Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin - Schartz, S: Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin
und dann versucht, mich zu verführen. Und genau in dem Moment, als er mich so weit hatte, war er plötzlich weg …«
Sanft streichelte der Prinz ihre Wange. »Ich weiß, was du meinst. Bei ihm passt nichts zusammen. Er tut alles, um uns zu schaden, und doch hilft er uns manchmal. Genauso, wie er uns vorhin einfach gehen ließ, weil er in unserer Schuld stand. Ich meine, er redet doch selbst ständig davon, keine Ehre zu haben, und dann verhält er sich nach den Regeln! Aber weißt du was? Jetzt verbannen wir ihn wenigstens für ein paar Stunden aus unseren Gedanken und sind nur für uns da.«
David stand auf, umfasste Nadja und hob sie hoch auf seine Arme. »Du bist aber schwer geworden!«, beschwerte er sich, während er sie die paar Schritte zum Bett trug und behutsam absetzte. Er lächelte, als er Nadjas leises, schon halbwegs getröstetes und gelöstes Kichern hörte.
»Ich habe heute aber erst zwei Schokoriegel genascht und …«
»Ja, zwischen Frühstück, Zwischenmahlzeit, Mittagessen und Nachmittagsimbiss.« Er grinste.
»Das habe ich von meiner Mutter«, murmelte sie. »Die kann vielleicht essen! Aber sie wiegt gerade so viel wie ein Grashalm.«
Sie streckte sich auf dem Bett aus und gähnte, konnte kaum mehr die Augen offen halten. Nun löste sich alles, und sie entspannte sich.
David legte sich zu ihr und nahm sie in die Arme. »Schlaf, meine Menschenelfe, gönne deinem Herzen und deinen Gedanken Ruhe und Abstand. Heute Nacht gehören wir nur uns, und morgen machen wir sie alle fertig.«
Sie legte seufzend den Arm um ihn, kuschelte sich an ihn, atmete seinen feinherben Duft ein, der sie wie eine Kräuterwiese umgab, und schloss die Augen.
Auf dem Gebiet von Newgrange war alles still. Der Getreue war dabei, die Energie der Stromleitungen für seine Zwecke zu benutzen. Und es wurde höchste Zeit. Alle Menschen, die aus dem Zeitgrab gekommen waren, lagen nun im Bannschlaf versammelt. Ihre Körper verloren immer mehr an Festigkeit.
Der Getreue stellte sich vor den Eingangsstein, zog die Energie auf sich und leitete sie durch sich in den Gang zum Zeitgrab – und diesmal durch die obere Öffnung. Mit aller gebotenen Vorsicht öffnete er das Portal erneut und kehrte den Sog um.
Es funktionierte. Gleißendes Licht strömte aus dem Ganggrab, erfasste nach und nach all die verirrten Menschen und sog sie alle ein, bis das Gelände verlassen war, abgesehen von den Elfen.
In der Nähe standen Cor und der Kau. Der Getreue hatte sich nicht mehr um den dürren Elfen gekümmert, er würde ihn später irgendwann bestrafen.
Die Menschen waren in ihre Zeit zurückgekehrt, das allein zählte für den Augenblick. Dort würden sie wie aus einem seltsamen Traum zu sich kommen und sich an nichts erinnern … Nun, zumindest an fast nichts. Die Ordnung war wiederhergestellt.
Langsam schloss er das Portal bis auf einen schmalen Spalt, so, wie er es von Anfang an geplant hatte. Er fühlte sich sehr schwach und das Ende seiner Kräfte nahen, doch er würde jetzt nicht nachlassen. Und er spürte auch, dass die Erlösung nahe war, die ihn aufrecht hielt.
»Ich höre Euch, meine Königin«, flüsterte der Getreue. »Ich habe Euren Ruf vernommen. Und jetzt hole ich Euch nach Hause.« Er stellte sich aufrecht hin und streckte einen Arm aus. Ein feiner silberner Faden löste sich von seinem Finger und schwebte in das Grab hinein, durch das Zeitportal. »Folgt diesem Band …«
Erst in den frühen Morgenstunden regte sich der Getreue wieder. Er konnte bereits spüren, dass Bandorchu unterwegs zu ihm war, und entsprechend fühlte er auch seine Kräfte zurückkehren. Die brennende Aura erlosch endgültig. Der Faden schwebte immer noch in der Luft, doch er musste ihn nun nicht mehr halten. Er war fest genug verankert.
Der Getreue wandte sich seinen Helfern zu. »Ihr beiden, nehmt zehn Krieger und holt die Oresos und die Elfen. Sofort und ohne ihnen ein Haar zu krümmen.«
Seine Augen richteten sich kurz auf den dürren Elfen. »Versagst du erneut, Kau, wirst du durch meine Hand sterben, qualvoll und für immer«, zischte er.
»Das werde ich nicht, ganz bestimmt nicht, Meister, Gebieter, Herr!«, wisperte der Kau und neigte demütig das Haupt. »Ich bin es nicht wert, von Eurem Stiefel zertreten zu werden.«
»Wie wahr. Und jetzt pack dich!«
Fabio hatte keine Wache mehr halten können, dazu war er viel zu erschöpft. Sie alle waren nach dem Essen in ohnmachtähnlichen Schlaf gesunken, am Ende ihrer Kräfte. Aber
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