Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin - Schartz, S: Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin
logisch.«
»Niemand behauptet, dass Magie im menschlichen Sinne logisch wäre. Sie folgt eigenen Gesetzen. Vielleicht war das Zeitgrab gar nicht beabsichtigt gewesen, sondern wurde versehentlich geöffnet und konnte rechtzeitig versiegelt werden.«
»Aber nicht vernichtet?«
»Solche Dinge kann man nicht vernichten, genauso wenig wie die Knotenpunkte. Sie sind Bestandteil der materiellen wie spirituellen Erdsphäre.«
Nadja stellte jedenfalls nichts Ungewöhnliches fest – dennoch schlug sie die Faszination dieses einzigartigen Ortes in ihren Bann. Erneut ließ sie diese Stimmung auf sich einwirken. Newgrange gehörte zu ihren absoluten Favoriten der mystischen Wunderbauten. Wie gern hätte sie gewusst, wer hier einst gelebt und das Monument erbaut hatte – und für wen.
Nun bat die Führerin, sich ruhig zu verhalten und nicht in Panik zu geraten, da sie gleich das Licht ausschalten würde. Alle wandten den Blick den Gang zurück, nach Osten. Dann wurde es stockdunkel, aber nur für einen kurzen Moment. Ein Licht, das den Sonnenstand bei Wintersonnenwende simulierte, wurde eingeschaltet und schickte durch eine am Eingang gelegene obere Luke einen dünnen Lichtstrahl in den Raum, der rund zwanzig Meter den Gang hindurchfiel und zielsicher auf den Altar der Hauptkammer traf. Etwa dreißig Sekunden lang tanzte hauchfeiner Staub im Licht, dann versiegte der Strahl, und die normale Beleuchtung kehrte zurück.
Als Nadja sich in diesem sekundenkurzen Moment, bevor der Strahl erlosch und die Beleuchtung wieder anging, umdrehte, sah sie die Augen der Elfen wie Amethyste leuchten und einen schwachen glühenden Punkt auf Davids Brust. Ihre Körper waren von einer dünnen, schimmernden Aura umgeben. Schmale, hohe und perfekt gezeichnete Silhouetten von ätherischer Schönheit. Unwillkürlich hielt sie den Atem an, zum Teil aus Ergriffenheit, zum Teil aus Schrecken darüber, wie deutlich ihre Freunde plötzlich als Fremdwesen erkennbar waren. Noch immer musste es hier eine magische Strömung geben, auch wenn sie nicht ersichtlich war, sonst wäre es niemals möglich gewesen, die Elfen gegen ihren Willen zu offenbaren. Wahrscheinlich war es ihnen nicht einmal bewusst. Doch der Spuk war sofort wieder vorbei, sobald das normale Licht zurückkehrte. Und der Strahl war nur von einer simulierten Sonne gewesen! Wie hätten die beiden in dieser Kammer wohl bei echtem Sonnenlicht ausgesehen?
»Gehen wir«, sagte Fabio leise und ergriff ihre Hand. »Schnell.«
»Hast du es auch gesehen?«, fragte sie, während er sie durch den Gang voranschob.
»Natürlich habe ich es gesehen, ein Feuerwerk hätte nicht offensichtlicher sein können. Vermutlich war ich ebenfalls nicht ganz unsichtbar. Immerhin wissen wir jetzt eines: Außer uns war kein weiterer Elf hier anwesend, ich habe mich genau umgesehen. Und ich denke, ich kenne jetzt das Problem des Getreuen, und ich habe eine Idee, wie wir ihn aufhalten.«
Nadja brach als Erstes der Schweiß aus, als sie in die warme, feuchte Luft trat. Vorhin musste es einen Regenschauer gegeben haben, denn Wege und Gras glitzerten nass, doch die Verursacher dafür waren bereits geflohen, kein Wölkchen trübte mehr den blauen Himmel. Im Ganggrab war es kühl und so trocken gewesen, dass man sich anschließend draußen vorkam wie in den Tropen.
Pirx und Grog warteten an der Seite und verhielten sich erstaunlich still. Nacheinander strömten die Leute an Nadja und Fabio vorbei und gingen munter schwatzend zum bereits wartenden Bus. Ein paar blieben noch stehen und knipsten letzte Fotos. Nadja beobachtete einen Mann, der auf das Observatorium zusteuerte, abrupt verharrte, ein wenig verwirrt um sich blickte und dann wieder umkehrte. Er schoss nicht einmal ein Bild. Der Bann wirkte gut.
Den Wortfetzen der anderen Besucher entnahm Nadja nichts Besonderes; sie unterhielten sich über das Grabmal, die Sache mit dem Licht und dergleichen. Nur ein oder zwei schienen das Aufleuchten der Elfen überhaupt haupt unbewusst wahrgenommen zu haben, aber ihre Begleiter schoben es auf Lichteffekte in der Kleidung und winkten ab. Damit war es schon erledigt. Nadja war erleichtert und vermutete, dass sie anstelle der Touristen auch nicht anders reagiert hätte. Wenn man nicht mit der Nase darauf gestoßen wurde, übersah man die Magie um sich, weil sie als nicht existent angesehen wurde. Erst wenn man von der anderen Welt wusste, nahm man sie wahr.
Schließlich trafen auch Rian und David ein, ungewöhnlich blass um
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