Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes
Darum wollte ich es zumindest versuchen. Immerhin sind sie genauso Teil von Earrach wie die Sidhe Crain. Als Kinder Fanmórs gehört es meiner Meinung nach zu unseren Pflichten, sie zu schützen, wenn wir es können.«
David nickte. »Natürlich.«
»Nareva wird schnell schwächer«, meldete sich wieder einer der Nöck. »Ihre Kräfte sind fast aufgebraucht. Verzeiht, dass wir so unvermittelt vorgegangen sind, aber ...«
»... wir fürchten, dass der Schatten sie jeden Moment ins Totenreich zieht.«
»Und wenn Nareva stirbt, stirbt Nöck-Nareva. Wir haben Angst.«
»Ich verstehe, und ich verzeihe euch. Rian hat es auch getan, wie mir scheint. Also vergessen wir den Teil.« David erhob sich aus dem Sitznetz. »Ich denke, wir sollten uns näher ansehen, was wir bei Nareva bewirken können, oder, Rian?«
Rian nickte und stand ebenfalls auf. Die beiden Nöck stießen Luftblasen aus, in denen sich das schimmernde Licht fing, warfen ihre Arme hoch und stießen sich zum Lager ihrer Mutter ab.
David und Rian folgten ihnen mit langsameren Schwimmbewegungen.
Je näher sie Nareva kamen, umso klarer spürte David, dass dort etwas
verkehrt
war. Zum ersten Mal fiel ihm auf, dass die Schuppen der beiden vor ihnen schwimmenden Nöck an einigen Körperstellen matt und fleckig wirkten. An anderen hatten sie sich sogar gelöst, sodass man eine dünne weiße Haut sehen konnte, unter der die Adern dunkles Blut trugen. Sah so das Sterben aus, von dem sie sprachen? Waren alle Nöck-Nareva krank? Auch die Haut der Schwarmmutter wirkte matt und fleckig unter den schwarzen Schleiern, selbst aus der Entfernung. Ihr Zustand schien sich direkt auf den ihrer Kinder auszuwirken.
Wenige Meter vor ihrem Lager bemerkte David, dass Rian langsamer wurde und sich aufrichtete, um schließlich Wasser tretend auf der Stelle zu bleiben. Er drehte sich zu ihr und sah sie fragend an. Ihre Wangen waren blasser geworden, und ihr Blick vermied, was vor ihnen lag.
»Was ist los, Rian?«, fragte David mit gedämpfter Stimme.
»Ich spüre es. Den Schatten von Annuyn«, antwortete Rian. »Sie haben recht. Etwas von dort ist hier. Es ist ... kalt. Formlos. Und es giert nach dem Leben, ohne sich zu erinnern, was das ist.«
David sah zu Nareva. Die schwarzen Schlieren, die sie umgaben, waberten in ihre Richtung wie leckende Feuerzungen im Wind, wie dürre Finger. Als würde ihre Lebensenergie es ebenfalls anziehen, was auch immer »es« war. Er wandte sich wieder zu seiner Schwester und griff nach ihren Händen.
»Ich bin bei dir, Rian. Ich lasse nicht zu, dass du noch einmal durch das Tor gehst.«
»Aber das muss ich vielleicht, um Nareva zu retten«, flüsterte sie. »Um einen Todesschatten zurückzubringen, muss das Tor nach Annuyn geöffnet werden – ich bin ihm noch nahe genug dafür. Und wenn es offen ist, muss jemand den Schatten hinüberbringen.«
David zog Rian an sich.
»Dann lassen wir es. Wir sagen ihnen, dass es nicht geht, und ziehen weiter.«
Rian schüttelte den Kopf. »Nein. Nur ich kann ihnen helfen, und das Schicksal hat mich hierher geführt. Ich muss es tun. Außerdem können sie unsere Reise vielleicht verkürzen. Es sind ihre Gewässer, auf denen wir fahren.«
»Ist es das wert?«
Rian hob die Schultern, ohne ihn anzusehen. »Ich weiß nicht. Aber ich habe das Gefühl, dass ich es tun muss.«
»Warum?«
Traurig schaute sie ihn an. »Siehst du das denn nicht? Der Schatten gehört nicht hierher, und er hätte niemals hierher gelangen dürfen. Seine Anwesenheit ist eine Gefahr, denn wenn er mit Nöck-Nareva fertig ist, wird er sich in seinem unstillbaren Hunger neue Opfer suchen. Wir müssen herausfinden, wer diesen Schatten gerufen hat, und die Dinge wieder in Ordnung bringen. Der Schatten muss zurück, und kein Nachfolger darf an seine Stelle treten!«
»Und wie sollen wir herausfinden, wer ihn gerufen hat?«
»Ich werde den Schatten zu mir ziehen, ehe ich ihn durch das Tor bringe. In dieser Zeit werde ich die wenigen Erinnerungen teilen, die er hat. Vielleicht gibt mir das einen Hinweis.«
David musterte seine Schwester. »Es könnte gelingen«, gab er zögernd zu. »Aber fühlst du dich stark genug dafür?«
»Selbst wenn es nicht so wäre, hätten wir kaum eine Wahl. Aber ja, ich fühle mich stark genug – solange du bei mir bist. Du musst mich halten, David, über unser Band. Unser Band muss stark genug dafür sein. Das ist es doch, oder?«
Wieder stand dieser Zweifel im Raum, diese Angst, dass ihre besondere
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