Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin - Schartz, S: Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin
Können Sie sich ausweisen?«
Auch jetzt lag Nadja etwas auf der Zunge, aber sie schüttelte lediglich den Kopf und sah den Mann aus großen, unschuldigen, fragenden und leicht ängstlichen Augen an. In solchen Schwierigkeiten steckte sie nicht das erste Mal, bei Reportagen kam das ab und zu vor. Sie wusste, wie man mit Sicherheitsleuten umging. Man war brav, nahm sie ernst, zeigte sich kooperativ, hilflos und naiv.
»Nein, die Ausweise haben wir natürlich daheim gelassen«, sagte Fabio und grinste stolz.
Wir sind Bonnie und Clyde
, dachte Nadja und fand die Situation plötzlich ziemlich komisch. Und außerdem, was sollte ihnen schon passieren? Sie hatten ein paar Tricks auf Lager, gegen die normale Menschen nicht ankamen, und McNamarra wirkte recht zivilisiert. Hauptsache, die Polizei wurde nicht eingeschaltet.
»Sie sind nicht von hier.«
»Oh nein, wir kommen aus Italien.«
»Aber Sie sprechen sehr gut Englisch.«
»Wir Italiener
lieben
Fremdsprachen. Deutsch beherrsche ich auch, wollen Sie mal hören?«
McNamarra winkte ab. »Ich habe keine Lust, mich ständig mit Spinnern wie euch abgeben zu müssen. Zur Sonnenwende sind es regelmäßig die Druiden, zu Samhain die Weißen Hexen … und jetzt fangt ihr Ausländer auch noch an beliebigen Tagen an, euren Riten nachzugehen. Ich rufe am besten die Polizei, die wird euch erst mal einbuchten.«
»Weswegen denn?«, fragte Fabio erstaunt.
»Nun, Sie sind in den Tumulus eingebrochen …«
»Entschuldigung, Sir, aber das ist nicht ganz korrekt. Da war keine verschlossene Tür. Außerdem wollten wir nichts stehlen; wir haben im Gegenteil etwas gebracht. Das wir wieder mitgenommen hätten, ohne auch nur ein Fitzelchen Müll zurückzulassen. So etwas ist bestenfalls Hausfriedensbruch, aber nicht mehr. Nicht mal grober Unfug.«
Der Ire musterte Nadjas Vater aus verengten Augen. »Sie sind ein ganz Schlauer, was? Machen das wohl öfter?«
Fabio schüttelte den Kopf und setzte sein strahlendes Lächeln auf. »Nein, aber ich schaue mir jeden Tag
Das Gericht tagt
an. Und natürlich
Matlock
. Kennen Sie Matlock? Das ist ein Anwalt, der …«
»Interessiert mich nicht!«, wehrte McNamarra ab, als sich die Tür öffnete.
Ein Mann kam herein, derselbe, der den Tumulus untersucht hatte. »Wir haben die Spiegel sichergestellt. Keinerlei Beschädigungen oder sonstige Spuren. In ihren Taschen war nichts weiter, auch keine Spraydosen oder etwas, um die Steinsymbole zu zerstören. Vandalismus können wir wohl ausschließen. Und den Rest, Drogen und Alkohol, auch.«
McNamarra rieb sich grübelnd das Kinn.
»Ähm …«, begann Fabio vorsichtig. »Könnten wir die Spiegel bitte wiederbekommen? Die haben ziemlich viel Geld gekostet und waren nicht leicht aufzutreiben.«
Fragend sah der Mann seinen Chef an. Der machte eine ungeduldige Geste. »Ja, in Ordnung, warum nicht? Die gehören uns schließlich nicht, sind nicht illegal oder Beweismittel, und am Ende werden wir noch wegen Diebstahls angezeigt.« Er richtete den düsteren Blick wieder auf Fabio, der ihn nach wie vor freundlich anlächelte. »Irgendetwas sagt mir, dass ich mir eine Menge Ärger einhandle, wenn ich Sie und Ihre … Tochter der Polizei übergebe.«
»Ich finde es toll, wie eifrig Sie Ihren Dienst versehen, Sir!«, sagte Fabio fröhlich. »Dass Sie uns überhaupt bemerkt haben … Wir waren sicher, dass es keinem auffällt.«
»Hm ja. Jemand hat eine Bewegung bemerkt und uns informiert. Die Kameras haben nichts angezeigt, wurden aber nicht manipuliert. Da muss wohl ein Techniker ran. Insofern war es gut, dass das passiert ist.«
»Da waren Kameras?«, entfuhr es Nadja scheinbar überrascht.
McNamarra verdrehte die Augen. »Also, was soll ich jetzt mit euch beiden machen?«
»Uns gehen lassen?«, schlug Fabio beinahe schüchtern vor, und Nadja lächelte bittend.
»Nun, wir haben eine Menge Aufwand gehabt …«
»Also, ich wollte diesem großartigen historischen Monument sowieso eine Spende zukommen lassen …« Fabio zückte seinen Geldbeutel, und Nadja hoffte, dass er echte Scheine hervorziehen würde, nicht irgendwelche Einkaufszettel oder Tankquittungen. Doch er war tatsächlich vernünftig. Er blätterte dreihundert Euro auf den Tisch. Offensichtlich hatte er sich auf eine mögliche Bestechung vorbereitet, sonst trug er nie so viele Scheine mit sich herum. »Wäre das … in etwa angemessen?«
McNamarra betrachtete das Geld mit tiefen Sorgenfalten. Dann steckte er es seufzend ein. »Sie dürfen
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