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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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war.
    Kukulkan war nichts als ein alter Indianer mit einem komischen Namen, ein Schamane, Medizinmann, Zauberer oder wie auch immer seine korrekte Bezeichnung hier lauten mochte, und er war sicherlich alt und sehr erfahren und hatte in seinem Leben eine Menge erstaunlicher Dinge gesehen, aber mehr eben auchnicht. Wäre er ein magisches Wesen – etwa wie der Sith – gewesen, sie hätte es gespürt. Und seine Begleiterin ...
    Nein, sie wusste es nicht.
    »Alkalde?«, fragte Alica nach einer kleinen Ewigkeit und mit leiser, zitternder Stimme in das immer unbehaglicher werdende Schweigen hinein.
    Kukulkan reagierte nicht. Er sah sie weiter an, und jetzt war Pia sicher, dass sein Blick nicht nur auf ihre Augen gerichtet war. Da war etwas wie eine dünne, körperlose Hand mit viel zu vielen Fingern, die in sie hineingriff, behutsam suchte und tastete und Dinge zum Vorschein brachte, die sie selbst nicht über sich wusste und vielleicht auch gar nicht wissen sollte.
    »Alkalde?«, fragte Alica noch einmal. Jetzt war ein sachter, aber deutlich alarmierter Unterton in ihrer Stimme.
    »Sie ... ist es nicht«, murmelte der alte Mann.
    Alica sog hörbar erschrocken die Luft zwischen den Zähnen ein, und obwohl Pia nicht einmal in ihre Richtung sah, konnte sie spüren, wie blass sie wurde, und sowohl der Sith als auch Gamma Graukeil drehten mit einem Ruck den Kopf und starrten den Alkalden aus aufgerissenen Augen an. Nur Isabel zeigte nicht die mindeste Reaktion.
    »Und zugleich ... ist sie es doch«, fuhr Kukulkan fort. Noch immer hielt sein Blick Pias Augen fest wie die Hand eines Riesen ein schwaches Kind, und das Suchende, Tastende darin wurde immer deutlicher und unangenehmer; jetzt war es tatsächlich wie eine körperliche Berührung, die aber in ihr war und Pia allmählich den Atem abzuschnüren begann.
    »Verzeiht, Kukulkan«, murmelte Alica hilflos. »Aber ... was ... was meint Ihr damit?«
    »Sie ist nicht die Vorhergesagte«, flüsterte Kukulkan. »Eiranns Kraft ist nicht in ihr.« Er hob die Hand, als Alica zu einer Frage ansetzen wollte. »Und doch spüre ich die Kraft der alten Götter.
    Ich bin ...«
    Er schüttelte verstört den Kopf, und sein gewaltigerFederschmuck raschelte wie das Kleid eines großen, sterbenden Vogels. »Wer bist du?«
    »Ich … verstehe nicht«, murmelte Pia hilflos.
    »Wer bist du, Kind?«, wiederholte Kukulkan. Wieder raschelte sein Federschmuck – sogar noch lauter und unheimlicherweise, ohne dass er sich auch nur im Mindesten bewegt hatte. Erst nach weiteren endlosen Sekunden hob er die Hand und trat zugleich einen weiteren Schritt auf sie zu. Pia wollte instinktiv um die gleiche Distanz vor ihm zurückweichen, aber die hohe Lehne des Stuhles verhinderte es, und selbst wenn es nicht so gewesen wäre, hätte sie sich nicht bewegen können. Der Blick dieses uralten Indios bannte sie nach wie vor. Selbst das Atmen machte ihr mit einem Mal Mühe. Gerade als sie hereingekommen waren, hatte sie den Sith für das unheimlichste Wesen gehalten, das ihr jemals begegnet war, aber nun war sie nicht mehr sicher. Sie versuchte seiner Begleiterin einen Hilfe suchenden Blick zuzuwerfen, aber Kukulkans Bann hielt sie unerbittlich fest.
    »Wer bist du?«, fragte er noch einmal. Seine Finger fühlten sich trocken und hart wie altes Pergament an, als wäre schon lange kein Leben mehr in ihnen, als sie langsam über ihre Stirn strichen, an ihrer Wange und ihrem Hals hinabglitten und ihren Weg fortsetzten, um sich dann wieder zurückzuziehen, gerade bevor sie ihre Brust berühren konnten.
    »Da … ist etwas«, murmelte er. »Du bist es und doch auch wieder nicht. Das ist ... verwirrend.«
    »Ja, das finde ich auch«, sagte Pia lahm.
    Kukulkan ließ die Hand endgültig sinken, trat einen Schritt zurück und schüttelte verwirrt den Kopf. Seltsamerweise raschelte sein Federschmuck diesmal nicht, aber Pia hatte das unheimliche Gefühl, einen Schatten zu gewahren, der eifersüchtig den Platz des fehlenden Geräusches einnahm.
    »Ich muss … das Orakel befragen«, murmelte der Alkalde. Einen halben Atemzug lang starrte er Pia noch aus seinen unheimlichen Augen an, dann fuhr er auf dem Absatz herum undstürmte regelrecht davon. Nur eine halbe Sekunde später folgten ihm seine Begleiterin und schließlich der Sith auf seine unheimliche flackernde Art, und als Letzter sprang auch Gamma Graukeil mit einem hörbaren Plumpsen von seinem Stuhl herunter, blickte sie noch einmal kopfschüttelnd – und ganz und gar

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