Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin - Schartz, S: Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin
in die Fänge kriegen, und wir haben keine Ahnung, wen sie vielleicht bereits rekrutiert hat.«
Der Prinz zog eine missmutige Miene, aber Nadja sagte: »Er hat recht, David. Sollten wir geschnappt werden, seid ihr immer noch draußen und könnt weitermachen. Es hat keinen Sinn, dass es uns alle erwischt. Wir treffen uns dann im Cottage, sobald es möglich ist.«
»Komm, Bruder, legen wir los, bevor die Netze sich auflösen«, schlug Rian vor. »Ihr solltet jetzt besser reingehen. Unsere Falle wirkt auf jeden von unserer Art, der hineingeht. Herauskommen ist kein Problem.« Sie deutete auf den oberen Rand des Eingangs. »Den Augenstaub deponiere ich da oben. Er wird jedem in die Augen wehen, der hineingeht, und ihn blind machen für die Spiegel und alles andere, was ihr aufstellt.«
Fabio ging voran in den Grabgang, und Nadja blieb dicht hinter ihm. Die Lichtkreise ihrer Taschenlampen huschten an den Felsen entlang, konnten die Finsternis jedoch kaum erhellen. Es war unglaublich still, als wäre alles erstarrt und die Zeit stehen geblieben.
»Hörst du mein Herz klopfen?«, wisperte Nadja schließlich, weil sie diese Lautlosigkeit kaum ertragen konnte.
»Ja«, antwortete ihr Vater, dann drehte er sich kurz zu ihr und zwinkerte ihr im matten Schein zu.
Nadja hätte angenommen, dass man das Wispern von Stimmen hören würde, schließlich waren schon Tausende Menschen diesen Weg gegangen. Doch die Felsen gaben keine Erinnerungen preis. Es war unheimlich, weil da einfach
nichts
war. Kein Hauch, kein Geräusch, kein Schatten der Vergangenheit. Es war so trocken und kühl, leblos. Ein Schauer lief der jungen Frau den Rücken hinab. Was wäre, wenn sie sich plötzlich hier drin auflöste, ein Teil von dem Grab wurde, irgendwo in die Geisterwelt verweht?
»Pass auf«, warnte Fabio leise zischend.
Nadja blieb erschrocken stehen. Beinahe wäre sie gegen den Altarstein gelaufen.
»Entschuldige.« Sie legte vorsichtig den Rucksack ab und packte die Spiegel und Werkzeug aus. »Und wie stellen wir sie jetzt auf?«
»An den äußeren Rand der mittleren Kammer, die Spiegelseite nach innen gerichtet.«
»Weshalb nach innen?«
»Sie sollen die Magie des Getreuen nicht reflektieren, das bringt den ganzen Tumulus möglicherweise zum Einsturz«, antwortete Fabio.
»Oh«, machte sie. Nein, das durfte nicht geschehen, es wäre ein unverzeihliches Verbrechen, dieses fünftausend Jahre alte Wunderwerk zu zerstören.
»Aber sie werden seine Magie einsaugen, wenn sie von ihm abgewandt sind, denn die Linien auf der Wand dort werden seine Magie reflektieren.
Diese
Reflexion ziehen die Spiegel an und lassen sie in der Sphäre verpuffen. Wenn der Getreue seine Macht einsetzt, wird überhaupt nichts passieren.«
Nadja runzelte die Stirn. »Aber er könnte die Spiegel einfach zerstören, wenn er sich nicht in ihnen reflektiert.«
»Nicht mit dem Eisendraht.« Ihr Vater grinste, während er anfing, die Spiegel aufzustellen und den Draht zu spannen. »Sobald er ihnen zu nah kommt, bricht das Eisen seine Magie. Und …« Er hielt einen winzigen Taschenspiegel hoch. »
Den
hier werde ich tatsächlich ihm zugewandt an die Wand kleben. David hat mir einen Zauber in die Hand gesprochen, den ich bereits in Salbeiöl
Salvia divinorum
auf die Rückseite präpariert habe: Er wird sich immer so drehen, dass er genau die Augen des Getreuen reflektiert. Das wird dem Kerl ordentlich zu schaffen machen, glaub mir. Er wird kaum etwas sehen können und nahezu handlungsunfähig sein.«
Nadja half ihm, die Spiegel in die richtige Position zu bringen. »Aber das alles kann ihn nicht auf Dauer abhalten.«
»Natürlich nicht«, stimmte Fabio zu. »Aber es verschafft uns notwendige Zeit, bis Fanmór dieses Bauwerk ein für alle Mal so versiegelt, dass nur noch Menschen es betreten können.«
»Denkst du, er wird kommen?«
»Er muss. Regiatus wartet nur auf unser Zeichen. Vertrau mir, Nadja; der alte Riese mag ein Starrkopf sein, aber er ist nicht ignorant. Er weiß, was auf dem Spiel steht. Doch er kann nur handeln, wenn wir den Getreuen gefangen haben.«
»Du willst ihn ernsthaft
fangen?
«, rief Nadja aus.
»Wieso denn nicht?«, erwiderte Fabio. »Skylla ist es auch gelungen. Wir werden ihn hoffentlich so lange festhalten, bis Fanmór fertig ist.«
»Fabio, du bist größenwahnsinnig!«, schimpfte Nadja leise. »Wie konnte ich da nur mitmachen!«
Er zuckte die Achseln. »Hast du eine bessere Idee?«
»D… darum geht es nicht.«
»Doch, genau
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