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Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Titel: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Spanische Krieg begann hundertvierundfünfzig vor Christus, und er sollte mehr als zwanzig Jahre andauern. Dies waren Ort und Zeit, da ich das erste Mal auf die Erde verbannt wurde.«
    Nadja verschluckte sich, begann lautstark zu husten. Fabio reichte ihr eine Serviette und klopfte ihr mit der flachen Hand auf den Rücken, bis sie sich wieder gefangen hatte. Indignierte Blicke eines ihrer Sitznachbarn trafen sie.
    Nadja lächelte und zwinkerte dem Mann zu, bevor sie sich wieder ihrem Vater zuwandte und fragte: »Du willst also sagen,
dass du über zweitausend Jahre alt bist?«
    »Und noch immer habe ich keinen Pensionsanspruch.« Fabio lächelte müde. »Ja, es ist verdammt viel Zeit vergangen seit jenen Tagen.«
    Die Stewardess näherte sich mit zwei Tellern. Sie servierte Huhn mit Reis und Erbsen für Nadja sowie Lachs auf Melone für ihren Vater.
    »Du sagtest, du wurdest damals das erste Mal auf die Erde verbannt. Das bedeutet, dass du nochmals zurück in die Anderswelt durftest?«
    Fabio kostete vorsichtig vom Essen. Als hätte er Angst, es könnte vergiftet sein. »Immer eines nach dem anderen. Golpashs Bannspruch brachte mich vom Hofe Escurs durch ein Tor, das heute längst geschlossen ist, in die Menschenwelt. Ich landete auf einem Schlachtfeld. Rings um mich lagen Tote, Schwer- und Leichtverletzte.«
    Fabio schloss die Augen, bevor er weiterredete. »Es war schrecklich. Das erste Mal in meinem Leben begegnete ich der Unwiderruflichkeit des Todes, der ein Mensch seit jeher ins Auge blicken muss. Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, dass sie sich nicht allein dadurch von uns Elfen unterschieden ...«
    Es stank nach verbranntem Fleisch, nach Leid und Elend. Cucurr schmiegte sich eng an meine Beine und sah sich ebenso aufmerksam wie ich um.
    Wir standen inmitten eines Kreises, der von grob behauenen Steinplatten gebildet wurde. Wie ich später erfuhr, waren dies Stelen, die von den Menschen rings um heilige Orte aufgestellt wurden. Sie wussten, dass dort von Zeit zu Zeit Elfen oder andere Geschöpfe aus der Anderswelt auftauchten. Aberglauben und Spiritualität der Menschen verbanden sich damals noch mit jener Wirklichkeit, die wir Elfen zu schaffen vermochten.
    Die Sonne ging blutrot hinter einem Eichenwald im Westen unter. In der entgegengesetzten Richtung lagen ausgedehnte Felder, auf denen Rinder, Ziegen und Schafe weideten. Am Horizont wogten ausgedehnte Weizenfelder im sanften Wind. Ein Trupp geschlagener Männer trat soeben den Rückzug an. Viele von ihnen stützten sich auf Kameraden; einige waren auf Karren geladen, die von Ochsen gezogen wurden. Ganz weit vorne sah ich zwei riesenhafte Tiere, die seltsame Töne von sich gaben.
    Und im Süden lag die Stadt.
    Rings um ihre mehrere Meter starken Mauern stapelten sich Leichen. Ein erbärmliches Geschrei tönte dahinter hervor, als röstete man Menschen bei lebendigem Leib. Soldaten mit blutbesudelten Rüstungen stapften vereinzelt über das Totenfeld und suchten nach Lebenszeichen. Den einen machten sie mit Schwerthieben den Garaus, für die anderen riefen sie Heiler herbei.
    Einer der Krieger sah mich. Mit erhobener Waffe und einem wilden Schrei auf den Lippen stürzte er auf mich zu. Seine Augen rollten in den tiefen Höhlen. Er wirkte, als hätte er an diesem Tag schon so viel erlebt und gesehen, dass es für ein ganzes Menschenleben reichte. Und dennoch machte er weiter, immer weiter ...
    Ich wehrte den ungelenk geführten Hieb mit Guirdach ab und stieß meinem Gegner das Schwert aus der Hand. »Ich habe keinen Streit mit dir, Mann!« Mit einer Beinschere fegte ich ihn zu Boden. »Und wenn du meine Fragen beantwortest, verschone ich dich. Wo bin ich hier?«
    Der Soldat ignorierte meine Worte. Er tastete nach seiner Waffe, wollte mich neuerlich angreifen. Ich stellte einen Fuß auf sein Handgelenk und erhöhte den Druck, bis er zu schreien begann. »Würdest du bitte meine Frage beantworten?«
    »Nu ... Numantia!«, brachte der Soldat hervor. »Hauptstadt des Widerstands.«
    »Gegen wen widerstehen du und deine Leute?« Ich zog meinen Fuß zurück und beugte mich zu ihm hinab.
    »Gegen die Römer selbstverständlich!«
    »Römer. Ein seltsames Wort. Sind das Nachbarn von euch? Und wer seid
ihr?«
    »Hat dir der Kampf den Verstand aus dem Kopf rinnen lassen?« Der Krieger spuckte aus, rot. Möglicherweise litt er unter inneren Blutungen, ohne es zu wissen.
    »Ich bin zufällig in diese Gegend gestolpert«, sagte ich unverbindlich, »und hege weder

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