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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mit einer Geste, ihr zu folgen, von der Pia gar nicht so genau wissen wollte, ob sie einladend oder nicht viel eher befehlend gemeint war.
    Sie gingen los, allerdings sehr langsam. Auch das war ungewöhnlich, fand Pia, denn trotz ihres Alters bewegte sich Ixchel normalerweise so schnell, dass selbst deutlich Jüngere oft genug ihre liebe Not hatten, mit ihr Schritt zu halten. Man hätte meinen können, dass sie versuchte, Zeit zu schinden … aber wozu?
    »Worüber wolltest du mit mir denn so dringend reden?«, fragte sie.
    »So dringend ist es nicht«, behauptete Ixchel in einem Tonfall, der (schmeichelhaft ausgedrückt) wenig überzeugend war. »Dennoch sollten wir es tun. Wir nähern uns unserem Ziel, und es wird Zeit, an deine Rückkehr zu denken.«
    »Rückkehr?« Pia blieb stehen. »Wohin?«
    »Nach Chichen Itza, Kind«, antwortete Ixchel, und wäre Pianicht viel zu überrascht gewesen, dann wäre ihr sicherlich aufgefallen, dass sie weder die Stadt der Großen Schlange noch Chicken Pizza sagte, sondern einen Namen benutzte, den sie eigentlich gar nicht kennen konnte.
    »Rückkehr?«, murmelte sie noch einmal. »Wieso?«
    Ixchel machte eine Kopfbewegung hinter sich. »Du hast Schild Landras gehört, und du hast gefragt, ob diese Männer in die Schlacht reiten«, sagte sie. »Heute sicher nicht, aber wenn es nach Schild Landras geht, dann wohl spätestens morgen ... und wenn es nicht nach ihm geht, wohl auch, fürchte ich, oder doch spätestens am Tag danach. Dieses Lager wird bald zu einem Feldlager werden, Kind, und der Ort oben in den Bergen, von dem du uns erzählt hast zu einem Schlachtfeld. Das ist kein Platz für eine Frau.« Sie ging weiter. »Und schon gar nicht für eine Mutter.«
    »Ich dachte, darüber hätten wir schon gesprochen«, seufzte Pia.
    »Über etwas geredet zu haben, heißt nicht ganz automatisch, sich auch geeinigt zu haben«, erwiderte Ixchel lächelnd.
    »Keine Sorge«, knurrte Pia. »Ich habe nicht vor, mit dem Schwert in der Hand in vorderster Linie in die Schlacht zu reiten.«
    »Und du gibst mir dein Wort, stillzuhalten, wenn deine Freunde in Gefahr geraten?« Isabel beantwortete ihre eigene Frage mit einem Kopfschütteln. »Es wird zum Kampf kommen, Gaylen, und auch wenn ich überzeugt bin, dass wir siegen werden, so würde uns doch jeder Mann bitter fehlen, den wir zu deinem Schutz hier zurücklassen müssten.«
    Pia wollte gar nicht mehr darauf antworten. Sie hatten dieses Gespräch – wenn auch vielleicht nicht ganz so intensiv – schon etliche Male geführt, und es würde jetzt zu keinem anderen Ergebnis führen als zuvor. Ixchel hatte ja vollkommen recht ... aber sie dachte gar nicht daran, sich wie ein dummes Kind wegschicken zu lassen, nur weil Mama Ixchel der Meinung war, es könnte ein bisschen gefährlich werden.
    Sie betraten das Zelt, und Pia registrierte ohne die leiseste Überraschung, dass weder von Jesus noch von Farlan irgendetwas zu sehen war. Sie stellte den Mädchen sogar eine entsprechende Frage, doch sowohl Maxi als auch ihre Zwillingsschwester (die sie immer noch nicht richtig auseinanderhalten konnte, selbst wenn sie direkt vor ihr standen) schienen plötzlich ihrer Sprache nicht mehr mächtig zu sein, und Pia ritt auch nicht weiter auf dem Thema herum, um sie nicht unnötig in Verlegenheit zu bringen. So oder so würde sie nicht ewig hierbleiben, aber die beiden Mädchen mussten auch danach noch mit Ixchel leben.
    Außerdem war es gar nicht nötig. »Du willst mir also nicht sagen, wo Jesus ist?«, fragte sie.
    »Von wollen kann gar keine Rede sein«, antwortete Ixchel. »Ich weiß es nicht.«
    »Weil er vermutlich gerade mit irgendetwas beschäftigt ist, wovon ich lieber nichts wissen soll, nehme ich an«, fuhr sie stirnrunzelnd fort. »Aber ich denke, ich finde ihn auch so.«
    Sie ging zu der Truhe, in der sie ihre Kleider aufbewahrte, nahm die Stiefel heraus und hüpfte einen Moment lang ungeschickt auf einem Bein herum, bis sie es schließlich aufgab und sich auf die Bettkante sinken ließ, um sie anzuziehen. Sonja und Maxi machten keine Anstalten, ihr zu helfen (obwohl es sie normalerweise schon all ihre Überredungskunst kostete, sie auch nur allein aufs Klo gehen zu lassen), und auch Ixchel sah sie eindeutig verständnislos an. »Verrätst du mir, was du vorhast, mein Kind?«, fragte sie.
    »Ich suche Jesus«, antwortete Pia. »Ter Lion.« Sie stand auf, ging zum Ausgang und blieb dann noch einmal stehen, als Ixchel tatsächlich den Arm

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