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Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Titel: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Urteil sofort vollstrecken.
    »Moment!«, flüsterte ich mit heiserer Stimme. »Habe ich nicht das Recht, mich zu verteidigen?«
    Golpash sah mich konsterniert an. »Wir sind hier im Reich Escur. Ich bin unumschränkter Herrscher. Ich habe das Urteil über dich gesprochen, und mein Wort gilt.«
    »Sagtest du nicht einmal«, krächzte ich weiter, »dass ich der Sohn deiner Ehre sei? Ist das nicht mehr von Belang?«
    »Du hast Abscheuliches getan. Du verdienst es nicht, gehört zu werden«, antwortete Golpash ohne rechte Überzeugung. Mir war klar, dass er ganz genau wusste, wer der wahre Täter war. Und endlich verstand ich, warum er das Zimmer seiner Frau kaum mehr betrat.
    »Ich habe Laetico das Leben gerettet, und jetzt willst du mir nicht einmal mehr zuhören? So also dankst du mir?«
    Der Erbprinz, der die ganze Zeit unruhig auf seinem Sitz hin und her gerutscht war, sprang auf, als hätte er nur darauf gewartet, dass ich seinen Namen erwähnte. Erst jetzt erlaubte ihm eine furchtbar komplizierte höfische Etikette, das Wort zu ergreifen.
    »Ich spreche für Fiomha!«, sagte er laut und warf seiner Stiefmutter einen bitterbösen Blick zu. »Möglicherweise hat er Schreckliches getan, aber durch unser gemeinsames Erlebnis in den Wäldern sind wir zu Brüdern geworden. Das Urteil, das über ihn gesprochen wird, ist auch meines.«
    Stimmen wurden laut. Der König hatte sich halb erhoben, tiefe Falten zeigten sich auf seinem Antlitz. »Das kann nicht dein Ernst sein!«, rief er ungläubig.
    »Für mich reichen die Aussagen von ein paar eingeschüchterten jungen Hühnern nicht aus, um meinen Freund zu verurteilen. Mit Fiomha hat man ein Opfer gesucht und gefunden, aber nicht den wahren Schuldigen. Es geht euch doch lediglich darum, den guten Ruf des Reichs Escur zu bewahren.« Laetico atmete tief durch und straffte seinen Körper. »Wenn der König
wirklich
der Meinung ist, den wahren Täter gefunden zu haben, fordere ich ihn auf, die Strafe auf zwei Paar Schultern zu verteilen. Dies bin ich meinem Ehrenbruder schuldig.«
    Totenstille kehrte ein, aller Blicke richteten sich auf Golpash – und die Königin.
    Unbewegt saß sie da. Steif, stolz und aufrecht. Ich achtete auf ihre Hände. Nur mit ihnen, so wusste ich, drückte Eirinya Emotionen aus. Nun hielt sie sie so fest ineinander gepresst, dass jegliches Blut aus ihnen gewichen war. Sie zitterten leicht.
    »Du bist ein Narr, Laetico!«, sagte Golpash nach einer Weile. »Aber ich achte deine Worte.« Er rieb sich nachdenklich über den Bart. »Da die Strafe nunmehr von zwei Elfen getragen wird, fälle ich folgendes Urteil: Der Erbprinz wird verpflichtet, an den Hof König Fanmórs zu gehen und dort als niederster Sklave zu dienen. So lange, bis im Reich Escur vollends vergessen ist, welche Schandtat auf Tiollo begangen wurde.«
    Mir wurde das Herz schwer. Dies war zweifelsohne eine lebenslange Strafe. Elfen konnten ewig leben, wenn sie wollten, und Eirinya würde dafür sorgen, dass der Mord an Crosspartit für alle Zeiten in den Köpfen ihrer Untertanen haften blieb.
    »Fiomha verurteile ich zur ewigen Verbannung ins Reich der Menschen«, sprach Golpash weiter. »Dort wird er ebenfalls gemeine Arbeiten verrichten.«
    Mit diesem Spruch hatte mein Leben jeglichen Sinn verloren; es war vorbei. Hinab in die dreckigen Niederungen menschlichen Lebens sollte ich mich begeben. In den Güllehaufen aller möglichen Existenzebenen. Ohne eine Chance, mich jemals wieder zu befreien.
    Ein Elf löste meine Grasfesseln, danach führten Soldaten uns zum Schlosstor. Man überreichte uns Waffen, unter anderem Guirdach, und ein paar persönliche Habseligkeiten. »Viel Glück«, murmelte ein Bogenschütze, ohne mir in die Augen zu blicken. Dann waren wir allein.
    »Danke«, sagte ich zu Laetico, »aber ich weiß nicht, ob du dir und mir damit einen Gefallen getan hast.«
    Der Erbprinz lächelte heiter, irgendwie befreit. »Eirinya wird jubilieren. Sie glaubt, mehr erreicht zu haben, als sie eigentlich wollte. Aber sie irrt sich, wenn sie meint, dass es damit schon zu Ende wäre. Ich
werde
zurückkehren. Und dann sorge ich dafür, dass auch deine Verbannung widerrufen wird.«
    »Dein
Selbstvertrauen möchte ich haben!«
    »Ich habe es von dir, mein Freund.«
    Wir erreichten das Freie, und die Torkoralle wurde hinter uns hochgezogen. Schloss Tiollo wirkte still und verwaist. Magische Sprüche begannen zu wirken. Sie zwangen uns, in unterschiedliche Richtungen davonzugehen und uns unseren

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