Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches - Schartz, S: Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches
Färbung der Haut gewesen.
Auf der anderen Liege ruhte David, den Blick auf das sterbende Land draußen gerichtet. »Ist das Land ein Spiegel von mir oder ich von ihm?«, fragte er, ohne den Kopf zu drehen.
Nadja trat neben die Liege. »Ich weiß es nicht«, antwortete sie bedrückt. »Aber es muss einen Zusammenhang geben. Ihr beide seid ein Teil der Lebenskraft dieses Reiches. Vielleicht ist der Quell der Unsterblichkeit ja in euch verborgen.«
Er lächelte leicht. »Nein. Ganz gewiss nicht, Nadja. Wir sind sehr mit diesem Land verbunden, aber nicht seine Quelle. Und ich erst recht nicht mehr, seitdem mir die Seele wächst. Es wäre wunderbar, aber es ist falsch. Auf den Gedanken sind mein Vater und seine Berater auch schon gekommen.«
»Aber was gibt es dann für einen Zusammenhang?«, murmelte sie. »Und wie passe ich da hinein?«
»Wir müssen einfach weitersuchen«, flüsterte David. »Wir sind auf dem richtigen Weg, wir haben nur die Fährte noch nicht gefunden ...«
»Deshalb muss ich ja nach Annuyn und Rian holen, kapierst du das endlich?« Sie setzte sich an den Rand der Liege und ergriff seine bleiche, kühle Hand. David wirkte kraftlos und müde, abwesend. »Koste es, was es wolle.«
Er nickte langsam. »Ich weiß. Es tut mir leid, dass immer alles an dir hängen bleibt. Erst musst du mich retten, dann Rian ...«
»Irgendwie bin ich immer dazwischen und mittendrin«, stellte sie fest. »So geht das schon mein ganzes Leben lang. Aber mein Vater hat mich gut vorbereitet, auch wenn ich das jetzt erst erkenne. Vielleicht erzählt er mir eines Tages, wie er sich vor Fanmór versteckt halten konnte. Ich glaube, die Hintergründe ein bisschen zu kennen, doch wie ist es ihm genau gelungen? Der Riese ist deswegen ja immer noch ziemlich sauer. Ich habe Fabio nie wirklich gekannt und weiß auch nicht, was genau ich bin, was in mir steckt und ...« Verlegen brach sie ab. »Egal. Ich bin nicht wegen dieser Sorge gekommen, sondern um mich zu verabschieden.«
»Weißt du denn, wie du nach Annuyn gelangst?«, stellte David die alles entscheidende Frage.
»Klar«, antwortete Nadja leichthin. »Das ist einfach. Ich gehe durch ein Tor.«
David lächelte traurig. »Durch welches?«
»Na, dasjenige, das ins Totenreich führt! Es gibt einen Abstieg in den Hades, es gibt einen Aufstieg in den Himmel, und nach Annuyn gehe ich einfach durch eine Tür nach nebenan. Ich habe das Reich schon gesehen, David! Ich werde es finden. Dich habe ich damals auch gefunden.« Nadja hob die Schultern. »Ich gehe den ersten Schritt, und der Rest wird sich finden. Es gibt immer einen Weg. Vielleicht kennt ihn ja mein Schatten!«
Eine Weile schwiegen sie und sahen aufs Land hinaus. Dann fragte Nadja: »Wieso hat sich eigentlich nicht wieder so ein Tor geöffnet, als Rian starb? Bei dir in Venedig war das anders ...«
»Sie starb zu schnell, Nadja. Wir konnten das nicht wahrnehmen, aber es war so wie bei mir. Nur eben hunderttausendmal schneller.«
Nadja verstand. »David ... ich muss jetzt gehen. Ich wollte nur nicht einfach so verschwinden.« Sie strich über seine Wange und berührte mit den Lippen seine kühle Stirn. »Bitte bewahre deine Seele. Denke an die Liebe, die uns miteinander verbindet, und vertraue mir.« Doch war dieses Band noch immer da? Sie hoffte es, aber sie wusste es nicht. Zu viele unausgesprochene Gedanken standen zwischen ihnen, ausgelöst durch Darbys Gift. Zu viele aufgeschobene Diskussionen, für die bisher einfach keine Zeit gewesen war. Wie würde David wohl reagieren, wie würden sie nun auseinandergehen?
Der Elfenprinz legte die Hand in ihren Nacken und zog ihren Kopf zu sich, küsste sie. »Ich warte auf dich«, versprach er. Genauso wie sie vermied er es, das Thema anzusprechen, das sie beide bedrückte. »Bis die Dreitagefrist vorüber ist. Dann musst du zurück sein, ob mit oder ohne sie, sonst bist auch du verloren.«
»Ja.« Sie richtete sich auf. »Ähm ... übrigens, gibt es dort einen Herrscher oder Totengott oder so etwas?«
»Den Grauen Mann, Herr Samhain oder Herr November in deiner Sprache. Ich glaube, beides trifft zu, so genau wissen wir das auch nicht. Diejenigen, die zurückkehrten, sprechen nicht gern darüber. Er achtet auf die Einhaltung der Regeln, aber ansonsten ist er wohl umgänglich, nehme ich an. In seinem Reich gibt es ja nichts außer Schatten, keine Veränderung, keinen Krieg, keine Invasion ...«
»Ich hoffe, du hast recht und willst mich nicht nur beruhigen.« Sie
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