Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches - Schartz, S: Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches
benutzte, uns in eine Falle zu locken. Ich klage an, dass wir dadurch beinahe dem Getreuen in die Hände fielen. Und als Dafydd uns verteidigte, tötete Alebin Rhiannon – gnadenlos und niederträchtig.«
»Dass ich das Mischblut geschwängert habe, hast du ausgelassen!«, fauchte Alebin hasserfüllt.
»Das ist eine Lüge!«, rief David. »Das Kind ist von mir!«
Nun brach ein gewaltiges Durcheinander aus – Geschrei, Vorwürfe, Ratlosigkeit –, und Nadja sah sich im Mittelpunkt von alldem. Sie hätte sich über eine sofortige Lynchjustiz nicht gewundert, doch in diesem Moment trafen die Wächter – trutzige Ritter mit geschlossenen Helmen – mit einem Wesen ein, das exakt wie Alebin aussah. Angespannte, erzwungene Ruhe machte sich breit, als sich Fanmór dem Doppelgänger zuwandte. Auf einen Wink des Königs trat ein Schamane an den zweiten Alebin und streute ein graues Pulver über ihm aus, das ihn kurzzeitig in glitzernden Nebel hüllte. Das Wesen zuckte zusammen und nieste.
»Nun offenbare die Wahrheit!«, befahl der Riese. »Bist du Alebin?«
»Ich bin Nibela«, antwortete das Wesen wahrheitsgetreu.
»Was bist du?«
»Ein Golem, erschaffen von meinem Herrn Alebin, auf dass ich ihn gut vertrete während seiner Abwesenheit.«
Fanmór hatte genug gehört. Seine schaufelgroße Hand schoss vor und zerstörte den Golem, bevor er einen Laut ausstoßen konnte. Er zerschmetterte ihn, nahm ihm jegliche Gestalt und den Lebenshauch, und zurück blieb nur ein kleiner Lehmhaufen inmitten der Kleidung.
»Wie konntet Ihr?«, rief Alebin. »Er war ... er war perfekt!«
»Genug!«, donnerte der Riese, dass der ganze Baum bebte. »Ich habe genug gehört, ich brauche keine weiteren Anklagepunkte mehr und auch keine Verhandlung. Ich verurteile dich ...«
»Niemand wird mich anrühren!«, brüllte Alebin. »Ich bin tabu! Der Getreue hat den Bann über mich verhängt!«
»Na und?«, entgegnete Fanmór. »Ich verhänge einen Fluch über dich, du Abschaum, dagegen hilft kein Tabu!« Erneut setzte er an, doch Alebin schrie wieder dazwischen.
»Niemand verflucht mich, niemand fängt mich, niemand hält mich in Ketten!«
In diesem Moment erscholl draußen das tiefe Heulen eines riesigen Hundes, und mit einem gewaltigen Satz sprang die Wolfshündin Cara durch ein Fenster herein. Ihr weißer, schlanker Körper schien leicht wie eine Feder, doch ihre Pfoten dröhnten auf dem Boden, als sie landete, und ihre langen Krallen schlugen tiefe Scharten in den Marmor. Sie riss den Rachen auf und heulte ein zweites Mal markerschütternd. Mit rot glühenden Augen sah sie die gesamte Versammlung an und drohte mit ihren gewaltigen Reißzähnen.
Alebin stieß einen triumphierenden Schrei aus und sprang trotz der Ketten auf den Rücken seines Hundes. Cara machte auf der Stelle kehrt; mit einem zweiten Satz war sie bereits wieder zum Fenster draußen und floh mit ihrem Herrn in gewaltigen Sätzen über die Hügel. Schon nach wenigen Herzschlägen war sie außer Sicht.
13 Schuld und Sühne
Für einen Moment waren alle wie gelähmt, dann brach der nächste Tumult aus. Etwa ein Dutzend Elfen verließen auf schnellstem Wege den Saal, um die Verfolgung Alebins aufzunehmen, andere schrien nach Waffen, Pferden und Hunden. Draußen waren die ersten Berittenen schon hinter dem Fliehenden her, doch die Aussichten, ihn einzuholen, waren gering. Alebin hatte dies alles in seinen Plänen berücksichtigt und entsprechend vorgesorgt; vermutlich war er bereits durch ein Tor in die Menschenwelt gelangt.
Das zumindest nahm Nadja an; sie hoffte, den rothaarigen Darby O’Gill nie mehr wiederzusehen.
Weitere Elfen verließen den Saal in höchster Aufregung und Empörung über diese Ungeheuerlichkeit. Dass der Meidling so lange sein Unwesen treiben konnte, mussten sie erst einmal verkraften.
Nur die Berater des Herrschers blieben zurück, leicht erkennbar an ihren bodenlangen Roben, den verzierten Stäben und ihren ernsten, wichtigen Mienen. Und noch einige andere Angehörige des Hofstaats, die vermutlich hohen Ranges waren.
Als Fanmór die Stimme wieder erhob, schwang tiefer Schmerz darin mit. »Ich hatte es euch gesagt!«, rief er. »Ich habe es geahnt, und nun ... geschieht ein solch schreckliches Unglück ...«
»Eines Tages hätte der Meidling zugeschlagen«, flüsterte David. »Seit dem Einzug der Zeit sind wir nirgends sicher, Vater.«
»Ich sagte dir aber auch, dass du das Unglück erst recht heraufbeschwörst!«, fuhr Fanmór fort. Seine
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