Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel - Schartz, S: Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel
wanderte ich mit meinem Stamm durch dieses wunderbare Land …«, offenbarte ihre Mutter mit abwesendem Ausdruck. »So große, schöne Menschen, stolz und schwarz wie Ebenholz …« Sie winkte ab. »Ein Traum, der mich nicht mehr losließ. Ich musste das Bild malen, sonst hätte ich nie mehr schlafen können. Aber seither … Ja, es beruhigt mich irgendwie und gibt mir Kraft. Es half mir, die Jahre ohne euch zu überstehen, denn es erinnerte mich stets daran, dass nichts verloren geht.«
Letitia wies zur Tür. »Jetzt aber raus hier, ich darf meine Pflichten nicht vernachlässigen. Diese Kinder brauchen Ordnung, wenn sie jemals in der Welt bestehen wollen. Und ich kann keine Disziplin von ihnen verlangen, wenn ich selbst nachlässig bin.«
Nadja gehorchte, obwohl tausend Fragen auf ihrer Zunge brannten. Kurz vor dem Hinausgehen fiel ihr aber noch etwas ein. »Eine Frage noch, ich meine, jeder hier wird sich doch Gedanken machen …«
»Ist schon gut, figlia. Wenn du über deine Beziehung zu mir gefragt wirst, sag die Wahrheit. Wir können nicht verbergen, wie wir zueinander stehen und was euer Besuch zu bedeuten hat. Die Leute sind ja nicht dumm – gerade in diesen Dingen nicht. Da gibt es schnell Gerüchte. Aber tut mir einen Gefallen und redet nur mit meinem jetzigen Namen über mich. Ich mochte Julia noch nie.«
Fabio grummelte, aber Nadja lächelte. »Aber eine Oreso wirst du doch wieder sein, oder?«
»Letitia Peschi Oreso. Na, meinetwegen.«
Verdutzt fand Nadja sich nach einer kurzen Umarmung draußen wieder, wo Max bereits mit dem Transporter wartete. »Sie ist ziemlich resolut«, flüsterte sie ihrem Vater zu.
»Du hast ja keine Ahnung.« Er seufzte. »Deine Mutter hättest du dir sicher anders vorgestellt, was?«
»Ich hatte eine Mischung aus allen Spielfilm- und Fernsehmüttern im Kopf, ein Idealbild, das völlig unrealistisch ist, weil ich es nicht besser wusste und nicht einmal ein Foto von ihr hatte.« Nadja strahlte. »Und ich glaube, sie ist viel toller als alle zusammen!«
Er legte lachend den Arm um ihre Schultern und drückte sie an sich.
Max platzte beinahe vor Neugier und ließ Nadja nicht aus den Augen, aber er hielt sich mit Kommentaren zurück. Vielleicht wollte er Fabio Oreso auch nicht an die Bemerkung über den
stronzo
erinnern … Immerhin nahm er diesmal die Straße, sodass die Fahrt sehr viel ruhiger war und auch nicht länger dauerte. Erst als Fabio bereits ausgestiegen war und Sesta begrüßte, wandte Max sich Nadja zu. »Also?«
»Also was?«, gab sie schmunzelnd zurück.
»Gehst du heute Abend mit mir in die Disco? In Taormina gibt’s genug davon, gar nicht übel!«
Sie lachte. »Nein.«
»Aber …«
»Ich habe schon eine Verabredung, mit Donna Letitia, wie du dir denken kannst.«
»Na gut, dann morgen!«
»Was sagt denn deine Freundin dazu?«
Er schnappte nach Luft. »Also …«
»Außerdem«, fuhr sie fort, »sind wir ja jetzt so etwas wie Bruder und Schwester, oder?« Damit stieg sie aus und ging eilig ins Haus, bevor er reagieren konnte.
8 Der erste Lichtblick
Nachdem sie sich von ihrem Schock erholt hatten, waren sie hin- und hergerissen zwischen Furcht und Freude.
»Wie kann das sein?«, murmelte Grog. »Ich verstehe jetzt, wie Skylla ständigen Zugang zur Menschenwelt haben kann. Sie saugt seine Lebenskraft ab. Aber … wie konnte sie seiner habhaft werden? Ihn gefangen nehmen?«
»Mir doch egal!« Pirx frohlockte geradezu. »Die Hauptsache ist, dass dieser eiskalte Kapuzenkerl endlich seinen Meister gefunden hat! Soll Skylla ihm nur weiter die Kraft absaugen – dann schmilzt er dahin wie Butter in der Sonne! Zumindest hängt er schon ziemlich schlaff da. Wahrscheinlich ist er nicht mal bei Bewusstsein, weil er sich überhaupt nicht rührt …«
»Pirx, halt mal die Luft an«, unterbrach Grog. »Mich interessiert das.«
»Wieso? Dieser Anblick tröstet mich wenigstens darüber hinweg, dass ich gleich aufgefressen werde und für immer futsch bin!«, entgegnete Pirx. »
Er
geht ebenfalls drauf, früher oder später, und dann sind die Welten endlich vor ihm sicher!«
»Es mag ja tröstlich sein, dass der Getreue nicht unüberwindlich und vielleicht bald tot ist und geht, wohin auch immer solche Wesen gehen.« Grog kratzte sich den langen Bart. »Aber denk doch mal nach: Skylla kann ihn unmöglich selbst gefangen haben, das hat jemand für sie getan. Das bedeutet, wer dieses überaus mächtige Geschöpf besiegt, muss weitaus mehr draufhaben …«
»Na
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