfe, das konnte Nadja spüren, es sei denn, sie war wie Fabio zu einem Menschen geworden oder lebte wie Talamand schon zu lange in der sterblichen Welt. »Was wissen Sie von den Elfen?«
    »Es gibt nicht mehr viele«, lautete die leise Antwort. »Er hat Angst.«
    »Aber ein Elf ist noch da.«
    »O ja. Ich höre ihn manchmal schreien, doch in letzter Zeit kaum mehr.« Die Contessa berührte mit langen, schlanken Fingern ihre Schläfe und zog eine schmerzliche Miene. »Manchmal war er so laut, dass ich davon erwachte. Es ist unerträglich … aber so macht der Conte es mit allen.«
    Nadja merkte, wie ihr Puls sich beschleunigte. »Ist der Elf in der Nähe, wenn Sie ihn hören können?«
    Die Frau schaute zu ihr und lächelte entrückt. »Ich höre ihn in meinen Gedanken, Dummerchen. Ich kann sie alle hören. Es ist unvorstellbar, was er ihnen antut …«
    Auf ihrem Schoß lag eine Stickarbeit. Sie nahm sie in die Hand und fing an zu sticken. Dazu sang sie leise.
    Was für eine unwirkliche Szene. Nadja glaubte sich in einem Film, doch auch dies entsprach dem Nostalgiewahn des Conte.
    »Contessa, helfen Sie mir!«, bat Nadja verzweifelt. »Hören Sie mir zu! Nur Sie können den Elf retten. Ich weiß, dass noch ein Rest Ihres Willens in Ihnen ist! Erinnern Sie sich daran und finden Sie in die Realität zurück!«
    »Aber warum sollte ich das wollen?«, murmelte die Contessa. »Da ist doch nur er …«
    Nadja merkte, dass sie

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