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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Weile, so etwas zu verkraften, und wahrscheinlich noch länger, es auch zu glauben.« Sie hob rasch die Hand, als Pia sie unterbrechen wollte. »Und bevor du dich da in etwas hineinsteigerst, Piamäuschen – ich habe kein Wort gesagt, jedenfalls nicht von mir aus. Er hat mich gefragt, wer Ter Lion ist.«
    »Hm«, machte Pia.
    »Du warst wirklich ungerecht zu ihm.« Alica hatte anscheinend großen Spaß daran, weiter auf diesem Thema herumzureiten. »Immerhin ist er dein ältester und bester Freund. Sagst du jedenfalls immer.«
    »Ein Freund, genau« polterte Pia. »Mehr nicht! Verdammt, ich kenne ihn länger als mich selbst! Er war immer nur mein Freund!«
    »Und du bist nie auf den Gedanken gekommen, dass der Junge scharf auf dich sein könnte?«, fragte Alica spöttisch.
    »Jesus?« Pia schüttelte heftig den Kopf. »Lächerlich!«
    »Pfff«, machte Alica. »Das ist lächerlich. Jesus ist vielleicht nicht der Hellste, aber er ist ein Mann, und du bist ein verdammt hübsches Mädchen. Glaubst du etwa, er hätte keine Augen im Kopf ?«
    Nein, das glaubte Pia nicht. Aber sie musste gestehen, dass sie niemals auf die Idee gekommen wäre, dass Jesus mehr als … nun ja, eben Freundschaft für sie empfand.
    »Weißt du, Jesus hätte es bestimmt verstanden, wenn es ein anderer gewesen wäre. Ein Elb, oder meinetwegen einer von den Knirpsen aus WeißWald. Meinetwegen sogar Gamma Graukeil. Aber ausgerechnet Ter Lion?« Sie schüttelte heftig den Kopf. »Versuch dir doch nur mal vorzustellen, wie sich der arme Kerl gefühlt haben muss! Jeder hier weiß, wer Ter Lion war, und wir haben eine Menge Leute bei uns, die ihn gekannt haben. Wie glaubst du, haben sie reagiert, als sie ihn gesehen haben? Und was glaubst du, haben sie ihm erzählt?«
    Das konnte sich Pia lebhaft vorstellen. Trotzdem: »Was hat das mit dieser albernen Eifersuchtsszene zu tun?«
    Alica sah sie an, als zweifelte sie an ihrem Verstand, schüttelte noch einmal den Kopf und seufzte tief. »Und ich dachte wirklich, du wärst die Klügere von uns beiden. Versuch dich doch mal in den armen Kerl hineinzuversetzen, Liebes! Er kennt dich seit – wie lange? Zehn Jahren? Fünfzehn? Egal! Seit einer Ewigkeit jedenfalls. Vielleicht wart ihr früher mal wirklich nur Freunde, aber ich verwette meine nicht mehr ganz unschuldige Seele, dass er dich seit etlichen Jahren nicht mehr nur als Sandkastenfreundin anguckt, auch wenn du es nicht gemerkt hast. Natürlich weiß er, dass er nie die Chance haben wird, mehr als ein freundschaftliches Küsschen auf die Wange von dir zu bekommen, und wahrscheinlich hat er sich auch schon längst damit abgefunden, dass es irgendwann einen anderen geben wird, der all das kriegt, wovon er nicht mal zu träumen wagt.«
    Sie hob die Schultern, zog ihr Feuerzeug und einen filterlosen schwarzen Zigarillo hervor und zündete ihn an. Sie hustete kehlig und wedelte mit der Hand vor dem Gesicht herum, ehe sie fortfuhr. »Das wäre in Ordnung gewesen, weißt du? Jesus ist vielleicht nicht der Hellste, aber ganz blöd ist er auch nicht. Wäre es Brack gewesen, oder Schwert Torman oder irgendwer ... aber ausgerechnet Ter Lion? Pia, es kann nicht dein Ernst sein, dass du das nicht verstehst! Du hast ihn praktisch mit sich selbst betrogen! Ter Lion war er, das ist dir doch klar, oder etwa nicht? Er war er, und er hat alles bekommen, was du ihm niemals gegeben hättest! Und du fragst im Ernst, warum er so reagiert?«
    Ganz instinktiv setzte Pia zu einer noch geharnischteren Antwort an, doch alles, was ihr auf der Zunge lag, blieb ihr buchstäblich im Halse stecken, als sie begriff, dass Alica recht hatte, mit jedem einzelnen Wort. Sie starrte sie nur betroffen an. Wie hatte sie nur so blind sein können? Sie hatte den Ausdruck in Jesus’ Augen doch gesehen!
    »Oh«, murmelte sie schließlich nur.
    »Ja.« Alica nickte heftig und blies eine übel riechende Qualmwolke in ihre Richtung.
    Es gelang Pia nicht ganz, den Hustenreiz zu unterdrücken, aber sie sparte sich jede entsprechende Bemerkung, wedelte nur demonstrativ mit beiden Händen vor dem Gesicht herum und machte dann auf dem Absatz kehrt. Mit einem Male hatte sie es sehr eilig.
    »Ich glaube, ich sollte mich bei Jesus entschuldigen.«
    »Jederzeit, aber nicht jetzt.« Alica stand auf, wobei sie eine Spur aus weißer Zigarilloasche auf der mit Gold durchwirkten kostbaren Bettwäsche hinterließ. »Ich bin nicht nur gekommen, um dir den Kopf zu waschen, Süße, obwohl es weiß Gott an der Zeit

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