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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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habe …«, sagte sie mit schlechtem Gewissen.
    Der Schattenelb deutete eine Verbeugung an. Gerade so. »Ihr erinnert Euch an mich, Erhabene. Das ehrt mich. Mein Name ist Farlan.«
    Sie erinnerte sich an dieses Bild: eine Klinge aus geschliffenem Diamant, die durch die Kehle eines schuppigen Ungeheuers fuhr und warmes Blut über ihre Finger sprudeln ließ ...«
    »Es tut mir leid, Farlan.«
    »Was, Erhabene?«
    »Nicht Erhabene«, sagte sie rasch. Aus seinem Mund kam ihr dieses Wort plötzlich wie ein Fluch vor. »Nennt mich Gaylen.« Viel lieber hätte sie Pia gesagt, aber damit hätte er wahrscheinlich nichts anfangen können.
    »Gaylen«, wiederholte er.
    »Und ich meine das ehrlich, Farlan. Ich bedauere aufrichtig, was ich deinem Tier angetan habe … Ich bedauere das zutiefst, bitte glaub mir das. Ich wollte es nicht. Ich dachte, dein Tier würde mich angreifen.«
    »Das weiß ich, Erha... Gaylen«, antwortete Farlan »Es war meine Schuld. Ich hätte Sarresh zurückhalten müssen. Ich wusste, wie wild sie ist.«
    Für einen kurzen Moment wollte sich so etwas wie Erleichterung in ihr breitmachen, doch dann begriff sie, dass der Mann ihr keineswegs wirklich vergeben hatte – oder vielleicht doch, aber das war bedeutungslos, denn schließlich blieb ihm gar keine andere Wahl, wenn sie bedachte, wer er war und wer sie war. Da war eine Bitterkeit in seiner Stimme, die er nicht ganz unterdrücken konnte, sosehr er es auch versuchte. Sie musste wieder an das denken, was Alica ihr über die Tiere und ihre Reiter erzählthatte, und aus ihrem schlechten Gewissen wurde etwas noch viel Schlimmeres.
    Sarresh. Er hatte diesem Tier sogar einen Namen gegeben, wie ein Reiter seinem treuen Pferd. Pia versuchte vergeblich zu verstehen, wie man für diese gepanzerten Bestien so etwas wie Sympathie empfinden konnte. Ihr machten sie nur Angst. Aber wer war sie, sich ein Urteil darüber anzumaßen?
    »Es tut mir leid, Farlan«, sagte sie noch einmal. »Ich hoffe, du kannst mir irgendwann einmal verzeihen. Vielleicht wenn du ein neues Tier bekommen hast und –« Sie sprach nicht weiter, als sie den Ausdruck in seinen Augen sah und sich daran (und wieder einmal zu spät) erinnerte, was Alica noch über die Tiere und ihre Reiter erzählt hatte, und wechselte dann abrupt das Thema. Jeder weitere Versuch, sich bei ihm zu entschuldigen oder ihn gar trösten zu wollen, hätte es nur schlimmer gemacht.
    »Wieso ist es so still? Wo sind all die Leute?«
    »Es ist spät in der Nacht, Gaylen«, antwortete der Schattenelb, fügte aber auch fast sofort und im Tonfall einer Entschuldigung hinzu: »Aber Ihr habt natürlich recht: Es ist viel zu ruhig. Deswegen bin ich auch herausgekommen, um nachzusehen.« Er deutete ein Achselzucken an. »Wahrscheinlich sind sie alle betrunken. Es gab gestern Abend ein großes Fest.«
    Daran konnte sie sich gar nicht erinnern ... aber gut, wenn sie es genau nahm, dann konnte sie sich überhaupt nicht an den zurückliegenden Abend erinnern, nach der chemischen Keule, mit der Ixchel sie ausgeknockt hatte.
    »Schon wieder? Kukulkans Leute scheinen gerne zu feiern.«
    »Irgendeinen Grund finden sie immer«, bestätigte Farlan. »Und wenn es keinen Grund gibt, dann feiern sie eben das.« Ein flüchtiges Lächeln huschte über seine Lippen und war wieder verschwunden. »Sie sind ziemlich trinkfest, diese kleinen Kerle. Selbst die Zwerge aus Ostengaard können sich eine Scheibe davon abschneiden, aber es sind auch die tapfersten Krieger, denen ich jemals begegnet bin. Ich bin froh, dass sie auf unserer Seite stehen.«
    Im ersten Moment hatte sie fast Mühe, dem Schattenelb zu glauben. Farlan war nicht der größte Mann, den sie in Eiranns kleinem Heer gesehen hatte, und trotzdem überragte er die kleinwüchsigen Indios fast um das Doppelte. Aber er sah nicht so aus, als würde er einen Scherz machen. Sie wusste ja nicht einmal, ob die Schattenelben überhaupt so etwas wie Humor hatten. Vielleicht sollte sie sich ab und zu vor Augen führen, dass sie den Menschen zwar schon fast beunruhigend ähnlich sahen, aber doch keine waren.
    »Was hast du gerade gemeint, als du gesagt hast, ich solle das nicht tun?«, fragte sie.
    Farlan deutete auf die Pyramide. »Ich habe beobachtet, wie Ihr den Tempel angesehen habt. Euer Gefährte ist dort oben.«
    »Und?« Fast hätte sie ihm widersprochen, als er Jesus als ihren Gefährten bezeichnete, konnte sich aber gerade noch beherrschen. Grund für dummes Gerede würde sie den Leutchen

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