Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin - Schartz, S: Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin
die Nase und schweigsam.
Nadja sagte nichts, denn sie mussten mit dem Bus zurück, und sie wollte keine unliebsamen Zuhörer. Um nicht aufzufallen, machte sie ein paar Abschiedsfotos mit ihren Freunden und dem Vater und stieg dann ein.
Als sie auf dem Zielparkplatz ankamen, ging es schon auf Mittag zu, und es wurde Zeit fürs Essen. Nadja war halb verhungert und bat, während sie sich in den Rover quetschten, um einen Zwischenhalt in einem Inn. »In Ordnung«, sagte Fabio, der wieder das Steuer übernahm. »Ich kann auch was vertragen.«
Als die Türen geschlossen waren und der Motor lief, drehte Nadja, die vorn neben ihrem Vater saß, sich um. »Was ist da drin passiert, und zwar mit euch allen?«
Betreten blickten die Elfen irgendwohin, nur nicht zu ihr.
»Raus mit der Sprache!«, verlangte sie nachdrücklich. Sie sah David fest an, dem schließlich nichts anderes übrig blieb, als ihrem Wunsch zu entsprechen.
»Es ist dieses verdammte Licht«, murmelte er. »Wir haben … Was wir gesehen haben …« Das war schon alles. Er wollte nicht darüber reden und die anderen ebenfalls nicht.
Nadja sah Fabio bittend an. »Papa?«
»Schon gut, Fiorellina«, brummte er. »Es ist … eine sehr intime Sache, die Wahrheit zu sehen. Darüber kann man nicht so einfach sprechen. Nicht nur, weil es peinlich ist, sondern … eben intim. Noch ein wenig schlimmer, als wenn du im Traum nackt oder nur mit einer Unterhose bekleidet auf die Bühne gehst, um eine bedeutende Rede zu halten oder einen Preis entgegenzunehmen.«
»Oh«, machte sie. »Ich verstehe … glaube ich. Tut mir leid.« Sie drehte sich wieder nach vorn und entschloss sich, einfach darüber hinwegzugehen und so zu tun, als wäre alles wie immer. Es war sowieso wichtiger, nach einem Inn oder wenigstens einem Pub Ausschau zu halten. Kurz darauf entdeckte Fabio das »Red Parrot Inn« an einer Straßenkreuzung und fuhr auf dessen gut besetzten Parkplatz – das war schon mal kein schlechtes Zeichen.
Während des Essens wurden die Elfen zusehends munterer und hatten ihren Schock bald überwunden. Rian flirtete mit dem hübschen Kellner, und Fabio erzählte einen Schwank aus seiner Jugend. Satt und zufrieden kehrten sie ins Cottage zurück und machten sich an die Auswertung der Fotos und Filmaufnahmen. Nadja werkelte eine Weile an ihrem Notebook, bis sie alles übertragen und so zusammengestellt hatte, dass sie an den Fernseher anschließen und die »Show« starten konnte. Fehlte nur noch die Titelei, meinte sie.
Pirx und Grog waren ein wenig nervös, aber die Aufnahmen waren weitgehend gelungen; reines Anfängerglück, wie David bemerkte.
Aufmerksam sahen sie alles an, zuerst ohne Kommentare, dann noch einmal, mit Stop-and-go. Und noch einmal. Schließlich in Zeitlupe.
Nadja staunte, was die Digitaltechnik alles herausholte. Tatsächlich konnte sie, was ihr früher nie aufgefallen wäre, Schlieren feststellen, die sich in bestimmten, sehr gleichmäßigen Sinuswellen durch den Gang zogen. Ab und zu gab es kleine Lichtblitze, die bei genauem Hinsehen an diesen Stellen unmöglich Reflexionen waren. All dies hätte sie sonst für Unschärfe und Fehleinstellungen gehalten.
»Ich habe gar nichts gespürt«, stellte sie fest. »Aber dieses ganze Bauwerk ist ja geradezu aufgeladen! Kein Wunder, dass euch das mitgenommen hat.«
Inzwischen konnten die Elfen schon wieder darüber lachen.
»Es war eine ganz neue Erfahrung«, gestand Rian. »Mit der Geisterwelt war ich noch nie
so
in Berührung und David auch nicht. Wir sind zwar damals durch den Ursumpf zu dir gegangen, aber das war etwas anderes.«
Diesen Weg kannte Nadja auch, und es schüttelte sie noch einmal im Nachhinein bei der Erinnerung.
Nun war die Hauptkammer daran, Bild für Bild betrachtet zu werden. »Da!«, rief Fabio plötzlich, deutete aufgeregt auf den Monitor und sprang auf. »Da ist es!«
Er ging an den Bildschirm und tippte mit der Fingerkuppe auf die mittlere Grabbucht hinter dem Altar. Und tatsächlich, als er es nachzeichnete, wurden hauchfein leuchtende Linien sichtbar, die wie normale Lichtreflexe aussahen. Doch ein ähnliches Muster fand sich auch auf dem Altar und noch einmal an der Wand dahinter. »Ich hatte recht! Sie haben gewusst, was sie geöffnet hatten, und haben es versiegelt. Dann haben sie die Energie aus diesem Ort für sich bezogen und ihre Höchsten hier begraben, bis sie irgendwann das Land verließen … aus welchem Grund auch immer.«
Das Volk hatte keine weiteren Spuren
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