Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes
Verbindung Schaden genommen haben könnte. David hatte Rians Tod überlebt, was eine Veränderung bewies ... aber war das Band dabei geschwächt worden?
»Es wird stark genug sein«, sagte David mit einer Überzeugung, die er tief in seinem Inneren nicht empfand. Doch es war, wie Rian sagte – sie hatten keine Wahl, wenn sie helfen wollten.
Sie lächelte ihn an und nickte in Richtung der Schwarmmutter, wo die Nöck geduldig warteten. »Dann sollten wir beginnen.«
Die schwarzen Schleier umflorten Rian, als wollten sie sie liebkosen. Mit geschlossenen Augen saß die Elfe im Netz neben der Schwarmmutter und streckte die Hände nach ihr aus. David stand hinter ihr, beobachtete jede ihrer Bewegungen und öffnete sich jeder Empfindung, die von Rian ausging.
Vorsichtig näherten sich Rians Hände der fleckigen Schuppenhaut. Die Prinzessin war völlig ruhig, und David spürte eine völlige Selbstsicherheit in ihr, die ihn neidisch machte. So vieles zerriss ihn im Moment, doch Rian verließ sich ganz auf das, was sie wusste und glaubte. Sie handelte danach. Er erinnerte sich vage, dass er auch einmal so gewesen war, immer sicher in dem, was er wusste und tat. Er wünschte Rian, dass sie das niemals verlieren würde.
»Ich spüre es«, flüsterte Rian. »Es ist so verwirrt. Alles, was es weiß, ist, dass die Lebenswärme es anzieht. Es versucht, über die Schwarmmutter wieder zu leben. Aber das geht nicht. Es kann keinen fremden Körper übernehmen. Nicht so.«
Seltsam
, dachte David.
Warum sollte jemand einen Schatten aus Annuyn geholt und dann einfach losgelassen haben?
Er sprach seine Überlegungen nicht aus, weil er Rians Konzentration nicht unterbrechen wollte. Außerdem vermutete er, dass sie dieselben Gedanken verfolgte.
Vielleicht hat derjenige einfach die Kontrolle über ihn verloren? Vielleicht war es sogar die Schwarmmutter selbst?
Doch das hielt er für unwahrscheinlich. Wesen wie die Nöck beschäftigten sich nicht mit einer unnatürlichen Magie wie der Nekromantie, und nur diese hatte Zweige, die den Zugriff auf Elfenschatten erlaubten.
Rians Hände glitten über den massigen Körper der Nöckmutter. Sie tastete die Stellen ab, an denen der Schatten sichtbar daraus hervordrang, und David sah Gänsehaut über ihre Arme laufen. Dennoch zuckte sie nicht zurück, sondern lehnte sich vor und breitete ihre Arme aus, um so viel vom Körper der Nöckmutter zu umfassen wie möglich.
»Jetzt«, sagte sie.
Unwillkürlich trat David einen Schritt vor und legte seine Arme um Rian, ehe er die Augen schloss und sich ganz auf das Band zwischen ihnen konzentrierte. Er spürte ihre unterdrückte Angst, aber auch Neugier. Sie wollte wissen, woher der Schatten kam und ob sie das erreichen konnte, was sie sich vorgenommen hatte. Neugierde und Übermut, die David fast kindlich erschienen und die ihm doch so vertraut waren wie sein Bild im Spiegel.
Ich halte dich, Rian
, dachte er konzentriert.
Ich lasse dich nicht noch einmal gehen.
Rian bewegte sich nicht mehr, und er spürte Kälte über sie kommen. Langsam hob sich Gänsehaut an ihren Armen, kroch weiter über ihren Körper, während sie immer heftiger zu zittern begann. Davids Arme prickelten, als die Kälte auf ihn überstrahlte, und unter anderen Umständen wäre er versucht gewesen, Rian loszulassen. So aber zog er sie nur noch enger an sich, mit seinen Armen und über das geistige Band zwischen ihnen. Auch dort spürte er die Kälte. Sie berührte Rians Geist und versuchte, ihn zu lähmen. Doch die Prinzessin zog sich zurück, kapselte sich ein gegenüber dem Schatten und blieb nur dort offen, wo sie mit David verbunden war. Langsam ging das Beben in eine Starre über, und David spürte, wie sie das Leben in ihrem Körper bewusst immer weiter eindämmte. Zugleich hielt sie den Schatten an der Oberfläche ihres Geistes, außen – dank der Kraft, die David ihr gab.
Überraschtes Murmeln und Gurgeln klang auf, und David öffnete die Augen. Was er sah, ließ Erinnerungen auf ihn einstürzen, die ihn lähmten. Ein goldenes Wabern hing neben Rian und der Schwarmmutter in der Luft. Er hatte dieses Leuchten schon einmal gesehen. Nicht mit den Augen, nein ... seine Augen waren vor Erschöpfung geschlossen gewesen. Doch sein eigener Schatten war davon angezogen worden, und er verspürte den Sog auch jetzt. Hinter dem goldenen Leuchten, das immer mehr von seinem Blickfeld einnahm, ahnte er die Verlockung des Loslassens, der Erlösung von allem, was ihm Sorgen machte.
Geh
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