Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel - Schartz, S: Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel
sich in weiter Entfernung als Raureif auf den Felsen nieder.
»Max«, flüsterte Nadja. »Schnell, weg da, es ist gut, dass …«
Aber Max kannte ebenfalls kein Halten mehr. Er stieß einen triumphierenden Laut aus – und zog ein zweites Messer, ein langes Stilett, eine Königsmörderwaffe. Während der Getreue das blutige Messer fallen ließ, griff Max ihn erneut an und setzte dabei seinen ganzen Körper ein. Er wusste wohl, dass er mit einem einfachen Stich nicht durchkam. Die Messerhand zum Stoß bereit, setzte er den freien Arm und die Beine ein, in einer Mischung aus Kickboxen und Karate, und er war verdammt gut. Der Getreue konnte ihn nur abwehren und musste tatsächlich zurückweichen, der verletzte Arm hing schlaff herab, vom Handschuh tropfte Blut.
Nadja war auf dem Sprung, wusste aber nicht, wie sie eingreifen sollte. »Max, hör auf!«, wiederholte sie verzweifelt. »Du kannst ihn nicht …«
In diesem Moment stieß Max’ Messerhand vor, und in derselben Sekunde duckte der Getreue sich unter dem Hieb weg. Trotz seiner Größe wich er mühelos aus, schlüpfte seitlich an Max vorbei, richtete sich auf und versetzte dem jungen Mann, noch bevor er sich umgedreht hatte, mit einem nach hinten gerichteten Hieb einen heftigen Schlag in die Nieren.
Max stieß einen ächzenden Laut aus. Die Luft blieb ihm weg, und er taumelte nach vorn, kämpfte mühsam ums Gleichgewicht. Die Beine versagten ihren Dienst; das Stilett fest umklammert, ging er in die Knie. Der Getreue wandte sich ihm zu, packte ihn mit der gesunden Hand im Genick und riss ihn hoch, zu sich her. Mit Max zusammen drehte er sich zu Nadja.
»
Schwester?
«, fragte er.
»Im übertragenen Sinne.« Nadja ging langsam auf ihn zu. »Bitte, gib ihn frei.«
»Er ist ein Grenzgänger. Ich werde das nicht dulden.«
»Bitte«, wiederholte sie flehend. »Er … er versteht das alles im Grunde gar nicht. Er hat eine Chance verdient und …«
»Seine Lebenskraft wird meine Wunde heilen«, versetzte der Getreue kalt. »Ich brauche Kraft, um den Stab zu setzen. Und es ist nur ein gerechter Ausgleich.«
Max erholte sich allmählich von dem Schlag, doch der Finstere hatte ihn unbarmherzig im Griff und hielt ihn auf Abstand vor sich, außer Reichweite des Messers. Und dann floss etwas von Max auf den Getreuen über, ein dünner silbriger Schleierfaden. Der Sizilianer wurde totenbleich im Gesicht, seine heftige Gegenwehr erlahmte.
Nadja wusste, was das bedeutete: Ihr blieben nur noch Sekunden. »Getreuer, ich bitte dich um einen Handel«, sagte sie so ruhig und fest, wie sie nur konnte. Innerlich zitterte sie. Ihr war mehr nach Schreien und Heulen zumute. Sie hätte sich ihm vor die Füße geworfen, wenn das etwas genutzt hätte. Aber sie konnte ihn nur dann beeindrucken und seine Aufmerksamkeit erlangen, wenn sie sich kühl und beherrscht gab. »Ich gehe mit dir, wenn du ihn schonst. Freiwillig.«
»Du gehörst mir sowieso«, sagte der Verhüllte schlicht. »Und der Sterbliche ist mir gerade von großem Nutzen.«
»Er ist doch … mein Bruder«, wisperte sie.
»Nadja …«, stieß Max schwach hervor. »Was geschieht mit mir?« Er begann zu altern, erste Falten breiteten sich auf seinem Gesicht aus, und seine Haare wurden grau. Der Schleierfaden wurde dünner und verlor an Leuchtkraft.
Tränen liefen Nadja über das Gesicht. Sie konnte nichts tun. Die finstere Aura des Getreuen wurde stärker, hüllte ihn und Max ein und machte jede Annäherung unmöglich. »Warum tust du mir das an?«, fragte sie schluchzend. »Wie soll ich mit dieser Schuld leben?«
»Du hast … keine Schuld, sorella.« Max keuchte. »Es war meine Entscheidung … Ziemlich blöd, ja, aber ich hab ihn erwischt … Hast du das gesehen …« Er kicherte wie ein Greis.
Dann löste sein Faden sich auf, und seine Stimme versiegte. Der Getreue hob den ausgetrockneten Körper des einstmals jungen Mannes an und drückte zu. Ein scharfes, trockenes Knacken erklang, und Max’ Kopf sank nach unten. Leblos fiel der Körper zu Boden, als der Verhüllte ihn losließ.
»Nein!«, schrie Nadja auf und rannte auf den Leichnam zu. Der Getreue bewegte den verwundeten Arm, richtete die Hand gegen Nadja, und schwarzrote Blitzstrahlen lösten sich von ihr. Die junge Frau fühlte sich, als geriete sie in ein Blitzgewitter; Stromstöße fuhren durch ihren Körper, und sie schrie erneut. Vor ihren Augen tanzten Sterne, sie verlor den Halt und stürzte.
»Jetzt werde ich …«, setzte der Getreue an.
Da
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