Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches - Schartz, S: Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches

Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches - Schartz, S: Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches

Titel: Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches - Schartz, S: Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schartz
Vom Netzwerk:
Trauer schlug in Zorn um – Zorn gegen Nadja, der sie mit solchem Druck traf, als würde eine hohe Meereswelle gegen Felsen branden. Pirx purzelte von ihrer Schulter, und die junge Frau hatte Mühe, selbst nicht zu stürzen.
    »Du hast all dies verursacht, Mischblut!«, sagte der Herrscher hasserfüllt. »Schändliche Missgeburt, wie kannst du es wagen, hierherzukommen, nachdem dein Vater unter Bann gestellt wurde und meinem Urteil entfloh?«
    »Weil ich, wie Ihr es sagt, verantwortlich bin«, antwortete Nadja ruhig. Nun, da es so weit war, blieb sie gefasst; ihre Angst war fort.
    David drehte sich zu ihr, Pirx und Grog starrten sie mit großen Augen an. »Was sagst du denn da?«, flüsterte der Pixie entsetzt.
    Der Grog rief: »Hört nicht auf sie! In ihrem Schmerz weiß sie nicht, was sie sagt.«
    Nadja achtete nicht auf sie. »Ich trage keine Schuld an dem, was ich bin«, fuhr sie mit klarer Stimme fort. »Doch es hat viel Leid über andere gebracht, von Anfang an. Als ich noch sehr klein war, starb meine Mutter aus Kummer über Euren Fluch. Mit fünf bettelte ich einmal darum, ein kleines Hündchen an der Leine zu führen. Es sah eine Katze, riss sich los von mir, rannte über die Straße und wurde überfahren. Als ich zwölf war, wurde ich von vier älteren Jungs überfallen. Ich war damals sehr schüchtern, schwach und ängstlich, und ohne meinen Vater hätte ich das nicht überstanden. Er lehrte mich, nicht aufzugeben, und so lernte ich mich zu verteidigen. Mit fünfzehn griff man mich wieder an, und ich trat dem Kerl, der in meinem Alter war, so heftig gegen das Ohr, dass er seither darauf taub ist. Wollt Ihr noch mehr hören? Die vielen kleinen Unglücksfälle, die ständig passierten, wenn ich in der Nähe war? Dass sie mich, als wir noch Kinder waren,
Hexe
nannten, mich in der Klasse mit nassen Schwämmen bewarfen und mir Kreide in die Haare rieben? Wollt Ihr wissen, wie viele ernstere Unfälle es noch gab?«
    »Umso schwerer wiegt deine Schuld. Du weißt, dass du die Ursache allen Übels bist«, dröhnte der Riese. »Du hättest die Sinne meines Sohnes niemals verwirren dürfen!«
    »Ich liebe ihn«, verteidigte sich Nadja. »Dafür dürft Ihr mich nicht verurteilen, und dafür bin ich hier. Weil ich nicht zulassen werde, dass er auch stirbt!«
    »Du kannst nichts verhindern, Schimäre, denn ich verurteile dich zum Tode!«
    In diesem Moment trat jemand nach vorn, und Nadja erkannte die Blaue Dame, der sie in Venedig begegnet war. Sie wirkte geradezu königlich mit ihrem prachtvollen Gewand, der seidig blauen Haut, den schwarzen, mit Perlen durchwirkten Haaren und den strahlend blauen Augen. Alles an ihr war fließend, als wäre sie gerade dem Wasser entstiegen. Sie verneigte sich vor dem Herrscher und sagte: »Ich erbitte Eure Vergebung, wenn ich Euch unterbreche, aber das dürft Ihr nicht tun.«
    Der Riese blinzelte. »Was sagt Ihr da?«
    Von der anderen Seite trat ein hirschköpfiger Mann nach vorn. »Wie könnt Ihr es wagen ...«
    »Hört mir zu, Gebieter, und Ihr, Regiatus, habt ein wenig Geduld«, unterbrach die Blaue Dame ruhig. »Es ist meine Pflicht, Euch darauf hinzuweisen, o Fanmór.« Sie schritt zu Nadja, die sie mit klopfendem Herzen ansah.
    »So sehen wir uns wieder, meine Liebe«, sagte sie lächelnd und strich kurz mit dem Handrücken über Nadjas Wange. »Spürte ich also richtig in Venedig, dass du mehr bist als ein Mensch. Und wozu du fähig bist! Du hast eine Heldentat vollbracht und den Sohn des Herrschers gerettet.« Sie wandte sich dem Riesen zu. »Das hat sie getan. Ohne ihr beherztes Eingreifen hätte Dafydd damals sein Leben verloren. Wem wollt Ihr
dafür
die Schuld geben, dass er in Gefangenschaft geriet? Doch gewiss nicht ihr!« Sie drehte kurz den Kopf zu Nadja: »Wie heißt du, Kind?«
    »Nadja Oreso«, antwortete sie mit dünner Stimme. Sie wusste natürlich, dass man seinen Namen nicht leichtfertig preisgeben durfte, aber David hatte ihn Fanmór gegenüber ohnehin schon erwähnt. Und nun hörte ihn die ganze Versammlung, ein Einzelner konnte nichts mehr damit anfangen.
    »Nadja Oreso, nicht ...
Missgeburt
, edler Herr«, fuhr die Blaue Dame fort. »Sie sollte geehrt werden, nicht angeklagt.«
    Fanmór schwieg.
    Regiatus schüttelte das Geweih. Seine schwarze Hirschnase kräuselte sich leicht. »Das wiegt die Verantwortung für dieses Unglück auf, Gebieter«, ergriff er unerwartet für Nadja Partei. »Und nicht Nadja Oreso warf das Messer, sondern Alebin. Was sagen die

Weitere Kostenlose Bücher