Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin - Schartz, S: Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin
…
Nadjas Kopf war immer noch wie in Watte gepackt, als Fabio an ihre Tür klopfte. »Grog hat was zu essen gemacht, kommst du?«
»Ja, gleich«, sagte sie erstickt.
Da öffnete er sofort die Tür. »Was hast du, Nadja?«
»Nichts.« Sie saß mit hochgezogenen Beinen im Sessel und starrte auf den Fernseher.
Fabio kam um sie herum, streckte den Arm aus und hob ihr Kinn zu sich an. »In deinem ganzen Leben hast du noch nie so geschwollene Augen vom Weinen gehabt. Sag mir sofort, was der Grund dafür ist.«
»Es ist nichts weiter, nur eine Schwangerschaftslaune …«
»Hör auf damit! Du hast keine Launen, hattest du nie und jetzt erst recht nicht.« Dann dämmerte es ihm. »David.« Er wandte sich ab und stürmte davon.
»Fabio, nein!«, rief Nadja ihm nach. »Das geht dich nichts an, verdammt! Ich bin alt genug und …« Doch er konnte sie gar nicht mehr hören, also vollendete sie den Satz nicht, die Tür krachte das zweite Mal an diesem Abend ins Schloss.
Einen Moment lang war Nadja nahe daran, hysterisch zu lachen.
Ich bringe dich um
, dachte sie in ohnmächtiger Wut.
Aber vorher werde ich verhindern, dass deine Strategie aufgeht!
David blickte verdutzt auf, als Fabio, ohne anzuklopfen, in Rians Zimmer kam. »Fabio, was ist denn mit dir los?«
»Raus«, sagte Fabio zu Rian, die augenblicklich und ohne Fragen zu stellen, verschwand. »So«, fuhr er dann fort und ging langsam drohend auf den Prinzen zu. »Jetzt unterhalten wir uns.«
»Ich verstehe überhaupt nicht, was …«
David kam nicht weiter, weil Fabio ihn packte, an die Wand schleuderte, dicht an ihn herantrat und ihm den Unterarm gegen die Kehle drückte.
»Du hörst mir jetzt zu, denn ich sage das nur einmal«, zischte er.
David quollen die Augen aus den Höhlen. »Du erstickst mich …«, krächzte er. »Komm zu dir …«
»Ich bin bei mir«, stieß Fabio heiser hervor. David stieß einen unterdrückten Schmerzenslaut aus, als Fabios Hand auf seiner Brust landete – genau dort, wo die Seele schlummerte – und
zugriff
.
»Menschen werden mit Seelen geboren, sie nehmen sie als Selbstverständlichkeit. Wir aber müssen sie uns erst verdienen, und das wirst du jetzt ein für alle Mal begreifen. Als Nadjas Mann und werdender Vater trägst du eine gewaltige Verantwortung; die Tage des unbeschwerten, launenhaften Prinzendaseins sind vorbei!«
Er lockerte den Druck ein wenig, damit David, der keuchend nach Luft rang, etwas sagen konnte. »Misch dich da nicht ein«, sagte er japsend.
»Ich bin ihr Vater, ich werde mich einmischen, bis ich tot bin!«
»Das kannst du haben, alter Mann. Hier und jetzt.« David stieß den Älteren mit erstaunlicher Kraft zurück. Zorn verdunkelte seine violetten Augen, bis sie fast schwarz wurden. »Von Elf zu Elf, Fiomha.«
Fabio sammelte sich. Er merkte, dass er einen Schritt zurückgehen musste, sonst gab es ein Unglück. Er war schon zu weit gegangen. »Das geht nicht, und das weißt du genau. Um Nadjas willen.«
David zitterte. »Also dann, ich rate dir im Guten: Greif mich nie wieder so an, verstanden? Es ehrt dich, wie du für deine Tochter da bist und sie beschützt, aber deswegen werde ich nicht nach deiner Pfeife tanzen! Ich habe sehr wohl begriffen, was es bedeutet, eine Seele zu bekommen, und genau deswegen lasse ich sie im Augenblick nicht in mir wachsen! Zu viel trennt unsere Welten, und ich bin noch nicht bereit dazu, ein Mensch zu werden. Mich vollends
anzupassen!
So wie du.«
»Hör auf, ihr wehzutun!«, befahl Fabio knurrend. »Womit du zu kämpfen hast, ist deine Sache. Aber belaste Nadja nicht damit, das hat sie nicht verdient. Niemand von uns kann erfassen, was sie momentan durchmacht. Von allen verfolgt, mit einem Kind unter dem Herzen, das womöglich über die gesamte Zukunft der Elfenwelt entscheidet! Glaubst du nicht, dass sie mehr belastet ist als andere und Unterstützung braucht?«
»Nicht alle verfolgen sie«, antwortete David barsch. »Und jetzt geh, zwischen uns ist alles gesagt.«
Fabio ging tatsächlich zur Tür. »Ich warne dich, David«, wiederholte er ernst. »Momentan mag alles gesagt sein, aber es ist nichts geklärt. Bring das in Ordnung, sonst komme ich wieder!«
Nadja hatte sich wieder vor den Fernseher gesetzt. Sie wollte jetzt nicht denken, sondern einfach nur den Kopf freibekommen und sich wieder beruhigen. Als sie hörte, wie sich die Tür öffnete, drehte sie sich nicht um. »Lasst mich in Ruhe, alle!«, rief sie. »Ich will niemanden sehen!«
»Nadja
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