Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes
anzusehen.
David spielte mit dem Anhänger in seiner Tasche. »Ich bin mit einem Glas Wasser zufrieden«, sagte er. »Kann ich kurz die Toilette benutzen?«
»Gleich neben der Eingangstür, auf der anderen Seite des Ganges.«
David ging zu der kleinen Gästetoilette, ehe er den Anhänger aus der Tasche zog. Er strich darüber und ertastete den Aurarückstand, den auch Rian wahrgenommen hatte. Dann schloss er die Augen und spannte das Amulett zwischen seinen Händen, um zu spüren, wohin es diesen Rückstand zog. David war nicht gut in diesen Dingen, doch der Sog war stark genug, dass er ihn spüren und verfolgen konnte. Die Trollin war in diesem Haus, irgendwo schräg unter ihm.
Mit einem schnellen Griff steckte der Elf den Schmuck weg. Zur Tarnung betätigte er Spülung und Waschbecken, bevor er die Toilette verließ. Aus der Küche drangen die Stimmen von Rian und ihrem Gastgeber, die sich gerade über die Vorzüge und Nachteile einer Lage fern der Stadt unterhielten.
David sah den Gang hinunter. Er führte an der Küche und einer Treppe vorbei in einen großen Wohnraum. Durch eine Fenstertür konnte man bis zum Waldrand sehen. Die Treppe führte nach oben und unten. Es gab also einen Keller.
Die Türklingel ertönte, und sofort war das Schaben eines Stuhls auf dem gefliesten Küchenboden zu hören.
»Das werden die Leute sein, die ich erwarte. Ich muss euch leider bitten, jetzt zu gehen«, erklang die Stimme des Arztes. Die Anspannung darin war kaum zu überhören.
»Wie schade«, sagte Rian. »Aber vielleicht können wir ja ein andermal wiederkommen?«
»Gerne.« Doktor Anderson trat in den Gang und kam David entgegen. Rian und Gabriel folgten ihm. Die Elfe sah David an, und er nickte kaum merklich. Dann ballte er die Hand zur Faust, doch Rian schüttelte den Kopf, und ihr Blick wanderte zu Gabriel und weiter zur Tür.
Nicht jetzt. Wir dürfen den Menschen nicht gefährden, und wir wissen nicht, wer vor der Tür ist.
Anderson zog aus einer Jacke an der Garderobe eine Visitenkarte und reichte sie Rian. »Ruft an, wenn ihr noch einmal vorbeischauen wollt.«
Rian sah auf die Karte und gab vor, erstaunt zu sein. »Du bist Arzt? Beeindruckend!«
Er straffte sich etwas und lächelte. »Ja, an der Universitätsklinik. Allerdings hoffe ich nicht, dich einmal als Unfallopfer dort empfangen zu müssen.«
»Dabei würde ich mich so gerne in deine Hände begeben«, raunte Rian mit einem koketten Lächeln.
Sichtlich geschmeichelt erwiderte Anderson ihr Lächeln. Doch als er die Klinke herunterdrückte und die Tür öffnete, wurde sein Ausdruck sofort wieder unpersönlich.
Drei Männer warteten draußen. Der Kleinste von ihnen wirkte wie ein Buchhalter, mit Halbglatze, dunklem Anzug, einem dunklen Stoffmantel und einer Brille mit großen Gläsern und dünnem Rahmen. Bei ihm standen zwei Männer in Jeans und weiten Anoraks. Alle drei wären David in keiner Weise bemerkenswert erschienen, hätte er nicht den Schock gespürt, der seine Schwester bei ihrem Anblick durchfuhr. Er sah zu ihr, doch sie beherrschte sich bemerkenswert. Ihr Lächeln ließ nur leicht nach, ehe sie den Blick wieder von den Männern löste und Anderson zunickte.
»Bis nächstes Mal!«
»Bis dann!«
Die Männer machten Platz, und David, Rian und Gabriel verließen das Haus. Hinter ihnen traten die Neuankömmlinge ein, und Erik Anderson schloss leise die Tür.
Sie gingen die Auffahrt hinunter, in der sich ein weißer Mittelklassewagen zu Andersons SUV gesellt hatte. An der Straße wandten sie sich wieder in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Erst als sie bereits ein Stück gegangen waren, wandte sich David zu Rian. »Was war los?«
»Die zwei im Anorak waren die Männer, die bei Murtik gewesen sind«, antwortete sie.
»Murtik?« Gabriel sah verwirrt zu Rian. »Wer ist das? Und woher kennst du diese Leute?«
David fluchte innerlich. Er hatte die Anwesenheit des jungen Mannes für einen Moment verdrängt, und seiner Schwester musste es ähnlich gegangen sein. Sie fing sich allerdings sofort.
»Murtik ist Marks Deckname gewesen«, erklärte sie. »Weder er noch seine Freunde sind das, was sie zu sein scheinen. Was du kennengelernt hast, waren ihre Tarnidentitäten.«
»Tarn...« Gabriel atmete durch und griff in seine Tasche, um die Zigaretten und sein Feuerzeug herauszuziehen. In seinem Gesicht arbeitete es. Die Leute, mit denen er sich so gut verstanden, die ihm geholfen und die er als Freunde betrachtet hatte, waren nicht, was
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