Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes
junger Mann warte in der Lobby auf sie. Sie beschlossen, doch das Frühstücksbuffet zu nutzen, zogen sich an und gingen hinunter.
Es war Peter Lindell. Mit ernstem Gesicht saß er in einem der Sessel und hielt eine Zeitung in der Hand, die er ständig auseinanderund wieder zusammenrollte. Als er die Zwillinge sah, sprang er auf, als habe er auf einer Spiralfeder gesessen.
Rian ging mit einem strahlenden Lächeln auf ihn zu. »Peter, guten Morgen! Hast du irgendetwas Neues gehört?«
Der junge Mann nickte langsam. »Ja. Aber ... schaut am besten selbst.« Er rollte die Zeitung auf und deutete auf einen Artikel.
»Rätselhafter Leichenfund am Nyalasee«, las Rian vor. »Gestern fanden Angler auf dem Weg zum Nyalasee in einem Gebüsch am Wegrand die Leiche eines jungen Mannes. Sie alarmierten sofort die Polizei ... hmhmhmhm ... konnte den Todeszeitpunkt nicht feststellen, da die Leiche eine seltsame Verhärtung der Haut zeigte. Die Ursache dafür ist unbekannt. Der Tote konnte bislang nicht identifiziert werden ... vermutlich Student ... Die Polizei bittet um die Mithilfe der Bevölkerung ...«
Sie runzelte die Stirn, drehte die Zeitung herum und starrte auf die Skizze, die dort abgebildet war. Kälte breitete sich in ihrem Magen aus, als sie zu David aufblickte. »Es ist Murtik«, stellte sie fest.
10 Geflügelte Worte
Es gab nicht mehr viele Dinge, die Ainfar verborgen blieben, und so konnte er bald selbst erleben, dass die Gerüchte stimmten, von denen die Schwanenfrau Branid ihm erzählt hatte. Die Leichtigkeit, mit welcher Bandorchu die Energien des Landes an diesem Tag aufsog, bewies, wie sehr es bereits ihre Heimat war. Augenblicke später griff sie hinaus, um mit nicht mehr als einer Handbewegung die Realität aufzureißen. Wabernd hing eine bläulich schimmernde Wunde in der Luft, von der Königin ins Gewebe des Schattenlandes geschlagen. Sternglitzernde Schwärze füllte ihre Mitte aus, während der Spalt sich weitete und zu einem grauen, gestaltlosen Nichts verblasste.
Ein Portal in eine andere Welt.
Wie oft musste sie das schon gemacht haben, dass sie inzwischen kaum noch Konzentration dafür benötigte? Wie mochte es am Anfang gewesen sein, als sie jeden Schritt des Loches durch die Welten mit all ihren Sinnen hatte ertasten müssen? Jeden Fehltritt musste sie damals mit Energien bezahlen, über die sie noch nicht in diesem Überfluss verfügt hatte, wie sie es jetzt anscheinend tat?
Woher kam eigentlich diese Kraft? Allein aus den Seelen? Oder hatte sie noch andere Quellen?
Das ungeformte Grau geriet in Bewegung, und für Augenblicke glaubte Ainfar, Umrisse erkennen zu können. Ein breiter Fluss, eine Brücke, getragen von dünnen Seilen an schlanken Pfeilern, eine gepflasterte Promenade. Dann trat eine kleine Gestalt hindurch, die Ainfar als den Kau erkannte – dünne Spinnenglieder, spitz aufragende Ohren und glitzernde dunkle Augenschlitze. Er schleifte einen dunklen Sack hinter sich her, von dem der Tiermann gehofft hatte, ihn nicht zu bald wiedersehen zu müssen. Wie beim ersten Mal zuckte der Stoff unter den Versuchen der gefangenen Seelen, ihrem Schicksal zu entkommen.
Bandorchu trat vor und streckte ihre Hand aus, ein gieriges Glitzern in den Augen. Der Kau duckte sich ein wenig, als könne die Bewegung ihn aus dem Einfluss ihrer Macht bringen, und hielt ihr bereitwillig den Sack entgegen. Sie nahm ihn mit einem grazilen Neigen des Kopfes entgegen und entspannte sich wieder. Ihre Beute war sicher.
Das schemenhafte Bild wurde erneut verdeckt, und reine Dunkelheit schien durch das Tor in den Raum zu dringen, die sich im nächsten Moment zur schwarz verhüllten Gestalt des Getreuen materialisierte. Er trat auf die Königin zu und verbeugte sich tief.
»Unser Einsatz war erfolgreich«, berichtete er mit der gewohnten heiseren Stimme, die er in Gegenwart anderer stets benutzte. »Der vierte Knotenpunkt steht unter unserer Kontrolle. Es wird nicht mehr lange dauern, bis es Euch freisteht, in der Welt der Sterblichen zu wandeln, meine Königin.«
Bandorchu trat einen Schritt vor, und ihre aufgerichtete Gestalt reckte sich noch ein wenig mehr. Sanft umschmeichelte ihr hüftlanges goldblondes Haar ihre schlanke, in ein blütenweißes Gewand gehüllte Gestalt, und die Aura der Macht umflorte sie wie ein sichtbares Glühen.
»Ich werde dort nicht nur wandeln, ich werde herrschen«, sagte sie mit einer Bestimmtheit in der Stimme, die keine Zweifel zuließ. »Es gibt nichts, was diese
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