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Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Titel: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schartz
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Schreibtisch des Conte, und zwei Paare knutschten in den anderen Ecken. Sogar das Lesezimmer war belagert und Nadja errötete unwillkürlich. Sie stieg über eine weitere Alkoholleiche hinweg, winkte ab, als eine grölende Gruppe sie zum Mitsingen einlud, und betrat die Wendeltreppe.
    »Da ggehts nirgenss hinn«, erklang eine lallende Stimme aus dem Schatten eines Buchregals, und ein Dottore mit verbogener Nase schob sich samt Wodka-Flasche ins Licht. »Habbs schon ausprobiert. Nur Dekorassion.«
    Nadja nickte und hob die Hand, als würde sie ihm zuprosten. Dann stieg sie die Stufen hinab. Kurzzeitig verspürte sie ein heftiges Ziehen, als ob sie jemand am Weitergehen hindern wollte, aber dann ging es ohne Probleme abwärts. Als sie nach zehn Stufen nach oben blickte, sah sie eine Zimmerdecke; eine perfekte Illusion. So also machte das der Conte. Wer hatte ihm den Trick wohl konstruiert? Würde zu Copperfield passen oder zu jemandem desselben Kalibers.
    Sie befand sich nun in einem kleinen Nebenraum im Erdgeschoss. Durch einen halb geöffneten Vorhang konnte sie das Treiben im Saal sehen. Das Orchester spielte fetzige Weisen, damit die Leute nicht einschliefen, und es wurde fleißig getanzt, gelacht und getrunken. Ein schöner Ball, wenn er nicht so einen grausigen Hintergrund hätte. Nadja wäre lieber dort draußen, unbeschwert und frei. Sie schob das Herzklopfen beiseite und ging die nächste Stufe hinab. Vielmehr, sie versuchte es, zögerte aber, denn unter ihr befand sich der Boden. Oben war ihr das nicht aufgefallen, sie war einfach gegangen. Der Majordomus hatte jedoch gesagt, dass dieser Weg direkt nach unten führte, demnach war das auch so. Also – Augen zu und durch.
    Es ging nicht. Der Boden gab nicht nach. Nadja fluchte still. Was machte sie falsch? Oder hatte sie den Majordomus nicht richtig verstanden? Sie war schon halb entschlossen, sich nach einem anderen Weg umzusehen, als ihr die Elfenmaske einfiel. Kurzerhand zog sie sie aus der Tasche und setzte sie auf.
    Beinahe hätte sie den Halt verloren und wäre gestürzt.
    Die Treppe führte ins Bodenlose, und der Abgrund saugte Nadja ein.
    Keuchend riss sie sich die Maske herunter und hielt sich schwankend am Geländer fest.
Wer ist dieser Dreckskerl?
, dachte sie wutentbrannt.
Das ist kein Trick mehr, das ist echte Magie. Ist er doch ein Elf? Sein Gerede über seine Zeugungsunfähigkeit würde dazu passen. Die Elfen tun sich schon sehr lange schwer damit, Nachkommen zu kriegen, das hat Grog mir erzählt. Deswegen sind Rian und David so einzigartig. Deswegen hat der Conte das Haus auch auf der Kraftfeldlinie erbaut. Und mit seiner Anhängerschaft hat er sich ein eigenes Königreich geschaffen, in dem er sich Menschen wie Sklaven hält. Ist er ein Verbannter wie Fabio? Aber was macht er nur mit seinen eigenen Artgenossen?
    Nun ja, auch Menschen taten sich unaussprechliche Dinge an, das war kein Kriterium. Elfen waren in jeder Hinsicht amoralischer als Menschen, also warum sollte ihn das kümmern?
    Egal. Ob Elf oder nicht, sie musste weiter, das war der richtige Weg. Mit der einen Hand umklammerte Nadja das Geländer, mit der anderen presste sie die Maske wieder ans Gesicht.
    Erneut wurde ihr schwindlig, und sie musste die Augen schließen. Sie wehrte sich gegen das Gefühl, eingesaugt zu werden. Als sie es nicht mehr aushielt, riss sie die Augen auf – und es war vorbei. Sie hatte die Maske immer noch auf, und sie sah den Ballsaal durch den Vorhang sowie die schwach beleuchtete Kammer um sich. Es war wie eben und doch verschoben. Wie schon einmal im Maskenladen, als sie das Ding zum ersten Mal aufgesetzt hatte. Auch die Farben waren anders, irrealer. Nadja hatte immer noch das Gefühl, gelbliches Licht zu sehen, doch die Bezeichnung war hier falsch. Die Farben, die Nadja sah, waren vertraut und zugleich völlig fremd.
    Ihr Gehirn versuchte eine Analogie herzustellen, weil es die neuen Eindrücke nicht verarbeiten konnte. Genau wie auf den allerersten Fotos von Robert in Paris, als er Rian mit dem Falschfarbenmodus aufgenommen hatte. Auch da war alles verschoben gewesen, eine Verbindung zwischen zwei Welten. Irritierend war, dass Nadja das Geländer zwar noch sehen, aber nicht mehr fühlen konnte. In der Welt, in der sie sich jetzt befand, war es nicht stofflich.
    Nadja tastete mit dem Schuh nach der nächsten Stufe, ohne nach unten zu sehen. Kein Widerstand. Ruhig stieg sie die nächsten zehn Stufen hinunter. Kurz setzte sie die Maske ab, blickte über

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