Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel - Schartz, S: Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel
Gefangenen war eine Nymphe, Hyazinthe. Mein Freund Grog und sie waren mal … Ihr wisst schon. Er grämt sich sehr, weil er sie nicht befreien konnte, und befürchtet, dass sie nicht mehr lebt.«
»Sie tut es«, antwortete Morgana. »Sag deinem Freund, sie wird wohlbehalten in die Schwarzberge zurückkehren.«
Nadja nickte. »Mit Freuden. Und …«
»Das war immer noch nicht alles? Hast du nicht von
einer
Frage gesprochen?«
»Dies ist sozusagen ein Teil davon. Charybdis, Hohe Frau«, sagte Nadja verlegen, aber tapfer. »Werdet Ihr sie wieder schlafen schicken?«
»Sie ist ein Elementargeist, fast so alt wie ich. Ich kann ihr nicht befehlen.«
»Aber sie ist Euch ähnlich, denn Ihr seid die Königin von Luft und Dunkelheit. Auch Hyazinthe ist ein Elementargeist. Da … gibt es doch sicher so etwas wie Verständnis.«
»Na schön«, sagte Morgana. »Ich werde sehen, was sich machen lässt.« Sie musterte Nadja eindringlich. »Noch etwas?«
Zu gern hätte die Journalistin gewusst, ob Artus noch lebte. Aber sie wollte die Geduld der Königin nicht über Gebühr strapazieren. Also schüttelte sie nur den Kopf und strahlte.
»Sie ist fertig, wer hätte das gedacht?« Die Königin lächelte nun offen, dann neigte sie sich huldvoll zu Nadja herab und berührte mit tiefroten Lippen leicht ihre Stirn. »Der wahre Schlüssel ist die Trinität«, wisperte sie dicht an Nadjas Ohr. »Merke dir das gut, und handle beizeiten danach.«
»Die Trinität«, murmelte Nadja, und dann fielen ihr plötzlich die Augen zu. Als sie sie nur eine Sekunde später erschrocken wieder öffnete, war sie allein.
Verwirrt, aber gleichzeitig von bleierner Müdigkeit erfasst, stolperte Nadja ins Haus zurück. Sie schlich die knarzenden Stiegen hinauf, zog sich aus und kroch ins warme Bett zurück. Bereits im Dahindämmern spürte sie, wie David sich plötzlich regte und zu ihr drehte, dann legte sich sein Arm um sie. Sein warmer Atem strich ihr übers Gesicht.
»Wo warst du?«
»Morgana hat sich verabschiedet«, murmelte sie.
»Die Hohe Frau verabschiedet sich von
dir?
«
»Mhm.«
»Meine bezaubernde Menschenelfe, du überraschst mich immer wieder.« Er fing an, sie zu küssen, und rückte näher zu ihr. Eigentlich wollte sie ihn wegschieben und nur schlafen, aber dann spürte sie seine Wärme, seine Hände auf ihrer Haut, und seine flinke Zunge brachte sie schnell auf andere Gedanken.
Während der nächsten Wochen erholten sie sich von den Strapazen. Nadjas Bauch nahm allmählich rundliche Formen an, und sie musste sich neue Hosen kaufen; eine willkommene Gelegenheit auch für Letitia und für Rian erst recht. Zu dritt machten sie Catania unsicher und fuhren zweimal bis nach Palermo, von wo sie stets mit leuchtenden Augen und einem halben Dutzend großer Tüten zurückkamen. Bei ihrem zweiten Ausflug nahmen sie Natalia mit, die zwar nur eine mittelgroße Tüte mitbrachte, welche es aber in sich hatte. Nonna verschwand mit Antonio im Schlafzimmer und ward den Rest des Tages nicht mehr gesehen.
»Mein Dickerchen«, sagte David am Abend, grinste Nadja schelmisch an und streichelte zärtlich die kleine Wölbung ihres Bauches. Dann achteten sie gemeinsam auf die Bewegungen des Kindes, die spürbar waren. Anschließend verlangte Nadja andere Dienste, erhitzt von der Berührung seiner kribbelnden elfischen Hände, und brachte ihn ganz und gar außer Atem. Danach sagte er nicht mehr »Dickerchen«, sondern »Nimmersatt« und bat um eine kleine Erholungspause. Diese wurde ihm gewährt, denn Nadja war am Verhungern.
Die Großeltern Oreso fanden sich schnell damit ab, dass ihr Heim plötzlich voller Elfen war, und stellten sich auf die Versorgung einer Großfamilie ein. Natalia bekam allerdings tatkräftige Unterstützung von Grog, und Pirx half Antonio beim Einkaufen.
Max wurde ein paar Tage nach dem Abenteuer in aller Stille in einem Urnengrab in einer Mauer auf einem Friedhof voller Pinien beigesetzt. Nadja war in diesem Moment untröstlich in ihrem Kummer; ihr Quasibruder fehlte einfach und trübte durch seine Abwesenheit das Glück, dass sie alle wieder beisammen und gesund waren. Als sie den Friedhof verließen, hielt Letitia ihre Tochter auf.
»Nadja … auf ein Wort.«
»Gerne, Mama.« Nadja blieb stehen und wischte sich mit einem Taschentuch die Augen trocken. »Tut mir leid, dass ich so … Schließlich kannte ich Max kaum, aber er war trotz der kurzen Zeit wirklich wie ein Bruder für mich geworden.«
»Er hat es dir nie gesagt,
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