Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel - Schartz, S: Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel
erfuhr ich von Venedig und war drauf und dran, euch nachzureisen. Doch da war dieser furchtbare finstere Kerl …«
»Der Getreue«, sagten Nadja und Fabio gleichzeitig. Sie starrten Letitia verdattert an.
»Seine Kälte durchdringt die Welt der Toten, die mir nicht fremd ist, so wie euch Elfen Annuyn. Ich habe ein paar Freunde dort.«
»Etwa Byron und Casanova?«, rief Nadja.
»Diese nicht, nein.« Letitia lächelte. »Aber ich erfuhr natürlich, dass sie dir zur Seite standen, und darüber bin ich sehr froh. Ich habe sehr lange mit mir gerungen, aber schließlich entschied ich, dass es keinen Sinn mehr hatte, Versteck zu spielen. Ich rief Fabio an, damit wir gemeinsam überlegen, wie wir dich weiter schützen können.«
»Ähm«, machte Nadja, »dann bist du nicht ganz auf dem Laufenden, richtig?«
Letitia runzelte leicht misstrauisch die Stirn. »Als ich Fabio in Venedig erreichte, warst du verschwunden. Ich machte mir große Sorgen, nahm aber an, dass er bereits etwas zu deinem Schutz unternommen hatte. Ich wollte am Telefon nicht darüber reden und bat ihn deshalb hierher.«
Vater und Tochter sahen sich an. »Sagst du es ihr oder ich?«, fragte Nadja.
»Wovon sprecht ihr?«, wollte Letitia ungeduldig wissen.
»Es ist deine Geschichte«, forderte Fabio die Tochter auf.
Nadja räusperte sich und druckste ein wenig herum. »Also, das ist so … wegen des Schutzes …«
»Ja?« Letitia klang nun wie eine Schuldirektorin, sie zog langsam die feinen Brauen zusammen.
Nadja wich ihrem leuchtend blauen Blick unbehaglich aus. »Also, ich bin bereits aufgeflogen«, sagte sie und gab sich noch einen Ruck. »Und Fanmórs Bann ist aufgehoben. Von ihm droht keine Gefahr mehr.«
Das machte Letitia für einige Augenblicke sprachlos. Fabio bediente sich derweil an Kaffee, Mandelmilch und Süßstücken.
»Das ist unmöglich«, sagte Letitia schließlich. »Fanmór würde das nie tun, er ist unnachgiebig, verzeiht niemals, ist rachsüchtig und grausam …«
»Ja, aber dieses eine Mal hat er etwas Gutes getan.«
Letitia starrte Fabio an. Er nickte. »Es ist wahr. Ich bin frei, zumindest als Mensch. Lediglich meine Verbannung aus der Anderswelt erhält er aufrecht, aber das ist in Ordnung.«
»Das … musst du mir genauer erklären, Tochter.« Sie war völlig aus dem Konzept geraten.
»Es ist eine lange Geschichte, Mama. Wir sollten sie auf einen ruhigeren Zeitpunkt verschieben.«
Letitia erhob sich; nun war sie es, die eine Weile auf und ab gehen musste. Dann lehnte sie sich gegen den wuchtigen Schreibtisch. »Also wisst ihr das auch schon mit dem Ätna.« Wut funkelte plötzlich in ihren Augen. »Wie konntest du unsere Tochter nur mit hierher nehmen!«
»Na, wieso wohl hab ich das getan: deinetwegen«, murmelte er. »Sie hätte mir das nie verziehen und ich mir auch nicht. Und du erst recht nicht, gib es doch zu.«
Seine Frau biss sich auf die Unterlippe und neigte den Kopf zur Seite. »Ja«, gestand sie ein wenig rau. »Natürlich habe ich gehofft, du würdest wie gewohnt das Gegenteil von dem tun, was du tun sollst …«
»Also, was genau geht hier vor sich?«, fragte Nadja dazwischen. Sie hatte Verständnis, dass ihre Eltern Zeit füreinander brauchten. Aber nicht jetzt. Vielleicht war der Getreue bereits dabei, den Stab zu setzen. »Was den Ätna betrifft, sind wir nicht auf dem Laufenden.«
»Es gibt vermehrt Beben, die auf einen baldigen Ausbruch hindeuten – so lautet die nachvollziehbare, rationale Begründung«, sagte Letitia. »Allerdings gibt es einen Zusammenhang zu den häufigen Fährunglücken auf der Straße von Messina. Die Katholiken sprechen von Gottes nahendem Gericht. Esoteriker sehen darin das Erwachen einer alten Macht, und die Anhänger alter Sagen sprechen von Skylla und Charybdis. Wer weiß, vielleicht stimmt das auch, ich halte es für möglich. Doch das richtige Gespür haben sie alle:
Etwas
bereitet sich vor, eine Veränderung in diese Welt zu bringen. An der Gola dell’Alcántara kam es ebenfalls zu unerklärlichen Zwischenfällen, bei denen es zwei Todesfälle und mehrere Verletzte gab. Das Gebiet ist seither für den Tourismus gesperrt, aber ich habe Kenntnis erhalten, dass sich dort seltsame Gestalten herumtreiben. Was auch immer hier geschieht – ich kann spüren, dass große Probleme auf uns zukommen. Kälte.«
»Du warst schon immer viel zu sensibel.« Fabio seufzte. »Leider hast du recht. Wir befürchten, dass der Getreue auf dem Weg hierher ist.«
»Und ihr beide
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