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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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der brannte, war das rote Lodern schon aus großer Entfernung zu sehen und wies ihnen einen Weg, von dem sich Pia insgeheim eingestand, dass sie ihn von sich aus wohl niemals gefunden hätte: Ein gutes Stück nördlicher und auch deutlich näher, als sie es erwartete. Flammenhuf mochte ja das schnellste (und einzige) fliegende Pferd der Welt sein, aber als Spurensucher war er eine glatte Niete.
    Sie landeten am vorderen Ende der auseinandergebrochenen Karawane, die aus sieben oder acht großen Planwagen bestand, einschließlich des einen, der auf die Seite gestürzt war und in hellen Flammen stand. Darüber hinaus sah sie erstaunlich wenig Spuren des mörderischen Kampfes, der hier ganz offensichtlich stattgefunden hatte – sah sie einmal davon ab, dass die Wagen kreuz und quer dastanden, und von den zahlreichen Leichen.
    Jesus ließ sich von Flammenhufs Rücken gleiten und verschwand wortlos in Richtung des ersten Wagens, doch Pia blieb noch einen Moment auf dem Pegasus sitzen, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Der Kampf konnte noch nicht lange zurückliegen, wie nicht nur der brennende Wagen bewies. Nur ein kleines Stück entfernt lag ein enthaupteter Ork in einer dampfenden roten Lache, und auch eines der Zugtiere, die vor den umgestürzten Wagen gespannt waren, lebte noch und gabseinem Schmerz mit einem lautstarken Schnauben Ausdruck. Der Geruch nach Blut und Tod mischte sich in den Gestank von brennendem Holz und verkohlendem Fleisch. Ganz weit weg, gerade noch am Rande des Hörbaren, glaubte sie Kampflärm zu vernehmen, war aber nicht ganz sicher. Wie es aussah, waren sie nur um wenige Minuten zu spät gekommen.
    Aber das machte es eher schlimmer.
    Flammenhuf schnaubte nervös, als der Wind drehte und einen Funkenschauer und fettigen schwarzen Qualm in ihre Richtung wehte, und Pia hielt den Pegasus an und glitt von seinem Rücken. Flammenhuf entfernte sich rasch ein paar Schritte rückwärts gehend, breitete die Schwingen aus und verschwand mit einem gewaltigen Satz in der Nacht. Pia legte ganz instinktiv die Hand auf den Schwertgriff, bevor sie weiterging. Eiranns Zorn schien ganz sachte unter ihrer Berührung zu vibrieren, fast, als spürte die magische Klinge die Gewalt, die diesen Ort noch kurz zuvor heimgesucht hatte.
    Sie zog die Hand wieder zurück und entdeckte Jesus in der Nähe des brennenden Wagens, wo er in etwas wie ein (sehr einseitiges) Streitgespräch mit einer Gestalt in schwarzem Eisen und mit nur einem Ohr verwickelt war – was nichts anderes bedeutete, als dass er heftig gestikulierend auf Landras einredete, während der Schild ihn nur mit vollkommen regloser Miene anstarrte und zuhörte; und vielleicht noch nicht einmal das.
    Sie musste weiteren Leichen ausweichen, um ihr Ziel zu erreichen – mindestens einem Dutzend, allein auf dem kurzen Stück. Einige davon sahen aus, als wären sie nicht durch das Schwert gestorben, sondern von grässlichen Zähnen und Klauen regelrecht in Stücke gerissen worden. Vermutlich waren sie es auch.
    »Gut, dass ihr kommt, Gaylen«, begrüßte sie Landras, ohne auf Jesus’ anhaltenden Redeschwall zu achten und mit einem Gesichtsausdruck, der das genaue Gegenteil behauptete. »Euer Leibwächter scheint nicht –«
    »Ter Lion«, unterbrach ihn Pia kühl, »ist nicht nur meinLeibwächter, Schild. Und ich weiß nicht, welche Frage er Euch gestellt hat, aber ich nehme einfach einmal an, dass es dieselbe ist, die auch mich interessiert: Was zum Teufel habt Ihr getan?«
    »Was getan werden musste«, antwortete Landras.
    »Was hat er gesagt?«, fragte Jesus.
    »Auf jeden Fall hat er nicht geantwortet«, erwiderte Pia, ließ den Schattenelb dabei aber keinen Sekundenbruchteil aus den Augen. »Schild Eirann hatte verboten, diesen Wagenzug anzugreifen, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Was seine Meinung ist, nicht meine«, erwiderte Landras. »Schwert Torman hat mich hierhergeschickt, um diesen Krieg zu beenden, nicht, um neue Freundschaften zu schließen.«
    »Manchmal ist das dasselbe, wisst Ihr?«, antwortete sie mühsam beherrscht.
    »Was sagt er?«, wollte Jesus wissen.
    »Nichts«, erwiderte Pia. »Er zickt nur ein bisschen rum. Aber ich bin sicher, dass er Vernunft annehmen wird, wenn die erhabene Prinzessin Gaylen erst einmal mit ihm gesprochen hat.«
    Landras hielt ihrem Blick eine kleine Ewigkeit lang stand, dann zog er die linke Augenbraue hoch, streifte Jesus noch mit einem verächtlichen Blick und fuhr auf dem Absatz herum. »Folgt

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