Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin - Schartz, S: Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin
Wenn Sie Glück haben, spielen dort heute ein paar Freunde live.«
Nadja und Fabio nahmen nach kurzer Diskussion das erste Zimmer, die Zwillinge und die Kobolde das andere. Sie verabredeten sich eine halbe Stunde später und spazierten dann gemeinsam in das Pub, das tatsächlich nicht weit entfernt lag.
Wie alle Pubs war das »Smoking Cat« vollständig mit Holz verkleidet und eingerichtet, mit schummriger Beleuchtung, jeder Menge Bier-Werbeblechschildern an den Wänden, Murphys Gesetzen, einer Dartscheibe, ein paar gerahmten Fotos mit Berühmtheiten und sonstigem Krimskrams, den irgendwann mal jemand einfach an die Wände gepinnt hatte. Es ging bereits hoch her, von überall kamen Arbeiter, die noch schnell ein Pint vor dem Heimweg zu sich nahmen. Dazu ein paar verirrt wirkende, viel zu fein gekleidete Touristen, die solche eher einfachen Pubs abseits der gewohnten Pfade wohl nicht kannten, sowie Ortsansässige und im Nebenraum eine kleine Gruppe Musiker, die temperamentvoll fiedelten. Sie verliehen den Traditionals eine rockige Note, was sofort für viel Stimmung sorgte.
»Hi folks, how’s the craic?«, rief der Barmann, als sie nach einem Platz Ausschau hielten. »Was geht ab, Leute?«
Nadja kannte den Ausdruck schon, und sie antwortete: »Hauptsächlich Bier!«, woraufhin die Arbeiter grölend die Pintgläser hoben. Damit waren sie schon mal willkommen.
»Hier gefällt’s mir«, sagte David grinsend.
Während sie sich setzten, holte der Prinz Bier, Cider, für Nadja ein Mineralwasser und Fabio zwölf Jahre alten Bushmills, »weil sich das so gehörte«. Eine Weile saßen sie stillvergnügt um einen niedrigen wackligen Tisch auf schäbigen Ledersesseln und ließen alles auf sich einwirken. Pirx und Grog waren ebenfalls versorgt und achteten darauf, dass niemand über sie stolperte.
»Also gut«, sagte Nadja, nachdem sie gegessen hatten, und packte Unterlagen über Irland aus ihrem Rucksack, von dem sie sich nie trennte. »Fangen wir an. Ich habe mich ein bisschen vorbereitet.«
Sie unterhielten sich auf Deutsch, das hier vermutlich niemand verstand. Außerdem war es ziemlich laut und voll. Keiner achtete auf sie.
»Newgrange wurde vor über fünftausend Jahren erbaut und ist damit älter als die ägyptischen Pyramiden«, fing sie an. »Das ist deswegen von Bedeutung, weil Newgrange selbst ebenfalls ein Kraggewölbe ist, wie es teilweise in Ägypten gebaut wurde, nur eben viel später. Das älteste dieser Gewölbe hier in Europa ist der Cairn von Barnenez in der Bretagne, sechseinhalbtausend Jahre alt.«
Nadja blickte kurz in die Runde und versicherte sich, dass alle aufmerksam zuhörten. »Man nimmt an, dass es sich in Newgrange um ein Ganggrab handelt, weil menschliche Überreste sowie verbrannte Knochen auf einer Art Altar gefunden wurden. Gleichzeitig aber ist es ein Kalenderbau, denn dreizehn Tage im Jahr, um die Wintersonnenwende, gelangt ein Sonnenstrahl ins Innere des Baus, genau in die Hauptkammer, auf den Altar. Damit ging es also nicht nur um den Tod, sondern auch um das neue Leben, das sich im Frühjahr regt. Deshalb geht die Öffnung nach Osten, zum Sonnenaufgang. Wie übrigens bei allen Tumuli, Tod bedeutet zugleich auch immer Leben. Die nahebei gelegenen Knowth und Dowth, die früher gebaut wurden, hingegen waren wohl keine reine Nekropolen, sondern dort lebten auch Menschen um den Tumulus. Wegen ihrer Nebengebäude sind die beiden Anlagen von der Gesamtfläche her größer, aber Newgrange ist das größte europäische Ganggrab.«
»Wahrscheinlich«, sagte Fabio dazwischen, »halfen die Tuatha damals beim Aufbau, da einige Steine von sehr weit her kamen und nur schwer transportiert werden konnten. Vielleicht hat sogar Fanmór selbst den Transport unterstützt. Das Volk, das Newgrange baute, ist unbekannt«, ergänzte Fabio sofort. »Es existierte lange vor den Kelten. Diese Megalithkultur war sehr spirituell, die Verbindung zur Geisterwelt nahe. Das kann man gut an den Mustern der behauenen Ringsteine erkennen. Vermutlich lebten sie mit den Tuatha in friedlicher Gemeinschaft und vermischten sich sogar.«
Nadja ergänzte: »Das Ganggrab ist rund zwanzig Meter lang und endet in einer kreuzförmigen Hauptkammer mit drei Nischen. Das innere Kraggewölbe ist sieben Meter hoch und bis auf den heutigen Tag zu hundert Prozent regendicht. Kein Tropfen Wasser gelangte jemals seit der Erbauung ins Innere.« Sie öffnete einen Reiseführer und zeigte einige Bilder des äußeren Rundbaus mit der
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