Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes
Insofern ist es vielleicht ganz gut, dass es nur zwei Dinge gibt, durch die Liebe geheilt werden kann: durch den Tod und die Zeit.«
Gabriels Worte ließen David innehalten. Der junge Mann blieb ebenfalls stehen und schaute ihn fragend an. »Was ist los? Habe ich etwas Falsches gesagt?«
Der Tod und die Zeit. Ist es das, warum Elfen keine Liebe kennen? Weil sie bisher kein Heilmittel dagegen hatten? Weil bisher weder Zeit noch Tod von Bedeutung für uns waren? Muss man sterblich sein, dainit die Liebe einen nicht zugrunde richtet?
»David?« Sorge trat in den Blick des jungen Mannes. Er streckte eine Hand aus und berührte sacht die Schulter des Elfen.
David blinzelte und seufzte. »Es ist nichts«, sagte er. »Es scheint nur, dass es in letzter Zeit eine Menge Erkenntnisse gibt, mit denen ich erst einmal lernen muss umzugehen.« Er verschränkte die Arme und ging mit gesenktem Kopf weiter.
Rian erwartete sie bereits im Hotel. Sie hatte herausgefunden, dass das Bootshaus einem Mann namens Per Anderson gehörte, der in Stockholm lebte. David vermutete, dass er ein Verwandter von Erik Anderson war. Wenig später saßen sie in einem Taxi zu seinem Anwesen.
In den Wäldern um die Stadt lag der Schnee noch kniehoch zwischen den Bäumen. Das graue Licht, das durch die Wolken drang, suchte seinen Weg zwischen den kahlen Ästen und Zweigen hindurch und brachte die helle Birkenrinde zum Schimmern. Nur wenige Nadelbäume hoben sich als dunkle Schatten dazwischen hervor.
Südlich des Sees waren aus dem Wald große viereckige Flächen herausgeschlagen und als neue Siedlungsgebiete erschlossen worden. Hauptsächlich Angestellte der Universität und des Regionalkrankenhauses bewohnten diese Satellitensiedlungen. Nicht alle Grundstücke waren bereits komplett bebaut.
Das Haus von Doktor Anderson stand einzeln am äußersten Rand der Siedlung, ringsherum umgeben von Bauland, auf dem sich noch keinerlei Anzeichen von Aktivität erkennen ließen. Die drei Freunde stiegen etwas früher aus und gingen das letzte Stück. Ein Volvo SUV stand in Andersons Auffahrt, und durch ein Fenster des Hauses fiel Licht. David klingelte.
Sie mussten nicht lange warten, bis ihnen geöffnet wurde. Ein dunkelblonder, sportlich gebauter Mann tauchte in der Tür auf und musterte sie überrascht, als habe er jemand anderen erwartet.
»Entschuldigung, Herr Anderson«, sagte David. »Wir interessieren uns für ein Grundstück hier draußen und wollten fragen, was ...«
Die Miene des Mannes verschloss sich. »Ich habe keine Zeit«, unterbrach er David und machte Anstalten, die Tür zu schließen.
Rian trat einen Schritt vor und legte eine Hand in den Türrahmen, sodass er riskiert hätte, sie zu verletzen, wenn er die Tür trotzdem geschlossen hätte. »Bitte, nur ein paar Minuten«, bat sie. »Immerhin sind wir vielleicht bald Nachbarn. Bisher, muss ich sagen, würde mir die Aussicht nicht schlecht gefallen.« Sie ließ ihren Blick kurz über den Mann gleiten und lächelte ihn an.
Anderson zögerte, trat dann zurück und öffnete die Tür. »Also gut. Aber wirklich nur ein paar Minuten. Ich erwarte Besuch.«
»Vielen Dank! Ich bin übrigens Rian, und das hier sind mein Bruder David und unser Neffe Gabriel. Er studiert hier.« Rian trat durch die Tür, und David spürte, wie sie ihm im Vorbeigehen etwas in die Hand drückte. Er schloss die Finger darum. Es war der Anhänger der Trollin.
Der Mann führte sie in die Essküche und bot ihnen mit einer Geste Platz an einem Küchentisch aus hellem Holz an. David sah sich um. Nichts wies darauf hin, dass in diesem Haus etwas Ungewöhnliches geschah. In einer Ecke der Küche gab eine Kaffeemaschine einige letzte Dampfstöße von sich, und ein Tablett mit süßen Backwaren stand bereit, noch abgedeckt mit dem Papier vom Bäcker. Im Fenster hing ein Windspiel aus buntem Glas, und auf dem Küchentisch lag eine Decke mit gehäkeltem Rand, auf der eine Vase mit Kunstblumen stand. Alles wirkte hell, freundlich und sauber.
»Setzt euch. Möchtet ihr Wasser, Saft oder vielleicht einen Kaffee? Ich habe aber nicht viel Zeit. Wenn meine Geschäftsfreunde kommen, müsst ihr gehen.«
»Sicher«, antwortete Rian. »Ich hätte gerne einen Kaffee mit etwas Milch und viel Zucker. Gabriel, auch einen Kaffee?«
Der junge Mann nickte nur. Sein Blick huschte überall herum, als suche er einen Hinweis oder eine verborgene Tür. Seine Aufmerksamkeit war jedenfalls nicht beim Gespräch, und er vermied es, Doktor Anderson
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