Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes
hereinfallen. Einer der Lichtschächte! Ainfar sammelte allen Mut, sprang hoch und in den Schacht hinein. Krallen trafen auf spiegelglatte Flächen, und mit einem lauten Fiepen glitt er ab und stürzte in den Gang zurück.
»Hab ihn!«
Ein Dreizack bohrte sich mit blauen Blitzen um ihn in den Kristall und fixierte seinen Körper auf dem Boden. Der Tiermann schrie auf.
Verloren!
Schritte näherten sich, ohne dass er mehr sehen konnte als die Wand, an der er gerade herabgeglitten war. Schließlich schloss sich eine kräftige Hand um seinen Körper und drückte ihn zu Boden, während der Dreizack vorsichtig aus dem Stein gelöst wurde. Ainfar sträubte sich, kratzte an den dunkelbraunen Fingern und versuchte, den Kopf genug zu wenden, um zu beißen. Doch sein unbekannter Gegner war vorsichtig.
Endlich glitten die Zacken heraus, und die Hand schloss sich vollständig um Ainfar, um ihn hochzuheben. Diesen Moment wählte er für die letzten Verwandlungen, zu denen er sich fähig fühlte. Er erschlaffte, und ehe der Griff seines Jägers sich angepasst hatte, war er bereits zur Maus geschrumpft. Kräftig biss er in den Finger vor seiner Schnauze. Ein Unmutslaut klang auf, und ehe die Hand sich an seine neue Größe anpassen konnte, schlüpfte er heraus und sprang. Noch bevor er den Boden erreichte, sprossen ihm erneut Flügel, und mit letzter Kraft strebte er dem Licht entgegen.
Der Schacht war ein verwirrender Albtraum aus Spiegelungen und blendenden Strahlen, und Ainfar taumelte teilweise mehr, als er flog.
Nur immer hoch, hoch, zum Licht!
Nach einer Zeit, die ihm wie eine Ewigkeit vorkam, und ohne jegliche Ahnung, wo er sich befand, brach er endlich ins Freie. Fast hieß er die Wolkenschatten willkommen, bedeuteten sie doch, dass er das Gefängnis
wirklich
verlassen hatte, zu dem die Zitadelle für ihn geworden war. Mit einem schwachen Jubelzwitschern schwang er sich hoch in die Luft. Als kleiner Vogel würde er einen sicheren Winkel am Rand der Festung finden, vielleicht einen Spalt in einem nahen Felsen. Er würde ihr nahe bleiben und vielleicht noch einmal die Möglichkeit bekommen, einzugreifen. Ainfar zog eine Schleife und ließ seinen Blick schweifen, bis ein zunehmendes Leuchten seine Aufmerksamkeit auf die Zitadelle zog.
Es war, als blickte er in starrende Gesichter mit Mäulern voller spitzer Zähne und hervorstehender Hauer. Die Zitadelle lebte auf eine besondere Weise, und es war nicht nur das Leben, das sie von der Königin bezog, sondern auch das der Wesen, auf denen sie errichtet worden war. In diesem Moment war der Hass all dieser Existenzen, all ihr Zerstörungswille auf
ihn
gerichtet!
Wie leuchtende Kugeln sickerte er aus Bandorchus Palast hervor, dunkle Augen rollten sich suchend nach außen. Ainfar fühlte Angst in seine Glieder kriechen, fühlte übergenau, wie seine Flügel langsam schwer wurden und sich weigerten, ihn noch länger zu tragen. Er war erschöpft, am Ende seiner Kräfte, doch es schien, als wäre die Jagd noch nicht vorbei. Noch lange nicht.
Er stieß auf eine Luftströmung zu, die ihn ohne große Anstrengung weiter hochtrieb. Unter ihm lösten sich die leuchtenden Kugeln von den Spitzen der Türme und den ausladenden Verzierungen; suchend huschten sie durch die Luft. Plötzlich raste eine los und verging im nächsten Moment in einer Eruption aus Licht und Hitze, die Ainfar kurzzeitig blendete und einen heißen Wind unter seine Flügel trieb, der ihn aus dem Luftstrom warf. Weitere Kugeln zuckten in verschiedene Richtungen und vergingen, manche weiter entfernt, manche so dicht, dass Ainfar blind fliegen musste, ohne Kontrolle über seinen Kurs. Er wollte weg, weg von der Zitadelle, weg von der neuen Gefahr, die ihn früher oder später einholen musste, denn es schien, als seien die Kugeln darauf aus, alles Leben in der Umgebung der Zitadelle auszulöschen.
Dann spürte er
ihren
Blick auf sich! Mit all den Augen, die das Schloss ihr bot, hatte sie nach ihm gesucht, und mit Sinnen, die in Vergangenheit und Zukunft griffen. Sie hatte ihn aufgespürt. Er musste nicht zurückschauen, um das zu wissen.
Drei Kugeln rasten auf ihn zu.
Erneut ging Ainfar in einen Sturzflug über und hoffte, auf diese Weise ihren Blick abzuschütteln. Irgendetwas geriet in den Weg einer der Kugeln, die daraufhin vorzeitig explodierte. Der Druck schleuderte Ainfar schneller voran und stülpte seine Schwungfedern um. Mit einer schnellen Wendung entging er einem aufragenden Felsen.
Mühsam strebte der
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