Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele
Strafen zu stellen.
Wir umarmten einander und klopften uns den Staub aus den Hemden. »Hast du den Stolz in Golpashs Stimme gehört?«, fragte Laetico. »Heute hat er mich das erste Mal als seinen Sohn und Nachfolger geachtet.«
»Wir werden’s ihnen zeigen!«, sagte ich bekräftigend, wenn auch schweren Herzens. »Wir kommen wieder!«
»Wenn wir uns das nächste Mal sehen, bin ich Escurs König und du ein sagenumwobener Held, der die Niederungen des Menschenreichs schadlos hinter sich gebracht hat. Wir werden ein Fest feiern, wie man es niemals zuvor erlebt hat. Versprochen?«
»Versprochen.«
Unsere Beine taten, was andere wollten. Ein letzter Gruß, ein paar Flachsereien, um die Rührung und die Ängste zu vertuschen, dann wandte ich mich ab und ging auf den nächstgelegenen Ley-Knoten zu, der mich ins Menschenreich, in diese Sphäre des Schreckens, bringen würde.
Etwas rauschte durchs Unterholz auf mich zu. Cucurr. Irgendwie hatte der Bluthase es geschafft, aus dem Schloss zu entkommen und meiner Spur zu folgen. Er rieb sich zutraulich gegen meine Beine.
Ich war nicht allein.
3 Auf Heldenreise – Teil Eins
Du musst deine Sucht besiegen«, brummelte Grog, »sonst nimmt’s ein schlechtes Ende mit dir.« »Ich komme einfach nicht dagegen an. Ich kann nicht, kann nicht, kann nicht ... Sie ist stärker als ich.« Pirx entblößte seine spitzen Zähnchen. »Diese Menschen! Wie können sie bloß derartige Sachen erfinden! Ich werde nicht in die Anderswelt zurückkehren, bis ich das alles hier weggemacht habe. Ach, wenn ich nur aufhören könnte ...« Er rülpste ohrenbetäubend laut, und der tiefe Ton hallte von den Wänden des Containers wider.
»Genug!«, rief Grog mit hochrotem Gesicht. »Das hier hat sofort ein Ende!« Er packte die Box mit den Schlagsahne-Kartuschen, halb so groß wie er selbst, und schob sie so weit wie möglich an den Rand des Containers. »Wenn ich dich noch ein einziges Mal von diesem Zeug naschen sehe, nagele ich dich mit deinen Stacheln in die nächste Birke und lasse dich dort hängen.«
»Das wagst du nicht, du alter Fellsack!« Pirx wischte sich den Sahnebart von seinem Kinn und leckte ihn auf. »Du weißt ganz genau, dass Birkenrinde meine Magie aufhebt.«
»Eben! Dann hast du die nächsten hundert Jahre Zeit, über dein Verhalten nachzudenken.« Grog strich seinem Partner über den vollgefressenen Bauch. »Sieh dich doch an! Du bist eine Schande für die Anderswelt. Kaum lasse ich dich für ein paar Augenblicke aus den Augen, fällst du über einen Jahresvorrat von diesem weichen, schlabbrigen Zeug her und frisst dir eine derartig große Wampe an!«
»Griesgrämiger Borkenkäfer!« Ächzend kam Pirx auf die Beine. »Du benimmst dich wie mein Vater. Dauernd sagst du mir, was ich zu tun und zu lassen habe ...«
»Pixies haben keine Väter, soviel ich weiß«, unterbrach der Grogoch schroff. »Ihr werdet von euren Müttern aus Ton geformt. Die Ältesten blasen dann durch winzig kleine Löcher Verstand in eure Schädel. Dem einen mehr, dem anderen weniger. Bei dir waren diese Löcher wohl mit Schmutz verklebt, sodass nichts durchdringen konnte.«
»Pft!« Pirx zeigte ihm die lange, spitze Zunge und wandte sich beleidigt ab. »Ich will noch ein wenig Schlagsahne«, murmelte er. »Es sieht nach so viel aus, und wenn man’s in den Mund nimmt, wird es ganz wenig. Ich hatte eh nur sieben Flaschen ...«
»Nein.«
»Hattest du etwa nie eine Schwäche?«
»Ich?« Stolz verschränkte Grog die Arme vor der Brust. »Nein!«
»Auch nicht, als du noch jung warst? So vor zwanzigoder dreißigtausend Jahren?«
»Werd nicht frech, junger Pixie! Aber um deine Frage zu beantworten: Ich habe mich niemals in Abhängigkeit zu irgendetwas begeben. Du kannst mir die beste Schokolade vor die Nase legen, die zartesten Blätter vom Lappis-Kraut oder einen nach Minze duftenden Pfriem aus der besten Ernte Ercus’. Sie alle haben keine Gewalt über mich, ich lasse es nicht zu.«
»Dann kennst du aber kein Vergnügen. Du weißt gar nicht, was Spaß macht.«
»Spaß macht, wenn ich dich ordentlich durchprügeln darf.« Grog packte Pirx am Schlafittchen und drehte ihn zu sich. »Und jetzt reden wir über das, was wir in Paris zu erledigen haben.«
»Noch einmal? Wir sind diese ganzen Dinge schon siebenmal durchgegangen. Und für jede Wiederholung brauchte ich eine neue Flasche Schlagsahne. Weil das Quatschen mit dir ist öde, öde, öde!«
»Ich will, dass du dir endlich merkst, was wir
Weitere Kostenlose Bücher