Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel - Schartz, S: Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel
– und auf den Befehl der Dunklen Königin, Nadja nur lebend zu ihr zu bringen.
»Ich muss verrückt sein«, murmelte sie. Ihre Knie schlotterten vor Angst, und doch eilte sie auf den Mann in der schwarzen Kutte zu. »Halt!«, schrie sie. »Halt sofort an! Stehen bleiben!«
Er verharrte tatsächlich und wandte sich ihr zu. »Oreso«, sagte er. »Ich habe mich schon gefragt, wo du bleibst.«
»Du kannst das nicht tun«, keuchte sie und versuchte, ihm den Weg abzuschneiden. »Die Welten werden ineinander stürzen!«
»Ich kann und ich werde. Sieh mir dabei zu! Und lerne. Begreife, dass der Weg der Dunklen Königin der einzig wahre und richtige ist.« Er deutete auf ihren Bauch. »Für dein Kind.«
»Du bist im Irrtum! Die Welten werden untergehen, wenn du die Neutralität des Ätna zerstörst. Er schafft das Gleichgewicht und hält die Grenzen aufrecht.« Sie konnte nicht mehr als auf ihn einreden. Ein kurzer Blick zu den anderen zeigte ihr, dass sie in einen heftigen Kampf verwickelt waren.
Zuvor hatte sie Angst um ihren Vater gehabt, doch die war offensichtlich unbegründet. Fabio lehrte alle anderen das Fürchten. Er schwang das Schwert und schlug gewaltig zu, seine Bewegungen waren schnell und fließend. Jahrhundertelang hatte er auf dem Schlachtfeld gekämpft, und er stand den drei Verbündeten, die Morgana ihnen an die Seite gestellt hatte, in nichts nach. Auch Max schlug sich hervorragend. Aber der gegnerische Haufen, der zuerst ein wenig derangiert ausgesehen hatte, war nicht zu unterschätzen, sowohl von der Zahl als auch von der Kampfkraft her.
Es war nicht sicher, wer die Oberhand behalten würde, doch letztlich lief es sowieso nur auf sie beide hinaus, auf Nadja und den Getreuen.
»Du hast wie immer keine Ahnung, Oreso. Folge mir jetzt zum Knotenpunkt und nimm teil an diesem großartigen Augenblick.«
»Nein, ich lasse das nicht zu!«
»Und wie willst du mich aufhalten?«, fragte er höhnisch. »Willst du mich mit Worten bewerfen? Oder mir wieder ein Rätsel stellen? Dafür bist du mir ohnehin noch etwas schuldig.« Plötzlich ging er auf sie zu, und sie sah sich schlagartig in der Defensive.
Aber auch das verschaffte ihr Zeit. Vielleicht konnte Fabio sich freikämpfen und sie unterstützen; er war ein großer Kämpfer, wie er gerade bewies, und hatte dem Getreuen sicherlich einiges entgegenzusetzen.
»Du kriegst mich nicht, Mistkerl.« Sie wich langsam zurück, wollte ihn damit immer weiter vom Weg fortlocken.
Doch da streckte er die Hand aus, und ein dünner Lichtfaden löste sich von den Fingern, schoss auf sie zu und legte sich wie eine Schlinge um sie, fesselte ihre Arme an den Leib.
Gefangen wie ein Wildpferd im Lasso
, dachte sie wutentbrannt. Und tatsächlich zog er sie an dem leuchtenden Faden zu sich. Sie wehrte sich heftig gegen den magischen Zug, wenngleich vergeblich. »Hör auf damit, ich werde niemals …«, keuchte sie.
In diesem Moment ging Max dazwischen. »Weg von ihr, du Dreckschwein!«, schrie er.
Nadja fiel zu Boden, als der Faden erlosch und das Ziehen plötzlich verschwand. Der Getreue hatte seine Aufmerksamkeit von ihr ab- und dem jungen Sizilianer zugewandt.
»Was willst du denn, Narr?«, fragte er grollend.
»Max, nein!«, schrie Nadja und sprang auf. »Du kannst nichts gegen ihn ausrichten, komm ihm nicht zu nahe!«
Aber Max hörte nicht auf sie. »Du lässt meine Schwester in Ruhe!«, brüllte er und stürzte sich mit gezücktem Messer auf den Getreuen.
Der Mann ohne Schatten wich ihm aus, aber Max war geborener Sizilianer und hatte eine Zeit lang auf der Straße gelebt, bevor er in Letitias Waisenhaus kam. Er war jung, durchtrainiert und schnell. Ein Kämpfer, genau wie er Nadja gesagt hatte. Sein Angriff war eine Finte gewesen, noch im Sprung wechselte er das Messer in die andere Hand – und warf es.
Die kleine Waffe schoss funkelnd durch die Luft, beschrieb einen leichten Bogen – und
traf
. Plötzlich steckte sie im rechten Arm des Getreuen, der ein unwilliges Knurren ausstieß, mit der Linken danach griff und sie mit einem Ruck herauszog. Nadja sah dunkelrotes Blut an der Klinge und schluckte. Noch keinem war es bisher gelungen, schneller zu sein als das finstere Geschöpf. Geschweige denn es zu verletzen. Während seiner Gefangenschaft hatte der Getreue wohl doch mehr Kräfte verloren als angenommen. Und dass er verletzbar war, ließ sie wieder hoffen …
Aber eine Klinge allein konnte ihn nicht aufhalten. Kälte strömte durch die Kaverne, schlug
Weitere Kostenlose Bücher