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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zeichnet keine Karten. Es kennt sein Land.«
    Ja, es hätte ja auch einmal irgendetwas ganz einfach sein können.
    Pia seufzte lautlos, wandte sich wieder dem Pergament zu und versuchte, dem verwirrenden Durcheinander aus Linien und Symbolen irgendeinen Sinn abzugewinnen. »Wo sind wir?«, fragte sie.
    Eirann deutete auf ein zwar winziges, aber akribisch genau gezeichnetes Zelt neben einer gewundenen blauen Linie, und Pia gab sich selbst eine weitere Sekunde, in der sie sich einfach nur ein bisschen blöd vorkam, bevor sie sich zusammenriss und noch einmal genauer hinsah. Jetzt, einmal darauf aufmerksam geworden, fiel es ihr nicht schwer, dem Verlauf des gezeichneten Flusses genauso mit Blicken zu folgen, wie sie es heute Morgen auf Flammenhufs Rücken mit dem richtigen Fluss getan hatte. Die konzentrischen Kreise darüber – erschreckend weit darüber – mussten wohl die Berge sein, und nach einigem weiteren Suchen meinte sie sogar das Hochplateau zu erkennen, auf dem sich das Lager befand. Auf den allerersten Blick erweckte sie tatsächlich nicht den Eindruck, aber wenn man genauer hinsah, dann war diese Karte alles andere als unpräzise. Pia fragte sich, ob das wirklich ein Zufall war. Und ob Eirann es wirklich nicht wusste.
    Ihr Zeigefinger folgte der blauen Linie, wich dann nach links ab und glitt wieder ein Stück in die entgegengesetzte Richtung, bis er am Fuß der gezeichneten Berge verharrte. »Ungefähr hier«, sagte sie. »Aber genauer kann ich es wirklich nicht sagen. Von oben sieht alles vollkommen anders aus.«
    »Ein Halbtal, zwischen zwei Bergen.« Der Zwerg mit derKnollennase war zwischen sie getreten und reckte den Hals, um über die Tischkante hinweg einen Blick auf die Karte zu werfen. »Das macht Sinn.«
    »Ich dachte, ihr Zwerge kennt euch nur unter der Erde aus«, sagte Alica spöttisch.
    »Steine sind Steine«, erwiderte Felsenhammer. »Gleich ob über oder unter der Erde. Zeigt mir einen Berg von unten, und ich sage Euch, wie er von oben aussieht.« Er nickte bekräftigend, schlug dabei mit dem Kinn auf der Tischplatte auf, und alle (außer Alica) waren dezent genug, um so zu tun, als hätten sie nichts gemerkt. »Zeigt mir zwei Berge, und ich sage euch, wo ein Pfad hinaufführt«, fügte er hinzu. »Na ja, so ungefähr wenigstens.«
    »Dann solltet Ihr Euch vielleicht mit Prinzessin Gaylen zusammentun, und ihr beide gemeinsam erklärt uns, wo wir so ungefähr wenigstens angreifen müssen«, sagte Landras säuerlich.
    »Bitte!« Es war ausgerechnet Alica, die besänftigend die Hand hob. »Wir befinden uns auf unbekanntem Terrain, Schild. Auf potenziell feindseligem Terrain. Versuchen wir mit dem klarzukommen, was wir haben, und nicht über das zu jammern, was wir gerne hätten.« Sie wandte sich ernsten Blickes an Ixchel. »Euer Volk zeichnet keine Karten, Ixchel, aber es ist bekannt dafür, seine Heimat zu kennen. Gut genug, um keine Karten zu brauchen.«
    »Dies hier ist nicht mehr unser Land«, sagte Ixchel bedauernd. »Ich schicke meine besten Späher aus, aber das ist alles, was ich im Moment tun kann.«
    Der Einwand irritierte Pia. Sie hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, dass Ixchel nicht nur mitgekommen war, um sie zu bemuttern und ihr ab und zu eine Standpauke zu halten, sondern auch als Stellvertreterin Kukulkans und Kommandeurin seiner Truppen.
    »Das allein wird nicht reichen«, sagte Landras. Er wies missmutig auf die Karte. »Eure Späher brauchen einen Tag, nur um dorthin zu gelangen, und noch einmal so lange für den Rückweg. So viel Zeit bleibt uns nicht.«
    »Ich kann noch einmal mit Flammenhuf losfliegen«, sagte Pia, »aber er ist erschöpft und braucht Zeit, um sich zu erholen.«
    »Ach, nur er?«, fragte Alica.
    Pia ignorierte sie. »Morgen bei Sonnenaufgang.«
    »Womit wir einen weiteren Tag verlieren«, grollte Landras. Er schüttelte zornig den Kopf. »Wir irren seit einer Woche durch diese Wälder, ohne auch nur einen einzigen Ork zu Gesicht bekommen zu haben. Dort draußen im Land sterben Menschen, in jeder Minute, in der wir hier stehen und diskutieren.«
    »Und was schlagt Ihr vor?«, fragte Eirann.
    »Auf jeden Fall nicht hierbleiben und untätig darauf warten, dass etwas geschieht.« Landras machte ein abfälliges Geräusch. »Oder dass sich ein Pferd erholt.«
    Zu Pias Überraschung reagierten weder Alica noch Eirann auf diese Bemerkung. Lediglich Ixchel sagte sanft:
    »Ich habe mir den Pegasus angesehen, Schild. Das Tier ist vollkommen erschöpft …

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