Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes
Sterblichen mir entgegensetzen können, wenn ich erst in ihre Welt komme. Sie werden mir dienen dürfen, um meine Kräfte zu mehren für mein eigentliches Ziel ...« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Aber zu mehr als interessanten Spielzeugen taugen sie nicht.«
»Wir sollten den Löwen nicht häuten, ehe er erlegt ist, wie man hier gelegentlich sagt«, warf der Getreue ein. »Auch wenn ich keine Zweifel habe, dass die Jagd erfolgreich sein wird. Ich werde Cor und den Kau nach Süden zum fünften Knotenpunkt schicken, um den genauen Ort zu finden, an dem die beiden nördlichen Linien sich treffen. Sie werden dafür sorgen, dass alles für uns vorbereitet wird, während unsere Verbündeten sich auf der Insel in einem Dorf nahe dem Vulkan sammeln. Ich selbst will abwarten, bis die Wellen der Übernahme hier abgeklungen sind und sie mit Sicherheit nicht mehr rückgängig gemacht werden kann – auch um sicherzugehen, dass Fanmór nichts davon erfährt und sich weiter in Sicherheit wähnt, bis wir den fünften Knoten besetzt und das Tor aufgerissen haben.«
»Vergiss nicht das Mischblut«, sagte Bandorchu scharf. »Sie ist ebenso wichtig. Sie wird mir den Übergang erleichtern. Bring sie endlich her, wie du es versprochen hast!«
Der Getreue neigte den Kopf. »Das war meine Absicht. Ihre Heimat liegt sozusagen auf dem Weg. Alebin hat mir bestätigt, dass Fanmór nicht geneigt ist, die Zwillinge wieder gehen zu lassen, nachdem Dafydd in solche Gefahr geraten ist. Sie werden mir also nicht mehr in die Quere kommen.«
»Gut. Bring mir die Frau, und dann können wir den Anbeginn des neuen Zeitalters feiern, bevor du dich zum letzten Knotenpunkt aufmachst.« Ein leises Schnurren schwang in ihrer Stimme mit.
Der Getreue atmete hörbar ein. Das Versprechen, das in ihren Worten lag, ließ ihn offensichtlich nicht unberührt.
»Ich lebe darauf hin.« Er hob eine Hand an die Brust und verneigte sich erneut, ehe er sich zum Kau umwandte und diesen mit einer herrischen Geste zurück durch das Tor scheuchte. Kaum war die Gestalt des Kobolds verschwunden, folgte auch er. Die Ränder des Tores waberten und stürzten schließlich mit dem Geräusch einer im Sturm zugewehten Tür aufeinander.
Einen Moment sah sie noch reglos auf die Stelle, an der die Portalwunde geklafft hatte. Dann drehte sie den Kopf, bis ihr Smaragdblick auf Ainfar fiel. Sie lächelte, hob ihn vorsichtig von der Ablage, auf der sie ihn abgesetzt hatte, und hielt ihn auf Augenhöhe.
»Bald werden wir aus dieser Welt der Schatten entkommen, mein kleiner Silberschatz«, murmelte sie. »Und dort werde ich endlich meine Kräfte auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren können. Ich werde die Menschenwelt zu meiner machen, und dann ...« Sie hob die andere Hand und schloss sie, als wolle sie darin etwas zerdrücken. »Dann wird Fanmór bereuen, was er mir, was er uns allen angetan hat. Und ich werde dafür sorgen, dass sich seine Reue und die seiner treuen Gefolgsleute sehr, sehr lange hinziehen.« Kalte Grausamkeit lag in diesem Versprechen.
Ainfar fühlte sich, als führe Bandorchu mit einem ihrer langen Fingernägel sein Rückgrat entlang, anstatt ihn zärtlich zu kraulen. Er schloss die Augen und rollte sich auf der Hand der Königin zusammen.
Regiatus muss davon erfahren! Es muss gelingen, oder alles ist verloren! Sie darf nicht aus dein Schattenland entkommen ... nicht, solange sie Bandorchu ist!
Es war ein Wagnis, gerade hier in seine eigene Gestalt zurückzukehren, doch eines, das er eingehen musste.
Ainfar saß auf dem Dach der Zitadelle, unter den jagenden Schatten und dem grellen Licht, und spürte, wie die Angst an ihm zerrte. Als Ariàn konnte er nicht tun, wofür er hier heraufgekommen war, während die Königin schlief. Und welche Bedeutung hatten schon seine Furcht und sein Leiden im Verhältnis zu dem, was sie für zwei Welten plante und vielleicht sogar darüber hinaus?
Regiatus! Ich wünschte, du wärst hier, um mir zu helfen
...
Er hielt das Bild seines Halbbruders in seinem Geist fest, um Mut und Stärke daraus zu beziehen. Der Corvide hatte stets Notwendigkeit vor seine eigenen Bedürfnisse gesetzt, und jetzt wurde es Zeit, dass Ainfar das auch tat. Er hatte lange genug die Bequemlichkeiten des Lebens als Schoßtier genossen. Es wurde Zeit, seiner Anwesenheit wieder einen Sinn zu verleihen.
Ainfar schloss die Augen, ließ das Bild des Silberhörnchens aus seinem Bewusstsein gleiten und wollte es durch seine eigene Gestalt
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