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Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Titel: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Anderswelt. Ich verließ die königliche Kemenate ohne ein weiteres Wort.
    Was soll sie mir schon anhaben?
, dachte ich in meiner Naivität.
Sie ist an mein Stillschweigen gebunden. Ein Wort von mir – und sie selbst gerät bei ihrem königlichen Gemahl in Ungnade
.
    Noch am selben Tag verließ ich das Schloss und unternahm einen ausgedehnten Ausflug in die Ländereien des Reiches. Ich genoss meine wiedergewonnene Freiheit. Das Land, die Luft, das Gras unter meinen Beinen – erst jetzt bemerkte ich, wie sehr ich dies alles vermisst hatte. Eirinya hatte mich an den Hof gebunden und dafür gesorgt, dass ich nicht länger als zwei oder drei Tage von ihr fernblieb.
    Ich nutzte die Zeit. Phasanten wurden zum Ziel meiner Jagd, und nach anfänglichem Ärger über meine Hände, die jedes Geschick verloren hatten, traf ich auch wieder. Mit ein wenig Salz und über einem Feuer geräuchert, schmeckten die Flugvögel besser als alles andere, was ich während der endlosen Gelage in Tiollo genossen hatte.
    Cucurr wurde mir erneut zum treuen Wegbegleiter. Er warnte mich vor Gefahren und hetzte das Wild bis zur Erschöpfung, sodass ich es nur noch einsammeln musste und meine Speisebeutel niemals leer blieben.
    Ich besuchte die Wasserfälle von Maonith und badete in deren glühendem Wasser. Ich bestieg das Weithaer Horn, dessen Qualm von jedem Flecken des Reichs Escur aus zu sehen war. Ich stand an den Rändern des Flammenden Gicks und zündete eine Pfeife am Kopf eines Feuerelfen an. Und ich tanzte mit yazarischen Kindfrauen, einer Göttersippe, die in der Menschenwelt in Vergessenheit geraten und in die Sicherheit der Anderswelt geflüchtet war.
    Als ich in Golpashs Korallenschloss zurückkehrte, war ich mit mir wieder im Reinen. Ich würde mich ein wenig von den Strapazen meiner Wanderungen erholen und dann weiterziehen, um König Fanmór meine Aufwartung zu machen.
    Als ich die Torkoralle überschritt, erklang ein Signalhorn. Laetico eilte mir entgegen. Er wirkte besorgt. »Du hättest nicht zurückkommen sollen«, sagte er. »Und noch weniger hättest du
sie
verärgern dürfen!«
    »Wie bitte?«
    »Du weißt, wen ich meine. Stelle dich nicht dumm, Freund Fiomha. Ich wusste stets, was du während der Ruhestunden getrieben hast. Und auch mit wem.«
    Links und rechts von mir klirrten Waffen. Die Elfen der Torwache kamen mit blankgezogenen Schwertern auf mich zu.
    »So schwer es mir auch fiel – ich konnte dich nicht warnen. Ein Blutzauber band mich und schloss meine Lippen. Er bewirkte, dass meine Loyalität dem Elternhaus gegenüber stärker war als die zu meinem besten Freund.«
    »Was hat sie getan?«
    »Nichts, was man ihr nachweisen könnte.« Er drängte mich in eine Ecke und schützte mich vor den nachdrängenden Wachen. »Hör mir gut zu«, flüsterte er, »du musst mir vertrauen. Alles, was ich von nun an tue, ist zu deinem Besten.« Und laut sagte er: »Der Mörder ist zurückgekehrt. Bringt ihn in die Steinerne Koralle und legt ihn in Ketten!«
    Man packte mich. Ich spannte den Körper an und wollte die Männer abschütteln, was mir womöglich auch gelungen wäre. Selbst das Tor hätte ich noch erreichen und unter den Gittern durchschlüpfen können, um in zweifelhafte Freiheit zu gelangen. Doch dann wäre ich vogelfrei gewesen. In einer Welt, in der geschickt eingesetzte Magie den besten Spürhund ersetzte. Also ließ ich zu, dass man mich fesselte und abführte.
    Kurz nachdem ich Tiollo verlassen hatte, war Crosspartit tot aufgefunden worden. Suidhan und Levelle schworen Stein und Bein, dass sie mich beobachtet hätten: Ich sei in Rage geraten und habe das arme Mädchen zerfleischt.
    Das halbe Schloss wusste noch von jener Eifersuchtszene, die ich Pagonni in dessen Räumlichkeiten gemacht hatte, und sah darin ein eindeutiges Motiv für den Mord. Böse Zungen behaupteten, dass ich mich menschlich benähme und unelfische Emotionen zeigte. Der Ruhm sei mir zu Kopf gestiegen, ich sei nicht mehr Herr meiner Sinne.
    »Sie
hat dies alles inszeniert«, sagte Laetico, als er mich in der Steinernen Koralle besuchte. Er kontrollierte den Sitz meiner Fesseln aus von Zwergen gewalktem und weich gekautem Gras. Niemals würde ich mich allein aus ihnen befreien können. »Sie hat Crosspartit höchstpersönlich getötet, ihr Herz und ihre Leber gebraten und bei einer guten Flasche Wein verspeist. Kennst du ihre Zofe? Nun, Dondra entstammt einem alten Hexengeschlecht aus Babylon, das einst von Millionen von Menschen angebetet wurde.

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