Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches - Schartz, S: Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches
anderen Berater dazu?«
Die Angesprochenen tuschelten kurz untereinander, dann sagte einer von ihnen: »Sie stimmen dem zu.«
»Stimmen zu?«, wiederholte Fanmór grollend, dann tobte er los: »Stimmen
zu?
Soll ich verzeihen, was geschehen ist? Macht es meine Tochter lebendig, wenn ich das Mischblut ehre, weil mein Sohn den ersten Anschlag dank ihr überlebte, aber nun trotzdem sterben wird – dank ihr? Hinaus mit euch! Ich brauche euren Rat nicht länger.«
Für einen Augenblick duckten sich die Elfen zusammen, und die Berater verließen eilig den Saal.
»Auch Eure Anwesenheit, Regiatus, und die der Lady sind nicht länger erwünscht!«, fauchte der Herrscher. Der Hirschköpfige zögerte.
Die Blaue Dame musste sich nach dem Ausbruch die Haare ordnen. Ihre Stimme zitterte leicht, aber ihr Gesicht zeigte Stolz. »Ich werde gehen, Herr, wenn es nichts mehr zu sagen gibt«, willigte sie ein. »Doch es fehlt noch eine Antwort auf Eure Frage: Ja, das solltet Ihr – verzeihen.«
»Niemals!«, wütete der Riese.
»Nun, dann ... muss ich Euch dennoch darauf hinweisen, dass Ihr Nadja Oreso nicht anrühren dürft.«
Daraufhin trat atemlose Stille ein, selbst Fanmór war über diese Ungeheuerlichkeit sprachlos. Seine Stirn umwölkte sich, über seinem Haupt braute sich ein Unwetter zusammen.
»E... edle Lady«, stieß Regiatus voller Angst hervor, »was redet Ihr da?«
»Weil sie Euer Enkelkind unter dem Herzen trägt«, sagte sie fest. »Das hat Euer Sohn selbst gesagt.«
Fanmór widersprach umgehend. »Alebin behauptet, er sei der Vater.«
»So mag beides möglich sein«, erklärte die Blaue Dame. »Aber wenn Dafydd recht hat, begeht Ihr Blutschuld. Wollt Ihr das Risiko eingehen, den Zorn der Furien herauszufordern, edler Gebieter?«
Fanmórs Zorn schien daraufhin noch zu wachsen, doch der Elfenkönig hielt sich im Zaum. Voller Abscheu sah er Nadja an. »Das hast du gut geplant.«
»Ich habe gar nichts geplant!«, entfuhr es Nadja. Das ging ihr zu weit, Riese hin oder her. »Bis zu Alebins Auftauchen hatte ich keinerlei Ahnung davon, und ich bin noch längst nicht sicher, dass es stimmt!«
»Aber der Getreue hat es bestätigt!«, rief Pirx dazwischen.
Fanmór blickte zu Grog, der nickte. »Es ist wahr, Herr. Nadja wusste es nicht, doch der Getreue war sicher. Und da ist noch etwas, das Ihr wissen müsst.« Dann erzählte er von dem Preisgeld, das auf Nadja ausgesetzt wurde, und dem Verlangen der Königin, sie in ihre Fänge zu bekommen.
Endlich beruhigte Fanmór sich und ließ seinen Verstand arbeiten. Er stand auf, verschränkte die Hände auf dem Rücken und ging mit schweren Schritten vor dem Fenster auf und ab.
»Sie treten alle für dich ein, Mischblut«, sagte er schließlich. »Welchen Zauber hast du angewandt?«
Nadja war den Tränen nah. »Keinen, König Fanmór, und das wisst Ihr genau. Und Ihr wisst auch, dass ich mich schuldig fühle und bekenne!«
»Würde das irgendetwas ändern?«
Sie nickte. »Ja, vielleicht schon. Es wäre möglich. Wenn Ihr mich nach Annuyn gehen und Rian zurückholen lasst.«
Er stutzte und hielt inne. Die übrigen Elfen waren fassungslos, selbst die Blaue Dame. »Das ist unmöglich.«
»Dann
mache
ich es möglich.« Nadja hob leicht die Arme. »Ihr habt es gerade gesagt: Ihr verzeiht niemals und werdet das Todesurteil über mich nicht aufheben. Also mache ich Euch einen Vorschlag: Ich hole Rian zurück, dann unterwerfe ich mich Eurer Gerichtsbarkeit. Ich bitte Euch nur darum, mit der Vollstreckung der Strafe zu warten, bis mein Kind geboren ist. Es darf nicht mit einbezogen werden, und es wird keinesfalls das Erbe meiner Schuld tragen.«
»Nadja, das kannst du nicht tun«, sagte David leise.
»Und was soll ich sonst tun?«, fragte sie bitter. »Ich kann nicht bleiben und ihr die letzte Ehre erweisen, wenn ich von so viel Hass umgeben bin.«
»Nicht nur«, sagte die Blaue Dame.
»Ja ... verzeiht. Ich ... ich weiß nicht, warum Ihr das tut, aber ich danke Euch. Ich stehe tief in Eurer Schuld. Aber das ändert nichts daran, dass ich nicht hierher gehöre; man sieht es doch schon an meinem Schatten. Trotzdem habe ich meine Freunde begleitet – weil ich nicht tatenlos zusehen werde, wie David am Tod seiner Schwester zerbricht und ebenfalls sterben wird. Seine Seele fängt gerade an zu wachsen; er ist auf einem Weg, den kaum einer beschreiten kann. Anstatt ihn dafür zu verurteilen, solltet Ihr Euren Sohn unterstützen, König Fanmór! Ich halte es für ein Wunder,
Weitere Kostenlose Bücher