Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin - Schartz, S: Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin
unter freiem Himmel, wie du es mir versprochen hast, ohne tödliche Schatten, ohne Spiegelboden.« Sie besaß eine Altstimme von außergewöhnlicher Reinheit und einem Klang, der lange in Nadja nachhallte.
»Ihr überstrahlt die Sonne, meine Königin. Euer Thron erwartet Euch, so wie wir Eure Befehle.«
Erstaunt bemerkte Nadja die starke Bindung zwischen diesen beiden mächtigen Wesen, als wären ihre magischen Auren miteinander verflochten. Das hätte sie nie gedacht, und es beunruhigte sie mehr als alles andere.
Die Dunkle Frau näherte sich ihnen und richtete den Blick ihrer intensiv grünen Augen auf Nadja. Eine ähnliche Kälte wie bei dem Getreuen lag darin, und die Halbelfe erschauderte.
»Nadja Oreso, Erlauchte«, fuhr der Getreue fort und drückte leicht auf Nadjas Schultern, damit sie den Kopf tiefer hielt. Nach wie vor konnte sie sich nicht bewegen.
Die junge Frau zwang sich, nicht zu schlucken, als die Königin sich zu ihr neigte, ihre feingliedrige Hand unter Nadjas Kinn legte und ihren Kopf zu sich anhob. Sie spürte, konnte sehen, was für ein uraltes Wesen Bandorchu war; viel älter noch selbst als Morgana, mächtiger und erhabener. Ihre Ausstrahlung erschlug sie auf diese kurze Distanz beinahe.
»Bezaubernd«, sagte Bandorchu leise und strich mit kühlen Fingerspitzen über Nadjas Gesicht. »Ich verstehe, weshalb du ihr verfallen bist. Von ihrer Süße würde ich selbst gern kosten …«
»Finger weg von meiner Tochter!«, rief Fabio, blass vor Zorn.
»Rührt sie nicht an!«, schrie David gleichzeitig und setzte sich heftig gegen seine Wächter zur Wehr. »Wagt es nicht …« Er verstummte, als einer der Elfen ihm einen heftigen Schlag in den Solarplexus versetzte, knickte ein und rang mühsam nach Luft.
Die Königin hob eine Hand, bevor die Wachen erneut zuschlugen, und wandte sich David zu. »Der holde Knabe«, sagte sie beinahe freundlich. »Welch edles, stürmisches Blut. Wo ist die Schwester?«
»Hier, Gebieterin.« Jemand schob Rian nach vorn, neben David.
»Unverkennbar …« Sie betrachtete die Zwillinge lange, die schweigend und trotzig zurückstarrten.
»Oh ja«, sagte Bandorchu schließlich. »Ich sehe Fanmórs Blut in euren Adern. Welch süßer Zauber! Der Sieg ist mir sicher, mit euch als Pfand …«
»Er wird sich niemals auf einen Handel einlassen«, stieß David zähneknirschend hervor. »Wie ein Vater empfindet er gewiss nicht!«
»Aber du, ja?«, versetzte sie schmunzelnd und wies auf Nadja. »Ich kann die Stimme eures Sohnes bereits hören. Er bittet um Gnade.« Ihr Blick richtete sich auf Nadja, bohrte sich bis auf den Grund ihrer Seele. »Ich will euch doch nichts antun, närrische Kinder. Wäre dem so, hätte mein Getreuer euch längst getötet. Und gewiss kenne ich Gnade, im Gegensatz zu Fanmór. Deshalb …«, und hier wandte sie sich plötzlich Fabio zu, »sei dir dein schändliches Betragen vergeben.«
»Ich bereue nichts«, sagte Fabio stolz. »Und den Tod muss ich nicht fürchten.«
»Oh, bereuen wirst du.« Bandorchu lächelte so sanft wie eine Katze im Sonnenschein, die vor dem Mauseloch wartete.
»Und ob«, ergänzte der Getreue knurrend, »denn du gehörst mir.«
»Dann ist es wohl entschieden«, sagte die Königin spöttisch.
Fabio stemmte sich gegen seine Bewacher, die ihn schließlich auf Bandorchus Wink hin freiließen. Aufrecht und stolz stand er da. »Bei allem Respekt, Ihr seid nicht meine Königin, und ich bin jetzt ein Mensch.«
Sie lachte auf. »Gewiss … Fiomha, der Redegewandte, genannt Samtmund. Natürlich hörte ich von dir und deiner Suche, doch erst jetzt begegnen wir uns. Du hast dich im Krieg sehr für Fanmór eingesetzt …«
»Doch ich wurde betrogen, genau wie Ihr«, vollendete Fabio den Satz. »Allerdings bereue ich meinen Einsatz gegen Euch nicht. Ich kann in die Dunkelheit Eures Seins blicken, und es schaudert mich. Ihr bringt Tod und Unglück!«
»So viel weißt du über mich? Und wagst zu verurteilen, obwohl
du
Tabus gebrochen hast und dich über alle Regeln hinweggesetzt? Eine Seele hast du in dein Herz gelassen und mit einer Sterblichen ein Kind gezeugt! Das also schätzt du als geringeres Vergehen ein als meinen
gerechten
Kampf?« Bandorchus Augen glühten, und ihre Stimme klang nun wie ein aufgepeitschtes Meer. »Und damit nicht genug, hast du zugelassen, dass dein Balg den edlen Erbprinzen der Crain verdirbt!« Sie wies auf David, der einen Wutschrei ausstieß, aber erneut mit einem Hieb in den Magen zur Ruhe
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