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Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Titel: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schartz
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und unter sich. Es sah so aus, als befände sie sich
in
der Decke, alles um sie war milchig weiß. Wenn sie jetzt einen falschen Schritt tat oder aufhörte, daran zu glauben, war sie wahrscheinlich für immer in dieser Zwischenwelt gefangen.
    Als sie diesmal die Maske wieder aufsetzte, gab es keine Anpassungsschwierigkeiten mehr. Der Blickwinkel wechselte, als würde sie den Deckel von der Kameralinse nehmen. Unter ihr schraubte sich die Wendeltreppe weiter in die Tiefe, umgeben von kahlen, unverputzten dunklen Steinwänden. Es roch feucht und abgestanden, wie in alten Kellern morscher Gemäuer. Aber dieser Teil war nicht von der menschlichen Welt.
    Jeden Moment erwartete Nadja, angegriffen zu werden, von kreischenden geflügelten Tieren oder Dämonen, oder die Schreie der Gefolterten zu hören, wie sie in der Hölle schmorten, irgend so etwas.
    Doch es war alles ganz still. Keine Musik, keine Stimmen konnten mehr hierher durchdringen. Sie war allein, hörte nicht einmal ihren eigenen Schritt oder Atem, konnte nichts unter den Schuhsohlen fühlen. Auch das Cairdeas rührte sich nicht. Wie weit würde es wohl hinabgehen?
    Plötzlich spürte Nadja das Geländer wieder unter ihrer Hand, sie hörte ihre Absätze auf den Steinstufen klappern und sah die kahlen, aber hell beleuchteten Wände des tiefen Kellers um sich. Es war kalt und feucht, und ihr Atem wurde in der Luft sichtbar. Hastig riss sie die Maske herunter; die Sicht veränderte sich nicht. Sie war zurück im Palazzo, im
wirklichen
Gemäuer, das auch für normale Menschen zugänglich war. Die beiden Wege trafen an diesem Punkt irgendwie zusammen.
    Neben der Kühle des abgelegenen Ortes gab es hier noch eine weitere, weitaus schlimmere Kälte. Nadja erkannte sie sofort und wusste, dass sie in größeren Schwierigkeiten steckte, als sie angenommen hatte.
Er
war hier.
    Eisiger Schrecken durchfuhr sie. Nadja wollte umdrehen und fliehen, die Treppe hinauf – doch da schoss eine behandschuhte Hand aus der Dunkelheit unter der Treppe, griff nach ihrem Arm und riss mit gewaltigem Ruck daran.
    Nadja verlor den Halt, sie wurde nach vorn geschleudert und überschlug sich mit einem erschrockenen Aufschrei übers Geländer. Der Aufprall auf dem Boden trieb ihr die Luft aus den Lungen; wenigstens hatte das Kleid den Fall ein wenig gedämpft. Dennoch tanzten Sterne vor ihren Augen, und sie keuchte auf.
    »Sieh da, meine Freundin Nadja Oreso«, erklang eine nur allzu bekannte, heiser zischende, nichtmenschliche Stimme. »Dich findet man doch überall. Man braucht dich gar nicht erst zu suchen, du kommst von ganz allein.«
    Nadjas Hände fuhren an ihren Hals, als der Getreue seine Finger um ihre Kehle schloss und zudrückte. Erstickt rang sie nach Luft, versuchte sich zu erinnern, was die Selbstverteidigung in solchen Fällen lehrte, vor allem, wenn man von meterlangen Stoffbahnen und einem steifen Reifrock behindert wurde.
    Der finstere Umhang des Getreuen war dabei, sich um sie zu schließen, sie sah unter der Kapuze das gierige Glitzern seiner Augen und entschloss sich, das einzig Mögliche zu tun; sie hatte nur diese eine Chance. Sie bäumte sich auf, stützte sich mit den Armen ab, schleuderte die Beine hoch und trat mit aller Kraft in die wabernde Dunkelheit, ohne zu wissen, ob sie treffen würde. Aber sie wusste, es gab einen Körper unter dem Umhang, sie hatte sich bei einem Angriff schon einmal beinahe das Bein gebrochen, und wenn seine anatomischen Verhältnissen denen eines Mannes ähnelten, musste sie ungefähr die richtige Stelle erwischen.
    Ihr Fuß traf, und diesmal folgte kein Schmerz, als ob sie gegen eine Wand getreten hätte. Diesmal war es nachgiebiger. Nadja stieß einen pfeifenden, fast kichernden Laut aus, als der Getreue ein grunzendes Geräusch machte, ihre Kehle losließ und zurücktaumelte. Immerhin schien er eine empfindliche Stelle zu haben, und zwar genau dort, wo Nadja sie vermutet hatte.
    Taumelnd kam die Journalistin wieder auf die Beine: Zwischen ihr und der Treppe befand sich der Verhüllte, der sich schnell wieder erholte. Sie wusste, dass sie mit normalen Schlägen keinerlei Chance hatte, hier half nur Beinarbeit. Wenn sie nur besser durchtrainiert wäre! Sie sollte es sich eine Lehre sein lassen, künftig jeden Tag zu üben, bis sie wieder fit war.
    Nadja keuchte. Der Schweiß brach ihr schon aus, als sie den Rock raffte und in Drehung ging, um gezielt das Bein gegen den Getreuen zu führen. Sie sprang und trat zu, bereit zur nächsten

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